05.04.2020

Der Wald ist für alle da

Förster Robert Kobler unterstützt Mountainbiker, erwartet von ihnen aber, dass sie sich an die Regeln halten.

Von Reto Wälter
aktualisiert am 03.11.2022
Reto WälterSimpel, aber genau deswegen genial ist die Konstruktion, die der Oberrieter Revierförster Robert Kobler ausgetüftelt hat. Das Tor (Bild) ist an einer schräg gestellten Angel angemacht, die untere Seite schwingt dadurch beim Aufdrücken leicht nach oben, ähnlich wie bei einer Flügeltür. Ist man durch, lässt man das Tor einfach los und es fällt durch das Eigengewicht selber zurück, der Haken hängt ein und schliesst. Dieser Mechanismus funktioniert auf beiden Seiten. «Noch tüfteln wir an den Feinabstimmungen. Es ist ein Prototyp», sagt Kobler, der das selbstschliessende Tor mit einem Bauamtsmitarbeiter auf der Neuenalp im Bezirk Rüte, an einem Abzweiger Richtung Eggerstanden, eingebaut hat. Es ersetzt ein Drehkreuz, das zu-vor die Alpweide unterhalb des Montlinger Schwamms von der Strasse abgrenzte. Mountainbikern wirdvom Förster geholfen «Damit ist es für die Mountainbiker viel einfacher, durchzukommen. Und mit etwas Übung müssen sie nicht einmal mehr absteigen», sagt Förster Kobler. Das bewies Biker Simon Blättler, der zufällig vorbeifuhr und das Tor auf Anfrage gleich testete. Robert Kobler erklärt, ihm sei wichtig, dass alle, die im Wald unterwegs seien, gute Bedingungen haben. Das demonstriert er mit seinem biketauglichen Tor eindrücklich, denn oft sind es eben gerade die Mountainbiker, die ihm Ärger machen. Auch zeigte er auf, wo überall in Verbesserungen investiert wurde, indem Kurven übersichtlicher gestaltet, gefährliche Schächte versetzt oder Strassen verbreitert wurden. Kobler, in der Nähe aufgewachsen und schon als Kind oft in diesen Wäldern unterhalb des Schwamms unterwegs, kennt diesen Berghang wie seinen eigenen Hosensack. Über mehrere Kilometer verteilt zeigt er verbotene Pfade, auf denen Biker durchs Gehölz brechen – manche sogar offensichtlich mit Werkzeugen verbreitert und passierbar gemacht. Mountainbikes sind aber nur auf offiziellen Strassen, die nicht mit einem Fahrverbot belegt sind, und auf signalisierten Wanderwegen erlaubt. «Die Wildtiere haben Rückzugsorte dringend nötig», sagt Robert Kobler, denn der Verkehr im Wald habe zugenommen, da er als Naherholungsgebiet an Beliebtheit gewonnen habe. «Gerade die Jäger werden zunehmend und speziell von Mountainbikern verbal angegriffen. Sie sind sich nicht bewusst, dass es gerade der Jagd zu verdanken ist, dass bei uns so ein artenreicher Wald heranwächst. Die Waldbesitzer sind auf die Jäger angewiesen und froh über die Regulierung der Wildtierbestände.» Mountainbiker wollen Abfahrten auf NaturwegenIhm sei wichtig, dass man den verschiedenen Bedürfnissen gerecht werde. Es sei ihm bewusst, dass im Waldkonzept, das man 2008 verabschiedet habe, gewisser Bedarf zu wenig berücksichtigt worden sei und es an der Zeit wäre, das Konzept zu überarbeiten und anzupassen. Etwa Plätze für Waldkindergärten auszusparen oder eben attraktive Routen für Mountainbiker. Bemüht hat man sich, denn es wurden auf gewissen Wegen extra Fahrverbote für Velos aufgehoben. Diese Strassen sind zwar praktisch, um hochzufahren, langweilen einen Mountainbiker aber, was die Abfahrt anbelangt. Die aber ist sozusagen das Dessert, der krönende Abschluss, die