39 Grad und pralle Sonne: Das ist die Wetterprognose für den Samstag in der westtürkischen Stadt Balikesir. Bei diesen Bedingungen startet Michael Ziegler dort heute Samstag in einen Europacup-Triathlon. «Besonders hart ist das beim Laufen. Im Wasser und auf dem Velo mit dem Fahrtwind bekommt man die Temperatur etwas weniger mit», sagt der Balgacher.Es ist das dritte Europacuprennen, das Michael Ziegler in dieser Saison in Angriff nimmt. Auf dieser grossen Bühne erreichte er Mitte Juni im portugiesischen Coimbra Rang 27, war unter total 70 Teilnehmern der zweitbeste Schweizer, unmittelbar hinter Pierre Moraz. Ziegler war den Triathlon nicht ganz fit angegangen. Er hatte noch mit Nachwirkungen von einem Velosturz zu kämpfen, den er zwei Wochen zuvor in Olsztyn (Polen) erlitten hatte.Das internationale Niveau im Triathlon ist hoch, das bestätigen nicht nur die Olympischen Spiele. Und die Szene ist gross, gerade in der Schweiz, wo der Sport sehr beliebt ist. Sich schon nur für internationale Wettbewerbe zu qualifizieren, ist ein grosser Schritt. Ziegler arbeitet hart an sich, verbessert seine Zeiten stetig und beweist sich regelmässig. So belegt er in der Schweizer National League den zweiten Gesamtrang – und kürzlich gewann er den Trans Vorarlberg Triathlon in der Sprintdistanz mit starken Bestzeiten in allen drei Disziplinen.Der «Triathlon-Guru» sieht sehr viel PotenzialMichael Ziegler trainiert meist in Vorarlberg. In Dornbirn hat er das Sportgymnasium absolviert, ehe er voll auf die Karte Sport setzen und Profi werden wollte. Corona und Verletzungen machten diesem Plan nach einem Jahr jedoch einen Strich durch die Rechnung – Ziegler schrieb sich an der Universität St. Gallen ein, wo er nun Volkswirtschaftslehre studiert. Die Profikarriere hat er jedoch noch nicht abgeschrieben. Mit seinen 22 Jahren gehört er noch nicht zu den Athleten, die am Zenit ihres Leistungsvermögens angekommen sind.Nebst den Trainern aus Vorarlberg arbeitet Ziegler mit Alexander Schawalder, dem «Triathlon-Guru» des Rheintals. Am Dienstagabend leitet dieser jeweils ein Schwimmtraining im Freibad Widnau. Die Gruppe besteht aus rund 20 ambitionierten Athletinnen und Athleten, auch bekannte Grössen wie Mathias Nüesch oder Gian-Andri Baumann sind dabei.Schawalder verlangt für das Training nichts. Aber es ist hart. Der Trainer steht neben dem Becken und gibt den Tarif durch. «Ja, ich quäle die Sportler. Aber sie wollen das. Und sie bekommen in Form von Resultaten etwas zurück», sagt Schawalder. Er hält sehr grosse Stücke auf Michael Ziegler. «Er ist ein mustergültiger Athlet, sehr lernwillig und immer bereit, im Training und im Wettkampf alles zu geben und seine Grenzen auszutesten», sagt Alexander Schawalder. Den Menschen Michael Ziegler beschreibt er als ruhig, «fast schon zu scheu». Deshalb sei er hier trotz seiner Leistungen nur wenig bekannt.«Olympia ist mehr ein Traum als ein Ziel»Am Tag nach dem Frauen-Triathlon in Tokio ist Olympia bei allen Trainingsteilnehmern ein Thema. Auch beim 22-jährigen Michael Ziegler, dessen Laufbahn vor zwölf Jahren am Rhyathlon begann – dem Anlass, dem Alexander Schawalder als OK-Präsident vorsteht und der sich im Rheintaler Breitensport einen Namen gemacht hat wie kaum ein anderer.Ziegler sagt: «Für mich ist eine Olympiateilnahme mehr ein Traum als ein Ziel.» Ausgeschlossen ist sie jedoch nicht – gerade Olympia zeigt immer wieder, wie weit es Athleten mit einem eisernen Willen bringen können. Und diesen attestiert Alexander Schawalder dem jungen Balgacher absolut.