Dichtes Auffahren ist kein Kavaliersdelikt

Halber Tacho Klebt ein Autofahrer an einem vorderen Fahrzeug, spielt es eigentlich keine Rolle, ob er zum Beispiel bei Tempo 40 mit einem Meter Abstand am vorderen Fahrzeug dran ist oder mit zwei oder mit drei Metern.Denn jede dieser Distanzen ist viel zu klein und das Verhalten strafbar.Bei einem selbst zufällig bezeugten Unfall vor vielen Jahren in Marbach, als gerade das Vortrittsrecht der Fussgänger auf dem Zebrastreifen eingeführt worden war, geschah folgendes: Ein Autofahrer vor dem Streifen bremste ziemlich brüsk, das Auto hinter ihm prallte ins Heck, das nächsthintere Auto stiess ebenfalls mit dem Fahrzeug davor zusammen. Zwischen den Fahrzeugen hatte während der Fahrt ein Abstand von je vier, fünf Metern betragen.Eine der häufigsten UnfallursachenAuf der Webseite der St. Galler Kantonspolizei ist zu lesen, dass ein ungenügender Abstand eine der häufigsten Unfallursachen sei.Über 20 Prozent aller Unfälle seien auf eine zu geringe Distanz zurückzuführen. Auf der Autobahn liege der Anteil sogar bei knapp 40 Prozent.Aus diesem Grund führt die Polizei regelmässig Kontrollen durch, die den Abstand betreffen. Mediensprecher Gian Andrea Rezzoli von der St. Galler Kantonspolizei sagt, der zivile Pa­trouillenwagen sei täglich unterwegs und mit Messgeräten ausgestattet, mit denen sich ein zu geringer Abstand nachweisen lasse. Zusätzlich setze die Polizei stark auf Prävention, indem Verkehrsteilnehmer bei Bedarf auf allenfalls zu dichtes Auffahren hingewiesen würden.Faustregel leicht merkbar: Halber Tacho AbstandDie Faustregel ist übrigens leicht zu merken und lautet: «Halber Tacho Abstand.» Wer also zum Beispiel mit Tempo 50 unterwegs ist, sollte zum vorderen Fahrzeug einen Abstand von 25 Metern halten. Bei Trockenheit und guter Sicht, sonst eher mehr. Das verlangt das Bundesgericht. Dass dichtes Auffahren kein Kavaliersdelikt ist, zeigt die zu erwartende Strafe. Sie besteht nicht nur aus einer Busse, sondern kann den Entzug des Ausweises bis zu drei Monaten bedeuten.Gert Bruderer