20.09.2018

Der Zivilschutz geht in die Luft

Führungsstäbe müssen sich innert kürzester Zeit ein Bild vom Ausmass der Schäden machen können. Dazu bildet der Ausserrhoder Zivilschutz eine Drohnengruppe aus. Als erster Kanton in der Schweiz.

Von Christof Krapf
aktualisiert am 03.11.2022
Christof KrapfDer Ausserrhoder Zivilschutz gründet eine eigene Drohnengruppe. Als ob es nicht schon ­genug von den – bisweilen nervenden – Fluggeräten gibt? Wozu braucht der Zivilschutz Drohnen? Dieser Gedanke kommt dem Laien, der diese Organisation ­bisher klischeehaft mit langen Kaffeepausen, gemütlichen Jassrunden und frühem Feierabend in Verbindung gebracht hat.Dass das Ausserrhoder Projekt Hand und Fuss hat, merkt man während der Ausführungen von Drohneninstruktor Ueli Sager jedoch rasch. Im Katastrophenfall soll die Drohnengruppe den Führungsstäben und Blaulichtorganisationen mit ihren Bildern und Videos rasch ein vollständiges Lagebild vermitteln. Bei Überschwemmungen, einem Erdrutsch oder einem verstopften Flusslauf etwa. Auch einsturzgefährdete Objekte können mit einer Drohne gefahrlos untersucht werden. Wenn nötig liefern die Spezialisten sogar Livebilder in den Kommandoposten. Für solche Lagebeurteilungen griffen die Rettungskräfte früher auf Helikopter zurück. Die haben aber Nachteile: Sie sind teuer, nicht immer verfügbar und fliegen nicht bei jedem Wetter. Bei den Drohnen ist das anders: «Windgeschwindigkeiten von bis zu 45 km/h, Dunkelheit oder Regen sind kein Problem. Bloss bei Hagel sollte man nicht fliegen», sagt Sager, der im Zivilleben eine eigene Firma für Drohnenaufnahmen besitzt und Präsident des Schweizerischen Drohnenverbandes ist. Momentan bildet Zivilschutz-Leutnant Sager während einer Woche sechs Männer an der Drohne aus. Von langen Kaffeepausen keine Spur: Die künftigen Piloten sind gefordert. Sitzen im Theoriesaal und pauken Meteorologie, Luftrecht, Flugvorbereitung und Navigation. Am Ende der Woche werden sie vom externen Fachmann auf Herz und Nieren geprüft. Sie sollen das Drohnenzertifikat «Due» des Schweizerischen Drohnenverbandes erlan-gen. Dieses absolvieren auch professionelle Drohnenpiloten. «Miliztauglich und trotzdem professionell», lautet das Motto von Sager.Vor dem Zivilschutzzentrum Bächli in Teufen stehen drei Angehörige des Zivilschutzes vor ihrer Drohne und machen sie startklar. Ein Übungsflug steht auf dem Programm. Auftrag: Ein Haus in Trümmern soll untersucht werden. Ein Mann fliegt das Gerät, einer bedient die um alle Achsen schwenkbare hochauflösende Kamera, ein Dritter erledigt den Funkverkehr mit der Zentrale. Das Fluggerät unterstützt den Piloten. So können gewisse Wegpunkte per GPS programmiert werden, die Drohne kehrt selbstständig an ihren Startort zurück und bleibt auf Knopfdruck an einem Ort in der Luft stehen. Bis zu einer halben Stunde beträgt die Flugzeit; 500 Meter hoch über Boden steigt das Gerät mit den vier Propellern. Der Pilot muss seine Drohne ­allerdings immer mit blossem Auge erkennen können. Das schränkt die Flughöhe ein.15000 Franken Kosten für Material Zusatzkosten fallen beim Kanton vor allem für die beiden Drohnen an. 15000 Franken kosteten die beiden Geräte mit zusätzlicher Kameraausrüstung. Eine Pikettorganisation stellt der Kanton für die Drohnengruppe nicht auf die Beine. Jedoch haben die Zivilschützer die Aufgabe, ihre Flugobjekte während des ganzen Jahres einsatzbereit zu halten.

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