23.03.2020

Dick aufgetragene Werbung

In beiden Appenzeller Kalendern gab es vor 100 Jahren viele verheissungsvolle Werbungen.

Von Peter Eggenberger
aktualisiert am 03.11.2022
Heute hält das Coronavirus die Welt in Atem. 1918/19 war es die spanische Grippe. Die Pandemie forderte in der Schweiz 25000 Todesopfer. Entsprechend stark wurde in den zwei in der ganzen Deutschschweiz verbreiteten Appenzeller Kalendern für das Jahr 1920 für das Wunderheilmittel «Natura» geworben.Die bevorzugte Lektüre vieler Schweizer waren damals der in Trogen erscheinende Appenzeller Kalender sowie der in Heiden herausgegebene Neue Appenzeller oder Häädler Kalender. Viel Beachtung fanden die Inserate für Heilmittel bei Lungenkrankheiten und chronischem Husten – auch, weil die verheerenden Auswirkungen der spanischen Grippe noch allgegenwärtig waren.Besonders dick trug die Firma von Hans Hodels Erben in Sissach mit ganzseitigem Inserat auf. «‹Natura› ist ein altbewährtes und anerkannt vorzügliches Heilmittel gegen Husten, gewöhnliche und chronische Katarrhe, Influenza und Lungenkrankheiten. Durch die wunderbaren Heilerfolge ist ‹Natura› zum Volksheilmittel geworden», steht da. Im Inserat wies die Firma auf 9000 eingetroffene Dank- und Anerkennungsschreiben hin. Zitiert wurde aus dem Brief von Jean Hohl aus Wil: «Nach einer Kur mit 30 Flaschen mit Ihrem Heilmittel ‹Natura› hat sich meine Gesundheit dauerhaft verbessert. Nie mehr hatte ich Blutauswurf, und mit frischer Lebenskraft kann ich wieder meinem Beruf als Heizer nachgehen. Aus diesem Grund darf ich Ihr geschätztes ‹Natura› jedem Lungenkranken mit gutem Gewissen empfehlen.»Im Gesundheitsbereich tätige Firmen warben in den Kalendern und setzten auf deren grosse Verbreitung. Mittel bei Kropfleiden priesen die Pharmacie Centrale in Genf, die Jura-Apotheke in Bern und D. Grewar in Meiringen an. Befreiung von Afterwürmern versprach die Apotheke von Dr. Plattner in Grenchen, und Blutarmen empfahl Ettore Soldati in Lugano seine «Glomeruli Ruggeri».Von 34 im Häädler Kalender 1920 vertretenen Firmen wa-ren nur zwei einheimisch. D. Schüepp, Spezialarzt für Magenbeschwerden und Bleichsucht in Heiden, propagierte sein Hausmittel gegen Magenleiden. Und J. Bänziger, langjähriger Stierhalter in Reute und Heiden, wandte sich an die Landwirte und empfahl Spezialitäten wie Trächtigkeitsmittel, Brunstpulver, Vieh-Magenpulver, Fluss- und Weissflusspulver sowie die Knötchenseuchesalbe.

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