08.02.2022

Die Bernecker Schnitzelbank hat ausgedient

Mit der Bernecker Schnitzelbank ist nach sechzig Jahren Schluss. Die beliebte Fasnachtsunterhaltung wird es dieses Jahr nicht mehr geben. Bei den Schnitzelbänkler-Gruppen hat sich Amtsmüdigkeit breitgemacht.

Was waren das für schöne und fröhliche Abende, wenn die Schnitzelbankgruppen durch die Bernecker Nur-knapp-an-einer-Haube-vorbei-Gastronomie zogen, wenn sie ursprünglich im "Hirschen" und im "Drei-König"-Saal, später dann auch im "Ochsen", in der "Maienhalde", der "Braui", im "Rössli" und in der "Traube" nach Basler Muster ihre Sechszeiler vortrugen.Sechzig Jahre gab es sieSeit 1961, also schon seit sechzig Jahren, war es im Weindorf Brauch, jeweils zu Fasnacht kuriose Ereignisse zu kommentieren oder die lieben Mitbürger, die während des Jahres verhaltensauffällig geworden waren, mit gutmütigem Spott durch den Kakao zu ziehen. Und zu jedem Sechszeiler als Pointe noch ein Helgenbild zu zeigen. Die dann von den darauf abgebildeten Zielen der Narreteien gekauft wurden.Ja, sechzig Jahre ist es her, dass Ernst Jäckli, Sohn des damaligen Gemeindeschreibers, zusammen mit Walter Jüstrich und Willi Schegg mit der Schnitzelbank GmbH die erste Gruppe gründete, die mit Trommelschlag von Wirtschaft zu Wirtschaft zog, um mit ihren Sprüchen und Gesängen die Gäste zu erheitern – oder auch zu erbosen. Aus diesen Anfängen entwickelte sich dann die bekannte alljährlich wiederkehrende Schnitzelbanktruppe.Komische und originelle NamenIm Laufe der Jahre waren es viele Gruppen, meist mit komischen und originellen Namen wie MiniSprützer, Lismernoodle, newsComer, Überfliegair, Beizefäger, Räbahäxa und die Uusgschlossene. Nicht zu vergessen Bäredräck, die Comeback-Gruppe der MiniSprützer. Aus und vorbei. Denn die Überfliegair wollten nach zwanzig Jahren nicht mehr. Und auch von den anderen Gruppen kamen Signale, dass sie nicht mehr mitmachen wollen. Vergebens waren auch die Bestrebungen der letzten Jahre, frische Gruppen zu motivieren.Obwohl ja die Organisation jedes Jahr beinahe ein Selbstläufer war. Man einigte sich auf den Fahrplan, wann welche Gruppe in welchem Restaurant sein sollte und sprach im Vorhinein die verschiedenen Sprüche ab, damit es nicht zu Wiederholungen kam. Doch das Ende der Bernecker Schnitzelbank hat nichts mit dem Organisationsaufwand zu tun."Die Schnitzelbankgruppen hatten von Jahr zu Jahr mehr Mühe, sich neu zu erfinden und den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Neue Ideen waren rar und die Vorbereitungen wurden immer zähflüssiger. Aus einer Umfrage heraus wäre nur noch die Guggemusig übergeblieben. So kamen die Schnitzelbankgruppen zum Entschluss, dass es am Besten ist, einen Schlussstrich zu ziehen“, berichten René Lei und Philipp Färber im Gespräch.Schluss mit grossen und kleinen SkandalenAlso Schluss mit den grossen und kleinen Skandalen, die es immer wieder um den Schnitzelbankabend gab. „Alle Gruppen waren immer darauf bedacht, niemanden blosszustellen. Dennoch mussten die MiniSprützer einmal sogar vor den Friedensrichter, weil sie sich über den Übernamen eines Mitbürgers lustig gemacht hatten. Und uns von den Überfliegairn wurden vom Pfarrer einmal gehörig die Leviten gelesen, als wir die Modernisierung der Kirche mit Kartoffelchips statt Hostien verlangt hatten.“Dummheiten und MissetatenWer wird ab jetzt dafür sorgen, dass die Bernecker für ihre unter dem Jahr begangenen Dummheiten und Missetaten genüsslich durch den Kakao gezogen werden? Wer weiss. Zum einen gibt es ja noch mit dem Guggemonster einen Fasnachtsevent in Berneck. Und schliesslich gibt es ja auch Untote. Vielleicht feiert die Schnitzelbank dereinst eine Auferstehung.Jedenfalls treffen sich die bisherigen Akteure und Freunde der Schnitzelbank am 1. März ab 19 Uhr im Wein Berneck zu einer „Abdankung“. Wo man Geschehenes aus sechzig Jahren Schnitzelbank Revue passieren lassen wird. Und sicher den einen oder anderen besonders lustigen Vers zum Besten geben wird. (pd)

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