Motorsport vor 6 Stunden

Der Schweizer Motocross-Meister von 1975 wurde am Freitag 70-jährig

Am Freitag feierte die Motocross-Legende Paul Weder seinen 70. Geburtstag. Der Bernecker Garagist blickt auf eine grossartige Motorsportkarriere zurück, was ein Drehen am Rad der Zeit zeigt.

Von Elio Crestani
aktualisiert vor 6 Stunden

Paul Weders Geschichte ist eng mit der von Erwin Steingruber verbunden. Gemeinsam machten sie bei der Heerbrugger Garage Eggenberger die Lehre zum Automechaniker. Beide machten Karriere im Sport und beide haben eigene Garagen. Während Weder vor allem im Motocross unterwegs war, machte Steingruber auf vier Rädern von sich reden. Heute ist er OK-Präsident des Bergsprints Walzenhausen-Lachen, der am 24. und 25. August 2025 stattfindet. Die beiden verbindet heute noch eine grosse Freundschaft.

Auch Vater Karl und Bruder Urs Weder fuhren Rennen

1954 gab es das letzte Bergrennen Rheineck-Walzenhausen-Lachen. Nach einem schlimmen Unfall am 24-Stunden-Rennen von Le Mans 1955 wurden Bergrennen und Rundstreckenrennen in der Schweiz verboten.

Vater Karl Weder auf seiner Rekordfahrt beim Bergrennen Rheineck-Walzenhausen-Lachen im Jahr 1954. Hier bewältigt er mit seinem 125er-Werks-Puch den Plätteli-Rank.
Vater Karl Weder auf seiner Rekordfahrt beim Bergrennen Rheineck-Walzenhausen-Lachen im Jahr 1954. Hier bewältigt er mit seinem 125er-Werks-Puch den Plätteli-Rank.
Bild: pd

Karl Weder, Paul Weders Vater, hält bis heute den Streckenrekord seiner Kategorie. Niemand war in der 125er-Motorrad-Klasse schneller als der Bernecker auf einem Puch 125. In Genf fand dann das letzte Rennen der Schweizer Meisterschaft 1954 statt. Er führte es an, musste nach einem Unfall die Maschine aber ins Ziel schieben und wurde Vizemeister.

Paul Weders Bruder Urs führte in Au das damals grösste Motorradgeschäft im Rheintal. Wie sein Bruder, fuhr auch er Motocross, ehe er auf die Strasse wechselte und an Berg- und Rundstreckenrennen ein gefürchteter Pilot wurde. Urs Weder entwickelte sich rasch zu einem der schnellsten Superbiker. Er startete an Rennen der IDM (Internationale Deutsche Meisterschaft) und an der WM. Im letzten Rennen 1994 gelang ihm in Monza auf einer Kawasaki ZXR 750 eine Sensation. Er war der beste Privatfahrer und fuhr rundenlang auf Augenhöhe des vierfachen Weltmeisters Kind Carl Fogarty auf Ducati.

15 Jahre Motocross und «etwas zurückgeben»

Paul Weder fuhr von 1973 bis 1988 Motocross und gewann 1975 in der 250er-Juniorenkategorie auf Yamaha die Schweizer Meisterschaft. Später fuhr er auch internationale Autorennen – unvergessen sind jene der Tiroler Meisterschaft am Arlberg-­Pass. Paul Weder sagt:

Unser Transporter war ein Ford-Transit-Bus. Ich hatte diesem einen Ford Capri 2,6-Liter-6-Zylinder-Motor und ein Capri-Fünfganggetriebe verpasst. So hatte ich mit der kurzen Hinterachse eine optimale Übersetzung. Bernhard Städler aus Widnau war damals ein sehr schneller Fahrer, ich war aber schneller.

1978 übernahm Paul Weder die Bernecker Berg Garage, am 31. Dezember 1986 heiratete er seine Frau Irmgard. Sie haben mit Corinne, Katja und Remo drei Kinder sowie sechs Enkelkinder. Paul Weder sagte: «Ich habe im Motocross so viele schönen Stunden erlebt. Ich möchte etwas zurückgeben.» So half er mit, das Motocross Amriswil vor Überschwemmungen zu retten. Der veranstaltende Auto Motorrad Club Oberthurgau beschloss, das Renngelände mit Sika-Leitungen zu belegen. Weder schloss seine Garage für eine Woche und verlegte mit seiner – normal bezahlten – Belegschaft in Amriswil die Leitungen.

Michael Schumacher zu Gast in Wolfhalden

Paul Weders Tante Erika Staub wohnt mit ihrem Mann Ernst in Wolfhalden und war direkte Nachbarin des Areals, wo Formel-1-Legende Michael Schumacher einen Gutshof bauen wollte. Sie sagt: «Ich erinnere mich gut, als er sich als zukünftiger Nachbar bei uns vorstellte. Er war nicht nur als Rennfahrer der Grösste, sondern auch ein Grandseigneur, sehr zuvorkommend und nett. Schade, konnte er in Wolfhalden nicht bauen.»

Weder erinnert sich auch an eine kleine Werkstatt in Au. Er half dem Seitenwagenfahrer René Rüdisüli aus Grub bei der Präparierung seines schnellen LCR-König-Seitenwagens. Als sie fertig waren, wurde der Motor sorgfältig angewärmt. Es folgte eine Probefahrt zum Zoll und zurück – mit auf dem Bauch liegenden Paul Weder. «Danach hatte ich eine zerfetzte Lederjacke, ein kaputtes Hemd, zerrissene Jeans und die Schuhe waren verschliffen. Wir waren jung, es war schön!»

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