Belohnung für die Mühen des Aufstiegs. Manche Biker finden sogar, der einzige Grund, um sich überhaupt hinaufzuquälen, sei die Abfahrt. Damit ist aber weder eine Kies- noch eine Teerstrasse gemeint, denn dafür würde es keine Federung brauchen, dort genügen herkömmliche Stahlrösser oder auch Rennvelos, die sind sogar noch besser dafür geeignet. Was ein Biker braucht, ist ein schön geschwungener Waldweg, Hindernisse, natürliche Steilwandkurven, unterschiedliche Untergründe, technische Herausforderungen, einfach ein Gelände, das abwechslungsreich und spannend zu fahren ist. Und eine solche legale Abfahrt fehlt am beliebten Veloberg Schwamm. Mountainbiker sollen auch einmal etwas gebenRevierförster Robert Kobler, der am Tag des Augenscheins, exakt vor 40 Jahren, am 1. April 1980, seine Lehre als Forstwart begann und damit neun Jahre bevor die erste Federgabel für Mountainbikes erfunden wurde, hat Verständnis für dieses Anliegen. «Dafür müssen sich die Mountainbiker aber zusammenschliessen. Nur sie wissen, was genau ihre Bedürfnisse sind. Nur so bekommen sie eine Stimme und wir einen Ansprechpartner», sagt Kobler. So würde von dieser grossen und stetig wachsenden Waldbenutzergruppe vielleicht auch einmal etwas gegeben – und nicht nur genommen. «An den Waldbesitzern liegt es wohl nicht, etwas zu ändern. Aber es kann nicht sein, dass illegale Routen, mit Apps noch zusätzlich beworben, zu ‹Vielverkehrstrassen› durch Gebiete mit anfälliger Flora und Fauna werden», sagt der Revierförster. Infotafeln, auf denen er darauf hinweist, werden regelmässig zerstört. Mountainbiker werden nicht unterstützt«Wir reden diesbezüglich von einigen wenigen», sagt René Zünd. Der ehemalige Gemeindepräsident von Marbach, der einerseits am Waldentwicklungsplan mitarbeitete und andererseits ein leidenschaftlicher Radfahrer ist, kennt beide Seiten. Weil er politisch versiert ist, steht er denn auch einer Gruppe vor, die sich aus Vertretern von erfolgreichen Mountainbike- und Veloclubs von Thal bis Rüthi zusammensetzt. Diese versucht seit Jahren erfolglos, ein separates Trainingsgelände im Wald zu finden. Das zeigt auch, dass nicht alle Beteiligten so viel Verständnis für die Waldnutzer haben wie Förster Kobler. Es sei klar, dass es in unserem Gebiet und damit meine er auch in der Hirschberg- und St.-Anton-Gegend sicher zwei, drei legalisierte Mountainbike-Abfahrten geben müsste, die diesen Namen auch verdienen, sagt Zünd. «Es wäre die Aufgabe der Politik, die bestehende Problematik zu lösen.» Nur greife sie eben niemand auf. «So etwas ist auch schwierig einzurichten, weil zwei oder gar drei Kantone, womöglich Gemeinden und meist mehrere Waldbesitzer involviert sind», sagt René Zünd. Aber klar ist auch für ihn, dass die Mountainbiker eine Lobby brauchen. «Wir, sprich die Vertreter der Veloclubs, sind daran einen Verein zu gründen, was noch fehlt, ist ein Präsident», sagt Zünd, der für dieses Amt prädestiniert wäre, es altershalber aber nicht übernehmen will.Klar ist, etwas mehr Goodwill von allen Seiten würde das Verständnis einander gegenüber fördern. «Schliesslich bleibt uns nichts anderes übrig, als die Massen zu kanalisieren», sagt Förster Robert Kobler. Damit hat er wohl recht, denn einen Waldweg hinunterfahren werden die Mountainbiker so oder so.

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