Die Ursachen: Wie kommt es zum Schielen?
Eine grosse Wirkung kann der Strabismus tatsächlich schon im Kindesalter haben. Die Reifung des Hirns hängt nämlich mit von der Sehfähigkeit ab, sodass ein frühkindliches Schielen ernste Auswirkungen haben kann. Aber was ist Schielen überhaupt?Definition - sollten beide Augen, beziehungsweise deren Sehachsen, nicht übereinstimmen, wenn der Blick auf ein Objekt fällt, wird von Schielen gesprochen.
Heterotropie - dies ist das manifeste Schielen. Die Verschiebung der Sichtachse ist klar erkennbar. Diese Form des Schielens kann sich in verschiedenen Schielarten ausprägen: Begleitschielen und Lähmungsschielen.
Heterophorie - das ist das latente Schielen. Es tritt nur unter bestimmten Voraussetzungen auf: Müdigkeit, einäugiges Sehen, Stress. Besonders bekannt ist es übrigens aufgrund seiner Häufigkeit bei übermässigem Alkoholgenuss.Nachdem es bereits unterschiedliche Typen des Strabismus gibt, von dem einer auch noch unterteilt wird, ist es deutlich, dass es gar nicht »das Schielen« gibt. Der Strabismus ist eher als Symptom zu betrachten, denn die Ursache liegt an anderer Stelle:Innere Faktoren - abhängig vom Alter des Patienten müssen innere Ursachen ausgeschlossen werden. Die Verschiebung einer Sehachse kann nämlich auch infektionsbedingt sein, aber auch durch Tumore, Blutungen oder Nervenschäden entstehen. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn das Schielen plötzlich auftritt.
Verletzungen - Verletzungen der Hornhaut oder Veränderungen an der Netzhaut können über mehrere Jahre hinweg zum Begleitschielen führen. Auch die sich stark abschwächende Sehkraft eines Auges kann das Begleitschielen zur Folge haben, da der Betroffene versucht, über das Schielen das Sehfeld des geschwächten Auges mit einzufangen.
Lähmungsschielen - zumeist liegt hier ein Hirntrauma, eine Hirnverletzung oder eine Lähmung eines Muskels als Ursache vor. Linsenstörungen - eine Störung der Linse kann schon im ersten Lebensjahr zum Schielen führen. Weitsichtigkeit führt dabei zum inneren Schielen. Oft handelt es sich bei diesem frühkindlichen Innenschielens um ein Begleitschielen, da der Körper versucht, die Linsenstörung auszugleichen.
Augenkrankheit - allgemein können Augenkrankheiten das Schielen fördern. Linsentrübungen, Entzündungen im Augeninneren, eine Schwäche der Sehnerven zählen in diesem Fall als die Hauptursache. Das Schielen ist wiederum ein Symptom und gleichzeitige Überbrückung des Körpers, mit der die Sehschwäche abgemildert werden soll.Die Symptome aus Sicht des Betroffenen
Von aussen betrachtet ist es schnell gesagt. Das Symptom für den Strabismus ist das Schielen. Für Betroffene ist dies allerdings nur das offensichtliche Symptom, denn mit dem Schielen kommen ganz andere Probleme auf:Doppelbilder - während Kinder oft noch in der Lage sind, den abweichenden Seheindruck eines schielenden Auges zu verdrängen, sehen Erwachsene häufig Doppelbilder. Die Ausprägung hängt vom Grad des Schielens ab. Während starkes Schielen die vom Alkoholgenuss bekannten Doppelbilder hervorruft, sprechen weniger Betroffene eher vom undeutlichen und verschwommenen Sehen. Hier liegen die Doppelbilder dicht beieinander, passen aber nicht vollends überein.
