14.01.2020

Die «Bleandastöbata» war wie ein Pranger

Die Guggenmusik Bleandastöber in Oberriet wird 35 Jahre alt. Ihr Name geht auf einen alten Brauch zurück. Der Gemeinderat verbot ihn.

Von Monika von der Linden
aktualisiert am 03.11.2022
Guggen machen Lärm mit ihrer Blasmusik. Sie tönt rhythmisch, schräg und teils jämmerlich. In Oberriet erinnert die Guggenmusik Bleandastöber an einen vergangenen Brauch. Er wurde bis in die 50er-Jahre in Oberriet und Montlingen praktiziert.Als sich die Oberrieter Gugge vor 35 Jahren formierte und erstmals an der Fasnacht teilnahm, wählte sie einen Namen, der mit einem lokalen Brauch in Verbindung steht. «Viele Leute verstehen unseren Namen nicht. Es ist interessant, davon zu erzählen», sagt Posaunist Markus Zäch. Die «Bleandastöbata» war ein Volksgericht, an dem handgreifliche Streiter in der Ehe verspottet wurden.Erschrocken über das öffentliche HeimgerichtAlois Loser kam im Jahr 1950 nach Montlingen. «Ich habe den Brauch noch erlebt», sagt er. Es war 1953, der Zuzüger war nicht eingeweiht. «Weil ich das betroffene Ehepaar kannte, war ich umso erschrockener.»Hintergrund war ein Streit zwischen zwei Eheleuten, bei dem einer von beiden tätlich geworden war. Das machten ein paar Burschen im Dorf publik. Sie rotteten sich zusammen und gingen auf eine Anhöhe – in Montlingen war es das Bergli, in Oberriet der Blattenberg.Dort lärmten sie mit Schellen, Trommeln, Pfannendeckeln und rasselnden Ketten. «Im Dorf wusste man, jetzt kommt etwas den Berg herunter. Es wird wieder jemand bestraft», sagt Alois Loser. Die selbst ernannten Richter spielten die häusliche Szene nach. Einer stellte den Geprügelten dar, heulte und winselte laut. Es ertönte Schüsse und die Burschen riefen laut: «Wär Bleandafleisch will koofa, der moass zum (hier wird der Name des Betroffenen genannt) louffa. S’Pfund för an Foaz. Wär z’schpoot kunnd, kunnd z’koaz.» Dann war es wieder mäuschenstill. «Bleandafleisch» sei billiges oder kostenloses, gar verdorbenes Fleisch gewesen.Die Anschuldigung hatte nicht immer gestimmtDas war die letzte «Bleandastöbata». Der Brauch war wie ein Pranger und es wurde gegen ihn geklagt. «Es hat nicht immer gestimmt, was die Burschen behaupteten. Es war nicht gerecht», sagt Alois Loser. Der Gemeinderat verbot die Tradition im Jahr 1953. «Fortan baute man auf die Gerichte.»Markus Zäch erachtet es als richtig, dass die Selbstjustiz heute nicht mehr ausgeübt wird. «Damals hatte sie vielleicht ihre Berechtigung und war ein Mittel, um auf eine geschlagene Person aufmerksam zu machen», sagt er. Aber auch heute solle man nicht wegschauen, falls jemand geplagt werde, sagt er. Nicht Selbstjustiz zu üben, sondern die Polizei zu informieren, sieht der Guggenmusiker als richtig an.Eine abgeschwächte Form der «Bleandastöbata» ist die Schnitzelbank. Sie hat zwar nichts mit dem vergangenen Brauch zu tun, zeigt aber manchen Fauxpas auf. «Auf unserer Beizentour an der Fasnacht gibt es auch eine Schnitzelbank», sagt Markus Zäch. «Wir bleiben aber lustig und werden nicht gemein.»Gugge BleandastöberDie Guggenmusik Bleandastöber feiert ihr 35-jähriges Bestehen. Am Samstag, 18. Januar, begeht sie den Geburtstag in der Mehrzweckhalle Burgwies in Oberriet. Ein Buntes Maskentreiben und schränzender Fasnachtssound werden die Stimmung auf den Höhepunkt treiben. Zum ersten Mal hörte man 1981 schräge Töne aus einer verbeulten Posaune, unterstützt von Trompeten und Trommeln, am Kinderumzug in Oberriet. Vor 35 Jahren entschlossen sich die Bleandastöber offiziell, als Guggamusig an fasnächtlichen Aktivitäten aufzutreten. Von da an ging es Schlag auf Schlag. Passend zum Motto der Bleanda- stöber wird die Mehrzweckhalle in einen magischen Dschungel verwandelt. Zahlreiche Gugger aus der Region lassen es sich nicht nehmen, die Dschungelparty mitzufeiern: Räbafäger Altstätten, Burgtätscher Rebstein, Rhii Jooli Rüthi und Törggabenglar Oberriet.Um 19.30 Uhr wird die Halle für Gäste ab 18 Jahren geöffnet. Tickets gibt es an der Abendkasse. Einfallsreiche Verkleidungen zum Thema «Magic Jungle» sind erwünscht, es gibt eine Maskenprämierung.

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