Seraina HessDie negativen Schlagzeilen um den ehemaligen Vorsitzenden von Raiffeisen Schweiz, Pierin Vincenz, liessen die versammelten Genossenschafter nicht kalt. «Blick»-Journalisten, ebenso ein Kamera-Team der «Tagesschau» sind von Zürich nach Marbach gereist, um die Stimmung der GV-Besucher einzufangen. Auch Brunhilde Blaser-Herzog gab ein Interview. Sie fragte sich, ob der Verwaltungsrat das Thema vor der Versammlung wohl aufgreifen würde.Und das tat er. VR-Präsident Roger Kluser versicherte den Anwesenden, der Bereicherungs-Skandal stünde keineswegs mit Kundengeldern in Zusammenhang, ausserdem gelte weiterhin die Unschuldsvermutung. Der Schatten, den solche Negativschlagzeilen auf die Bank werfen würden, sei aber bedauerlich. Die Worte hallten jedoch nicht lange nach, zumal sich die Rebsteiner und Marbacher Genossenschafter über ein gutes Ergebnis freuen durften. An der GV wurde unter anderem die Verzinsung der Anteilsscheine verkündet: Wie in den letzten Jahren soll diese 6 Prozent betragen. Dazu geführt hatte das durchaus zufriedenstellende Jahr 2017, das Bankleiter Linus Spirig präsentierte.Hohe Bodenpreise und gesättigter WohnungsmarktDie Bilanzsumme der Raiffeisenbank Marbach-Rebstein ist um 4,17 Prozent auf 616,5 Millionen Franken gestiegen. Die Kundenausleihungen erhöhten sich um 7 Mio. Franken oder um 1,2 Prozent auf 547 Mio. Franken. Die Steigerung sei nicht mehr so markant wie 2016: «Die sehr hohen Bodenpreise und der gesättigte Wohnungsmarkt lassen die Bäume auch in Marbach und Rebstein nicht ganz in den Himmel wachsen», erklärte Spirig.Der Zuwachs bei den Kundengeldern sei mit 5,5 Prozent oder 19 Mio. Franken auf neu 359 Mio. Franken erfreulich ausgefallen. Trotz tiefer Spar-Zinsen seien Anlagen nach wie vor gefragt.Auch der Betriebsertrag der Bank hat sich wieder erhöht, und zwar auf 7,735 Mio. Franken – um 4,8 Prozent mehr als im letzten Jahr. Der Betriebsertrag setzt sich wie folgt zusammen: Der grösste Teil, nämlich 6,5 Mio. Franken, stammt aus dem Zinsengeschäft. Das Handelsgeschäft schlägt mit 0,519 Mio. Franken zu Buche, gefolgt vom Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft mit 0,514 Mio. Franken.Der Geschäftsaufwand ist um 6,5 Prozent oder um 202000 Franken auf 3,3 Mio. Franken gestiegen. Nebst dem höheren, um 8,9 Prozent gestiegenen Sachaufwand erhöhten sich auch die Personalkosten um 4,8 Prozent. Der Bruttogewinn ist um 3,57 Prozent auf 4,423 Mio. gestiegen. «Das ist ein neuer Spitzenwert», ergänzte der Bankleiter. Damit konnten 2,925 Mio. Franken in die Rückstellungen eingelegt werden. Diese betragen neu 37,2 Mio. Franken. Das anrechenbare Eigenkapital der Bank zählt per 31. Dezember 2017 47,7 Mio. Franken.Mitgliederzahl steigt immer nochNach allen Abzügen verbleibt ein Reingewinn von 635734 Franken. Davon werden 311224 Franken für die Verzinsung der Anteilscheine und 324510 Franken für die allgemeinen gesetzlichen Reserven beansprucht.Die Mitgliederzahl der Bank ist von 4216 um 62 Mitglieder auf 4278 Mitglieder gestiegen. Dies trotz der beinahe gleichbleibenden Einwohnerzahl im Jahr 2017 von 6491 Einwohnern in den Gemeinden Marbach und Rebstein.Patrick Windler wird neuer BankleiterDamit schloss Linus Spirig seine letzte Präsentation des Geschäftsabschlusses; er geht demnächst in Pension. «Ich darf in meinen über dreissig Jahren als Vorsitzender der Bankleitung von der 8-Millionen-Stubenbank bis zur heutigen 616-Millionen-Bank auf eine sehr erfolgreiche Zeit zurückblicken. Nebst der sehr guten wirtschaftlichen Zeit war das Glück des Tüchtigen immer da. Seit 1987 gab es kein Jahr, in dem wir nicht gewachsen sind.» Der Verwaltungsrat und die Genossenschafter verabschiedeten Linus Spirig würdig, sodass der Applaus nach einer kurzen filmischen Inszenierung lange anhielt. Auf Spirig folgt der 51-jährige Patrick Windler aus Goldach, der seine Banken-Karriere bei der UBS startete und bei der Thurgauer Kantonalbank fortsetzte. Um die Jahrtausendwende stiess er zu Raiffeisen, wo er diverse Kaderpositionen inne hatte.Geehrt wurden zudem die Verwaltungsräte Bernhard Halter und Roger Kluser für zwanzig aktive Jahre. Aus dem Verwaltungsrat verabschiedet wurde Guido Keel, der seinen Rücktritt gab – der übrige Rat wurde für eine weitere Amtsperiode bestätigt.