20.02.2022

Der See macht Pause auf der Rekordjagd

Der Pegel des Bodensees ist weit vom Höchstwert im Februar entfernt.

Von Rudolf Hirtl
aktualisiert am 02.11.2022
Beim gemütlichen Spaziergang entlang des Bodenseeufers in Altenrhein oder Rorschach wird rasch klar, der Wasserstand ist deutlich niedriger als vor einem Jahr, als er mit 396,06 m ü. M. einen neuen Rekordwert für den Monat Februar erreichte. Mit 395,25 m ü. M. lag der Wasserstand in Rorschach gestern Sonntag zwar leicht über dem langjährigen Mittelwert, ist aber dennoch 81 Zentimeter niedriger als vor zwölf Monaten, als er den Rekordwert für den Monat Februar aus dem Jahr 2018 um 16 Zentimeter übertraf.Ein markanter Anstieg ist nicht in AussichtDerzeit sinkt der Pegel des Bodensees, der sich auf einem für die Jahreszeit durchschnittlichen Niveau bewegt, täglich um zwei bis drei Zentimeter. Ein markanter Anstieg ist nicht in Aussicht. Ungewöhnlich sind tiefe Wasserstände im Winter nicht. Der niedrigste Pegelstand seit Messbeginn für den Monat Februar wurde in Rorschach vor gar nicht so langer Zeit registriert; 2006 waren es nur noch 394,50 m ü. M. Es geht aber noch niedriger: Laut dem Bundesamt für Umwelt war der Pegel im Februar 1858 noch um drei Zentimeter niedriger (394,47 m. ü. M.). Dieser historische Tiefstand von 1858 wurde aber nur in Konstanz festgehalten, alle anderen Messstationen sind erst später in Betrieb genommen worden.Nur wenig Schnee im Einzugsgebiet des SeesEin Zentimeter Seeanstieg entspricht übrigens 5,4 Millionen Kubikmetern Wasser. Das sind nicht weniger als 2160 olympische Schwimmbecken. Aber bei einem Wasservolumen von rund 50 Milliarden Kubikmetern ist diese Menge durchaus zu verschmerzen. Jährlich fliessen ca. elf Milliarden Kubikmeter Wasser über die Flüsse in und durch den Bodensee. Die Wassermassen des zweitgrössten Trinkwasserspeichers nördlich der Alpen verlassen ihn in Konstanz, überwinden den Rheinfall und erreichen in Rotterdam die Nordsee.Gemäss Messungen des WSL-Instituts für Schnee- und Lawinenforschung in Davos lag Mitte Februar im Einzugsgebiet der Bodenseezuflüsse Schnee in bis zu 207 Zentimetern Höhe, vor Jahresfrist waren es erheblich mehr, nämlich bis zu 400 Zentimeter. 179 Zentimeter dick ist die Schneedecke auf dem Weissfluhjoch, 2021 waren es über 300 Zentimeter.Die höchsten Schneedecken werden in diesem Gebiet üblicherweise zwischen den Monaten Februar und April erreicht. Im Hochwasserjahr 1999 lagen dort 346 Zentimeter Schnee. Die Schneedecke alleine sagt also nichts über ein eventuelles Hochwasser aus. Dafür braucht es anhaltend starken Niederschlag während der Schmelzphase. Vor allem Regen auf Schnee führt aufgrund verstärkten turbulenten Wärmeaustauschs zu starker Schneeschmelze, die dann das Fass zum Überlaufen bringen kann.

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.