Gert BrudererAls letzten Herbst in Walzenhausen ein Swisscom-Projektleiter auftrat, entsprach das Anliegen der dort lebenden Menschen dem puren Gegenteil. In Walzenhausen, dem weitgehend strahlungsfreien Gebiet, warten viele darauf, dass es endlich von Swisscom erschlossen wird.In Eichberg dagegen sind über vierzig Einsprecher gegen die erste Antenne im Dorf, die auf dem Mehrfamilienhaus Eichpark 3 entstehen soll. Die Gegner sehen andere Standorte als weniger schlechte Alternative, berufen sich auf das «Fehlen vertrauenswürdiger Langzeitstudien», üben Kritik am auswärts lebenden Grundeigentümer, dem die Antenne Einnahmen bringt, und fragen sich, warum nicht die Gemeinde den Bau der Anlage beim Rathaus zulässt; dann käme wenigstens das Geld dem Dorf zugute.Tatsächlich wurde diese Möglichkeit geprüft, der Gemeinderat verneinte sie jedoch. Ein zu hoher Stahlrohrmast wäre nötig, und für den Gemeinderat als Bewilligungsbehörde ist es heikel, so deutlich Partei zu ergreifen.Als weitere Standorte kamen ein Hochspannungsmast und das Erholungsgebiet am Rebberg zur Sprache, von Swisscom klar verworfene Varianten. Mobilfunkantennen sind ohne triftiges Gegenargument in der Bauzone aufzustellen, ausserdem wäre der Hochspannungsmast aus technischen Gründen nicht in der ganzen Höhe nutzbar, und die Versorgung des Dorfs wäre schlechter.Mieter-Exodus «gab es noch nie»Die zwei Dutzend anwesenden Einsprecher diskutierten so eifrig, dass sicher doppelt so viele Einwände und Fragen die Info- und Diskussionsveranstaltung zum nahezu zweieinhalbstündigen Anlass werden liessen. Im Dorfladen, wurde gesagt, hätten zwei Kunden schon angedroht, hier keine Lebensmittel mehr zu kaufen, falls nebenan wirklich die Funkantenne entstehen sollte. In ihrer Nähe lebten mindestens 32 Familien, bemerkte jemand, zudem sei ein Spielplatz gleich daneben. Bereits hätten Mieter eines Mehrfamilienhauses mit Blick auf die Antenne die Kündigung angedroht, hiess es.Swisscom-Anwalt Werner Zgraggen entgegnete, ein Mieter-Exodus sei seines Wissens noch nie vorgekommen, überdies sei Swisscom bereit, Eigentümern bei solchen Problemen zu helfen. Dass es indes Menschen gebe, die elektrosensibel seien, werde nicht in Abrede gestellt, meinte Zgraggen zu entsprechenden Bedenken.Es kamen Beispiele zur Sprache wie der angebliche Tod von Vögeln wegen Mobilfunkstrahlung; tatsächlich soll im erwähnten Fall eine Vergiftung der Grund gewesen sein. Gemeindepräsident Alex Arnold sagte mit fester Stimme, er tue sich schwer damit, wenn ausgerechnet dem Bund mit Misstrauen begegnet werde, Youtube-Videos hingegen als die reine Wahrheit betrachtet würden. Susanne Buntefuss, Partner & Account Manager, bezeichnete die Vogel-Story als Fake News und verwies mehr als einmal auf die in der Schweiz einzigartig tiefen Grenzwerte für Mobilfunkanlagen. Sie sind zehnmal tiefer als im umliegenden Ausland, und der Bund prüft relevante Studien, seit es Anlagen gibt, also seit zwei Jahrzehnten.Handy strahlt dank Antenne schwächerSwisscom-Projektleiter Jakob Meier, der die technischen Aspekte erläuterte, erinnerte die Eichberger an einen Umstand, der womöglich vielen nicht bewusst ist: Heute senden die Handys in Eichberg mit voller Leistung, weil keine Antenne im Dorf steht. Wird eine Mobilfunkanlage gebaut, verbessert sich der Empfang markant. Die vom eigenen Handy ausgehende Strahlungsbelastung wird dadurch bedeutend geringer.Bei allem Widerstand - «rechtlich verhebet’s»So gross der Widerstand gegen das Swisscom-Baugesuch auch ist – «rechtlich verhebet’s», meinte der Gemeindepräsident. Es entspreche den gesetzlichen Vorgaben, und der Kanton habe die Einhaltung der zulässigen Wer- te bestätigt. Spreche rechtlich nichts gegen das Baugesuch, habe die Gemeinde nur die Möglichkeit, es zu bewilligen.Wie wichtig die Erschliessung Eichbergs mit einer eigenen Antenne aus Swisscom-Sicht ist, veranschaulichte Jakob Meier mit einer Karte. Sie zeigte: In Eichberg wird die Versorgung als kritisch bis ungenügend erachtet.Susanne Buntefuss schilderte die rasant voranschreitende Entwicklung. Knapp 38,7 Mio. Telefonate gebe es in der Schweiz täglich über das Netz, 5,45 Mio. Stunden werde jeden Tag telefoniert. Der Datenverkehr verdopple sich jährlich, junge Menschen konsumierten sieben Mal mehr Daten als der Rest der Bevölkerung. In sechs Städten sei die nächste Mobilfunkgeneration 5G zu Testzwecken bereits in Betrieb, bald kämen die entsprechenden Geräte auf den Markt.Zu den vielfältigen Anwendungsgebieten gehörten etwa die Lenkung von Verkehrsströmen, die bessere Überwachung von Patienten, ultrahochaufgelöste Videos, intelligente Logistik, vernetzte Produktion oder die Robotik in der Landwirtschaft.Was vielen Autofahrern täglich zugemutet werde – Staus und langes Warten auf der Autobahn – nehme der Mobilfunknutzer nicht hin, sagte Buntefuss. Gerate der Datenverkehr ins Stocken, seien sogleich Reklamationen von Kunden die Folge.Alex Arnold empfahl den Einsprechern den Rückzug der Einsprache, «es kostet sonst nur». Es sei noch Zeit bis Ende nächster Woche. Wer den Widerstand fortsetzt, wird einen gebührenpflichtigen Entscheid bekommen.Sobald eine rechtskräftige Baubewilligung vorliegt, wird Swisscom die Anlange nach Auskunft von Jakob Meier in fünf, sechs Monaten errichten.HinweisHeutige Antennenstandorte in der Schweiz: www.funksender.ch