07.08.2020

Der unerschütterliche Fan

Die Emotionen von früher sind immer noch da. FCA-Fan Peter Zellweger bringt das mit einem Buch zum Ausdruck.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Hundert Seiten liegen vor, noch etwa vierzig fehlen. Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres soll die Erinnerung an die glorreiche Zeit des FC Altstätten im Format A4 greifbar sein, in limitierter Zahl.Beschrieben wird die Spitzenzeit des Clubs um 1980, als die Mannschaft in der ersten Liga landesweit Aufsehen erregte und sogar eine Saison lang der damaligen Nationalliga B angehörte. Peter Zellweger spricht von der «erfolgreichsten Ära des Rheintaler Fussballs».Gegen tausend Spiele gesehenDer Altstätter Logistikfachmann, der bei der Liechtensteinischen Post als Teamleiter arbeitet, hat gegen tausend Spiele des FC Altstätten gesehen.Es war 1979, als er, 13-jährig, daheim an der Neufeldstrasse grossen Lärm wahrnahm, der nur vom nahen Sportplatz kommen konnte. Neugierig, was da vor sich ging, besuchte der Bub zum ersten Mal überhaupt ein Fussballspiel – und war auf Anhieb infiziert.Als unlängst sein Chef, ein Manchester-City-Fan, ihn fragte, welcher Fussballclub ihn fasziniere, lautete die Antwort des inzwischen 54-Jährigen wie immer: «Der FC Altstätten.» Auf diese Weise erhebt der Fussballfreund die Amateurmannschaft auf eine Stufe mit internationalen Spitzenmannschaften. Der FC Altstätten gehört gegenwärtig der 2. Liga regional an, was der sechsthöchsten Spielklasse der Schweiz entspricht. Für einen Traditionsverein sei das unbefriedigend, meint der Fan, aber er findet es richtig, auf eigene Spieler zu setzen.Bei den Junioren stand er im TorPeter Zellweger ist der Amateurfussball heute bedeutend sympathischer als der von finanziellen und anderen Auswüchsen geprägte Spitzensport. Mitte der Neunzigerjahre erlebte der Fan aber ein Tief. Er spricht von seinem «Hänger» nach dem Abstieg des FCA in die 3. Liga und seiner einzigen (sehr kurzen) Phase, in der er dem Fussballplatz fernblieb. Bei jedem Spiel war er dennoch gedanklich dabei, und nichts quälte ihn mehr, als nicht mitzuerleben, was auf dem Fussballplatz vor sich ging, und warten zu müssen, bis er das Resultat erfuhr.Peter Zellweger spielte auch selbst Fussball, war Goalie, zuletzt bei den A-Junioren des FCA. Er hatte zwar Talent, jedoch das Pech, oft ausgerechnet dann im Tor zu stehen, wenn die erste Mannschaft spielte. Er beendete die Aktivzeit und setzte sich auf neue Weise ein: Peter Zellweger wirkte im Fanclub mit, war bei sämtlichen Anlässen ausserhalb des Meisterschaftsbetriebs dabei und jahrelang Goalie der Fanclub-Grümpelturniermannschaft, die bei jedem Turnier über die Vorrunde hinauskam. Bis vor zwei Jahren betätigte sich der Fan während mehreren Jahren als Mitglied des Supporter-Vorstands. Auch als Spielersponsor unterstützte er den Club einmal, was tausend Franken kostete.Welchen Stellenwert der FC Altstätten für Peter Zellweger hat, zeigte sich auch, als ein Konzertbesuch in Basel bevorstand. Der Altstätter hatte ein Ticket fürs Krokus-Konzert, als bekannt wurde, dass zeitgleich ein Nachtragsspiel stattfinden sollte. Der Entscheid, das Konzert sausen zu lassen, war bereits gefallen, als das Fussballspiel zum Glück der Fussballfreunde abermals verschoben wurde.Das erste Fussballspiel, das Peter Zellweger live mitverfolgte, war ein Meisterschaftsspiel gegen Locarno im Frühjahr 1980. Seinen um fünf Jahre jüngeren, damals neunjährigen Bruder Kai schleppte er ausnahmslos mit, ganz gleich, wohin – und damals hatten der FCA und die Fans häufig weit zu reisen. Heute betätigt sich Kai, wie der Buchautor sagt, als beflissener Probeleser. Der andere Bruder, Michael, ist im Rheintal als Künstler bekannt.Viel Zeit im Archiv verbrachtPeter Zellwegers Buch kommt zufällig zur rechten Zeit, denn der Aufstieg in die Nati B jährt sich im nächsten Sommer zum 40. Mal. Ausserdem hätte der FC Altstätten dieses Jahr sein 75-Jahr-Jubiläum feiern können, was der Club jedoch verschieben musste.An der Seite seiner Frau Franziska hat Peter Zellweger in den letzten Jahren nicht nur das Wandern, sondern genauso das Gärtnern als schöne Freizeittätigkeit entdeckt. Die Gattin ist bei Fussballspielen gern dabei, sie unterstützt ihn auch bei seinem Buchprojekt. Für dieses hätte der Autor viel Material gehabt, hätte er dieses nicht vor langer Zeit entsorgt. Er hatte deshalb viel Archivarbeit zu leisten und aus alten Zeitungsbänden alle Artikel über den früheren FC Altstätten herauszufiltern.Peter Zellweger lässt eigene Erlebnisse zwar einfliessen, hält sich aber immer an die Fakten. Ein Kapitel widmet er den Fans und somit in gewisser Weise auch sich selbst. Er sagt: «Das Titelblatt hat noch niemand gesehen» und erklärt fast schon feierlich: «Das Buch soll etwas wirklich Schönes sein.»

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