28.09.2018

Der Star-Choreograph

Der in Altstätten geborene, preisgekrönte Tänzer und Choreograph Martin Schläpfer wird mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland geehrt.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Martin Schläpfer, der bis zu seinem sechsten Lebensjahr mit den Eltern und seinen zwei Brüdern an Altstättens Spitalstrasse zu Hause war, übernahm vor neun Jahren als Direktor und Chefchoreograph das Ballett am Rhein Düsseldorf Duisburg.Die internationale Kritikerumfrage der Zeitschrift «tanz» kürte Schläpfer bereits 2010 zum «Choreographen des Jahres» und zeichnete das Ballett am Rhein in den Jahren 2013, 2014, 2015 und 2017 als «Beste Kompanie» aus.Schläpfer wird Direktor des Wiener StaatsballettsIm Juni dieses Jahres wurde bekannt, dass Martin Schläpfer ab September 2020 als Direktor und Chefchoreograph des Wiener Staatsballetts und seiner Ballettakademie tätig sein wird.Eben erst wurde zudem publik, dass Martin Schläpfer am 2. Oktober zum Tag der deutschen Einheit (3. Oktober) von Bundespräsident Frank Walter Steinmeier mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wird.Das ist die höchste staatliche Ehrung in Deutschland.Auch Komiker Otto erhält den VerdienstordenGeehrt werden durch Steinmeier insgesamt 13 Frauen und 16 Männer, die sich mit ausserordentlichen künstlerischen Leistungen oder kulturpolitischem Engagement um die Bundesrepublik verdient gemacht haben.Neben dem «Altstätter» werden so berühmte Persönlichkeiten wie der Musikproduzent und Oscar-Preisträger Hans Zimmer («König der Löwen») oder der Komiker Otto Waalkes geehrt.Das Rheintal ist ihm «in vielem lebendig»Der am 26. Dezember 1959 geborene Tänzer und Choreograph Martin Schläpfer, der bei Marianne Fuchs in St. Gallen sowie in London Ballett studierte, gewann schon 1977 beim Prix de Lausanne den Preis für den besten Schweizer und wurde ins Basler Ballett engagiert, wo er schnell zu einem der charismatischsten Solisten wurde.Er entstammt einer Appenzeller Bauernfamilie und wollte ursprünglich Biobauer werden, wie es bei Wikipedia heisst. Als Schüler nahm er Geigenunterricht, zudem erlernte er den Eiskunstlauf.Schläpfers Vater ist Appenzeller, die Mutter stammt aus dem werdenbergischen Weite. Der Redaktion dieser Zeitung schreibt Martin Schläpfer, das Rheintal sei ihm in vielem lebendig – und Schläpfers Beziehungen zu unserem Tal sind (zumindest gedanklich) erheblich (siehe Beitrag unten). Appel, Haubensak, KaufmannMartin Schläpfers enormer Erfolg strahlt auch auf einen Mann aus Rebstein zurück: Peter Appel. Ihn bezeichnet der Choreograph als einen seiner wichtigsten Ballett- und Lebenslehrer und Förderer, bei dem er in Gedanken beinah täglich sei.Im Rheintal leben ausserdem Verwandte Schläpfers. Aber leider habe er keinen Kontakt zu ihnen, was an ihm selbst liege. Von Berufes wegen habe er sein Zuhause früh verlassen.Heute sei er nur noch selten in der Schweiz – und wenn er hier sei, besuche er vor allem seine Brüder oder reise ins Tessin, wo er für sich allein sein könne. Der Erfolg habe klar auch Nachteile, resümiert der Tänzer, seine frei zu bestimmende Zeit verrinne wie Sand zwischen den Fingern. Letztmals sei er vor zwei Sommern im Rheintal gewesen.Mit der Region verbinden ihn «endlose Erinnerungen». Schläpfer denkt an den «wilden Rhein in der Wartau unten», die Teiche voller Forellen, an den Bruder, der in Diepoldsau trainierte und einst zu den besten Ringern der Schweiz gehört habe.Auch die Röllelibutzen erwähnt der Ballettdirektor. Er selbst wäre gern einer geworden, es war sein Kindheitstraum.Lebendig sind auch die Erinnerungen an die Gotte, die in Küblis für zwei Hotels kochte, zudem die Erinnerungen an die «so lebendige und kreative» Familie Haubensak, die wie er an der Spitalstrasse wohnte, eine Weinhandlung und Ziegen und Esel hatte, sowie an Frau Kaufmann – «eine Nachbarin, die ich liebte», wie Schläpfer verrät, und «die schon in den Sechzigerjahren einen Closomat besass».Martin Schläpfer spricht auch von den «Wackel-Fahrten» mit Vaters Citroën zur Grossmutter. «Vergiftet vom Zigarrenrauch, immer das Appenzellerland hinter den Hügeln erahnend und skeptisch aufs Vorarlberg blickend – so kam man voran. Es war eine freiere, weniger gezähmte Schweiz», schliesst der Choreograph – «ich könnte ein Buch füllen».

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