Kopfschmerzen/Übelkeit - gerade beim latenten Schielen kann es bei Erwachsenen zu einem Schwindelgefühl und erhöhter Müdigkeit der Augen kommen. Da die Doppelbilder ausgeglichen werden müssen, strengen sich die Augen zusätzlich an. In der Folge sind durchaus Kopfschmerzen, aber auch Übelkeit zu beobachten.Wer als Erwachsener häufiger unter einer unbestimmten Übelkeit und dem Gefühl, sich wie unter Alkoholeinfluss zu fühlen, leidet, der sollte einen Augenarzt aufsuchen. Oft verbirgt sich das Schielen, gerne mit hervorgerufen von Bildschirmarbeit, hinter der Symptomatik. Doch Vorsicht: Bei plötzlich auftretenden Doppelbildern kann es sich um einen Schlaganfall handeln.Welche Therapieoptionen bestehen?
Abhängig von der Form des Schielens und dem Schweregrad kommen laut augenarztzuerich-lux.ch mehrere Therapien infrage. Nicht selten werden verschiedene Therapieformen durchprobiert:Brille - das frühkindliche Innenschielen ist besonders häufig. Mit der Behandlung soll eine Sehschwäche vermieden oder behandelt werden. Zudem wird der Schielwinkel minimiert, damit beide Augen wieder in einer Spur laufen. Bemerken Eltern, dass ihr Kleinkind schielt, so sollten sie umgehend einen Augenarzt aufsuchen. Es kann sich stets eine einseitige Sehschwäche hinter dem Schielen verbergen, die durch die Fehlsichtigkeit ausgeglichen wird.
Brille plus Klappe - gerade in der Kindheit ist es wichtig, dass möglichst beide Augen gleichhäufig Bilder einfangen, damit beide Augen »im Training« bleiben. Mitunter wird nun das bessere Auge abgeklebt oder mit einer Klappe versehen, damit das schwache Auge die Führung übernehmen muss und es nicht zur Schwachsichtigkeit kommt.
Operation - sie ist dann gängig, wenn auch mit einer Brille noch ein deutliches Schielen verbleibt und diese Methode nicht greift. Bei der Operation wird der Augenmuskel so verändert, dass das Schielen nicht mehr auftritt.Grundsätzlich ist beim Strabismus das Alter des Patienten ausschlaggebend. Bei Kindern und Jugendlichen wird grundsätzlich die Therapie mittels einer Brille bevorzugt, da gerade das frühkindliche Schielen so gut behandelt werden kann. Bei Erwachsenen kann hingegen auch jederzeit eine Operation durchgeführt werden. Das liegt mit daran, dass die Strukturen längst ausgewachsen und gefestigt sind.Wichtig ist in jedem Fall eine saubere Diagnosestellung und, gerade im Erwachsenenalter, der Ausschluss anderer gesundheitlicher Faktoren.Fazit – das Schielen nicht ignorieren
Weder beim eigenen Kind noch bei sich selbst sollte das Schielen ignoriert und nicht ernst genommen werden. Wer von sich glaubt, dass es für einen selbst nicht ins Gewicht fällt, der irrt bereits, da sich der Körper nur daran gewöhnt hat und eine Ursache ausgleicht. Es ist zudem bekannt, dass schielende Erwachsene im Berufsleben oft bei der Einstellung übergangen werden. Im Kindesalter ist das Schielen oft noch sehr gut mit einfachen Behandlungsmethoden auszugleichen und bildet sich mitunter selbst zurück, wenn die vorliegende Sehschwäche erkannt und behandelt wird. Zu einer Operation muss es bei Kindern häufig gar nicht kommen. Erwachsene entscheiden sich hingegen häufiger für diese Therapieform, da sie einmalig ist und nicht, wie die Brille, dauerhaft getragen werden muss.Autor: Dr. med. (H) Richard Nagy, Facharzt für Augenheilkunde, befasst sich mit Kinderaugen seit mehreren Jahren. Er hat eine eigene Augenarztpraxis in Zürich, in der jeden Tag zahlreiche Kinder betreut werden.