03.11.2019

Die alte Tradition soll weiterleben

Dank des Einsatzes von Jakob Schegg und seinem engagierten Team wurden am Samstag auf einem 350-jährigen Torkel wieder 900 Kilo Trauben gedruckt.

Von Maya Seiler
aktualisiert am 03.11.2022
Am Strässchen vom Bernecker Schwimmbad Weier zum Weiler Husen hinauf sieht man linkerhand ein wunderschönes Riegelhaus mit einer Trotte im Erdgeschoss. Die eingravierte Jahreszahl 1696 zeigt das Alter des Torkels; zwei Jahre später baute man das darüber liegende Winzerhaus. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts ist die Familie Laager Eigentümerin; der heutige Besitzer ist Jürg Laager. Während über 300 Jahren nutzten die umliegenden Rebbauern alljährlich den Torkel auf Husen zum Pressen der Traubenernte. Bis 2015 war die Trotte regelmässig in Betrieb. Dann wäre das nostalgische Verfahren um ein Haar eingestellt worden: Der Aufwand war immens, die Arbeitsgänge erfordern zahlreiche helfende Hände, das Drucken von 900 Kilo dauert einen ganzen Tag. Der frühere Bernecker Gemeindammann Jakob Schegg, ein alteingesessener Husener, wollte die Tradition nicht sterben lassen und bildete eine Arbeitsgruppe. Unter Anleitung der erfahrenen Torkelmeister Felix Indermaur und Tobias Frei lernten drei Neulinge die Kunst und das Handwerk des Traubendruckens mit dem altehrwürdigen Torkel. Zur Arbeitsgruppe gehören auch sieben «Torkelgehülfen». Das Kernstück der Torkelpresse aus Eichenholz ist der elf Meter lange Torkelbaum, dessen gegabeltes Ende die Spindel aufnimmt. An deren unterem Ende befindet sich ein drei Tonnen schwerer Stein als Gegengewicht. Nach dem Wimmet füllte man 900 Kilo Blauburgunder- Trauben in einen Bottich, wo die Gärung einsetzte. Am vergangenen Samstag waren die Trauben bereit zum Pressen. Aus dem Bottich wurden sie auf das Torkelbett geschöpft und zu einer rechteckigen Miete, dem Stock, aufgeschichtet. Die Torkelmeister und ihre Gehilfen wechselten sich bei der strengen Arbeit ab. Um den Pressdruck von etwa zwölf Tonnen möglichst gleichmässig auf den Stock zu übertragen, wurde dieser mit «Stängli», Brettern und «Schnecken» (dicke Balken) exakt abgedeckt. Dann kam der grosse Augenblick: Zwei Gehilfen steckten eine Stange in die Spindel, diese begann sich zu drehen und senkte den Baum auf die Trauben. Über den Auslauf des Torkelbetts floss der junge Wein durch eine Rinnzaine in den ZuberZahlreiche Interessierte verfolgten die archaischen Vorgänge und durften zuletzt den jungen Wein probieren. Im Winzerbetrieb Tobias Schmid & Sohn wird der Rebensaft fertig gekeltert. Im Torkelbrief wurde den Helfern bescheinigt: «Mit Eurem Helfen habt ihr stark dazu beigetragen, dass diese Tradition nicht stirbt.»Maya SeilerHinweisMehr Bilder auf rheintaler.ch unter Bilderstrecken.

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