16.10.2018

Der stille Leader, der Zweikämpfe braucht

In einem ausgeglichenen Spiel hat der FC Altstätten kein Glück. Nach drei Siegen in Folge ohne Gegentor unterliegt er dem FC Weesen nach zwei späten Gegentoren mit 0:2. Altstättens Verteidiger Thomas Ritter bezeichnet die Niederlage als bitter und unnötig.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 03.11.2022
Beni BruggmannAdi Brunner, Altstättens Trainer, ist in den Ferien. Goalietrainer Daniel Vogt übernimmt seine Aufgabe. Vor dem Spiel sagt er über Thomas Ritter: «Er fällt nicht auf, spielt unaufgeregt, macht aber seine Sache sehr gut. Er ist ein stiller Leader.»Im Match liefert der junge Mann den Beweis für diese Einschätzung – und fügt sogar noch eine weitere Qualität hinzu: Die sportliche Haltung. Als das Spiel beendet ist, wird es kurz hektisch. Ritter lässt sich nicht anstecken und verabschiedet sich von den gegnerischen Spielern und den Spielleitern korrekt mit Shakehands. Das gelingt nicht allen seinen Teamkollegen.Der Verteidiger begeht kein einziges FoulAuch im Spiel, in dem sich der Dritte und der Zweite der Rangliste begegnen, beweist der Innenverteidiger Fairness. In den 95 Spielminuten gewinnt er manchen Zweikampf, begeht aber kein einziges Foul. Dennoch wird er verwarnt. Er hat gegen einen Schiri-Entscheid protestiert. Das ist für ihn eher unüblich.«Verwarnungen hole ich sehr selten», sagt er, «und die rote Karte wurde mir überhaupt noch nie gezeigt.» Dabei ist nicht das Spielerische, sondern das Kämpferische seine Stärke. Er ist nicht zimperlich. Er sucht den Zweikampf. Er bezeichnet sich als «bissig» und sagt: «Ich komme nur über den Kampf ins Spiel.» Ritter, ein ritterlicher Kämpfer.Mit seinen 1,78 Metern ist er nicht gerade das, was man einen Abwehrrecken nennt. Aber zusammen mit seinem neuen Partner, dem auf diese Saison aus Appenzell gekommenen Damian Moser, bildet er ein harmonisches Innenverteidiger-Duo. «Wir verstehen uns gut, brauchen nicht viele Worte», sagt er.In der 70. Minute ist die Verständigung zwischen den beiden für einmal aber doch mangelhaft. Libor Tafat ist im Strafraum frei und schiesst das entscheidende Tor, Weesen geht in Führung. «Wir sind nicht gut gestanden, waren beide zu weit weg vom Torschützen», sagt Thomas Ritter. Das zweite Tor für die Gäste, in der Nachspielzeit erzielt, hat nur noch statistischen Wert. «Eine bittere, unnötige Niederlage», sagt Ritter.Die ganze Familie ist beim FC AltstättenDie Eltern Ritter engagierten sich sehr für den FCA. Der Vater, Peter Ritter, als Juniorentrainer («Bei den E-Junioren war er mein Trainer») und Helfer, wo es gerade nötig war. Silvia, die Mutter, im Restaurant beim Sportplatz Grüntal.«Ich bin seit mehr als 20 Jahren in diesem FC. Es gefällt mir sehr gut, ich komme mit allen gut aus. Und wenn man mich irgendwo neben dem Platz braucht, dann bin ich auch da», sagt Thomas Ritter.Der 28-jährige gelernte Schreiner, der von der Werkstatt ins Büro gewechselt hat, lebt mit seiner Freundin Rebecca Heule zusammen. Auch sie ist sportlich: «Sie spielt Tennis im Interclub-Team des TC Au. Wenn es geht, verfolgt sie natürlich die Spiele des FC Altstätten.»Ritter war lange Zeit nur ein ErgänzungsspielerSeine fussballerischen Fähigkeiten hat Thomas Ritter immer realistisch eingeschätzt. Er hat nie den Versuch unternommen, einen Platz im Spitzenfussball zu finden. Nach der Juniorenzeit, schon als 16-Jähriger, spielte er in der zweiten Mannschaft des FC Altstätten. Es dauert eine Weile, bis er den Sprung in die erste Mannschaft schafft – und dort ist er über längere Zeit das, was man einen «Ergänzungsspieler» nennt: Er kommt gelegentlich zum Einsatz. Zweikampfstärke und Ehrgeiz gehören eben nicht zum Spektakulären, und seine Stärke, mit einem guten Zuspiel aus der Defensive das Offensivspiel anzukurbeln, wird erst später erkannt.Nun aber ist er mit diesen Eigenschaften ein sicherer Wert.Diszipliniert gespielt, sich kämpferisch eingesetzt und immer wieder offensive Impulse gegeben: Die Bilanz ist auch im verlorenen Spiel gegen Weesen durchaus positiv. Thomas Ritter ist nicht einverstanden. Er sagt: «Das war eines meiner schlechteren Spiele.»

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