Zu Ostern wurde vielen von uns wieder einmal bewusst, dass die meisten Feiertage in der Schweiz auf christlichen Festen beruhen. Doch worum geht es da jeweils? Die Weihnachtsgeschichte kriegen viele von uns noch hin, bei Karfreitag und Ostern ist das schon etwas anspruchsvoller und spätestens bei der Pfingstgeschichte müssen auch viele Christen die Segel streichen. Gleichzeitig meinen viele von uns, die Bibel doch irgendwie zu kennen. Dabei fallen den meisten Namen und Fragmente von Geschichten ein, die sie einmal gehört haben. Doch die Bibel hat so viel mehr zu bieten und ist ein so umfassendes Buch, da sie eben nicht durch einen Autor in einer Lebenszeit geschrieben wurde, sondern in mehr als 1500 Jahren langsam entstand. Und in dieser Zeit sind jede Menge spannende, aufrührende und auch seltsam anmutende Texte in die Bibel eingeflossen. Da rammt eine jüdische Frau dem fremden Kriegsherrn im Schlaf einen Zeltpflock durch den Schädel oder es zerstückelt ein Mann seine Nebenfrau. Nicht als Verbrechen, sondern als Botschaft, um zu zeigen wie schändlich der Stamm Benjamin ist. Beides ist übrigens im Richterbuch zu finden. Da verflucht der Prophet Elisa die Jugend von Bethel und lässt 42 von ihnen durch zwei Bären reissen, weil sie ihn verspottet haben. So zumindest tönt es im zweiten Buch der Könige. Es gibt wunderschöne und erschreckende Visionen der Propheten und fast schon märchenhaft anmutende Legenden wie die im Buch Jona, der drei Tage im Bauch eines Wals reist. Auch im Neuen Testament finden sich immer wieder Textstellen, die einen zum Nachdenken bringen oder auch überrascht ausrufen lassen. So zum Beispiel, wenn Jesus von sich sagt, dass er nicht gekommen sei, den Frieden zu bringen, sondern das Schwert, wie er es im Matthäusevangelium tut. Oder wenn er sich nach Johannes als Tür bezeichnet; ein Bild, das wir nicht so häufig für Jesus verwenden. In den paulinischen Briefen zeigen sich göttliche Botschaft und menschlicher Kleingeist zu gleichen Teilen, und die sprichwörtlichen sieben Siegel tauchen genauso wie Drachen, menschengrosse Skorpione, Naturkatastrophen oder herabstürzende Meteoriten im Buch der Offenbarung auf. Vielleicht haben Sie ja Lust bekommen, bei der einen oder anderen Stelle nachzuforschen, was sich hinter der Geschichte verbirgt. Aber auch, wenn manche Texte nicht einfach oder sofort zu verstehen sind, ein Buch mit sieben Siegeln ist die Bibel nicht. Dafür kann man sie viel zu leicht aufschlagen und anfangen zu lesen.Jens MayerPfarrer in Balgach