Rolf Junkert ist kein Wutbürger, aber ein sehr verärgerter Einwohner von Wienacht-Tobel. «In die Durchmesserlinie und den Bahnhof Teufen werden Millionen investiert, unseren Bahnhof aber lassen die Appenzeller Bahnen verlottern. Hier wurde ausser dem Allernötigsten schon seit Jahren kein Franken mehr in den Unterhalt gesteckt.» Das Bahnhofsgebäude liegt oberhalb des als nationales Ortsbild geschützten Weilers Wienacht-Tobel. Hierher zieht es alljährlich Touristenströme an den bekannten Wienachts-Markt. Auf der Strecke Rorschach-Heiden werden zudem unzählige Tagesausflügler transportiert; sie alle sehen beim Halt an der Station Wienacht-Tobel wahrlich keine Touristenattraktion. Das Bahnhofsgebäude selbst gehört zur kommunalen Ortsbildschutzzone. Veränderungen und Ersatzbauten müssen laut Denkmalpfleger Fredi Altherr Rücksicht auf die Umgebung nehmen. Zum Bahnhof Wienacht-Tobel sagt er, die Substanz sei gemäss einer Hausanalyse in sehr gutem Zustand, in Sachen Unterhalt bestehe aber Bedarf. «Hier sind Veränderungen erwünscht, sogar nötig.» Das sehen offensichtlich auch die Appenzeller Bahnen (AB) und die Gemeinde so, denn die AB bot der Gemeinde das Gebäude bereits 2010 zum Kauf an und diese zeigte sich sehr interessiert. Trotzdem wurden im Herbst 2017 die Verhandlungen erfolglos abgebrochen. Kaufinteressentin von 2010 bis 2017Der Lutzenberger Gemeindepräsident Werner Meier bestätigt das Interesse der Gemeinde am Haus. Es hätte nach gebührender Sanierung zu einem Begegnungsort für die Bevölkerung von Wienacht-Tobel werden sollen. Die Kaufs- und Verkaufsverhandlungen zogen sich jedoch hin, zuerst noch unter dem früheren Gemeindepräsidenten Erwin Ganz, ab Juni 2013 dann unter dessen Nachfolger Werner Meier. Nachdem schliesslich ein Konsens in Sachen Verkaufspreis gefunden worden war, ging es noch um Parkplätze und andere wichtige Details. Wie Werner Meier ausführt, «sah der Gemeinderat nach rund sieben Jahren Verhandlungen kein Vorwärtskommen mehr». An der öffentlichen Versammlung Anfang November 2017 orientierte der Gemeindepräsident die Einwohnerschaft über den Abbruch der Verhandlungen. Somit wurde der im Budget bereits aufgeführte Betrag von 46000 Franken zur Ausarbeitung eines Vor- und Bauprojekts nicht mehr beansprucht. Der Eigentümer, der verkaufen willThomas Baumgartner, Direktor der Appenzeller Bahnen, die das Haus 2010 der Gemeinde zum Kauf anbot, sagt: «Wir bieten zu einem Verkauf des Bahnhofsgebäudes Wienacht-Tobel Hand.» Er bestätigt auch, dass das Haus instand gesetzt werden müsse, allerdings «ist für die AB der Bedarf eines solchen Bahnhofsgebäudes an jener Station nicht mehr gegeben». Die AB beabsichtigt laut Baumgartner, in Wienacht-Tobel für die Bahnpassagiere einen Unterstand mit Kunden-Informationssystem aufzustellen. Zu den langjährigen, schliesslich erfolglosen Verhandlungen mit der Gemeinde Lutzenberg sagt er lediglich, dass ein Projekt vorgelegen habe, welches aber nicht in die Umsetzungsphase kam. «Der Gemeinderat Lutzenberg hat den AB mitgeteilt, dass die Gemeinde das Gebäude nicht erwerben will.» Zurzeit seien Privatpersonen an der Liegenschaft interessiert. Allerdings wolle die AB vorgängig genau wissen, was mit dem Gebäude geschehe, da es ein Schutzobjekt sei und an die Bahnanlagen angrenze. «Es sind noch viele Fragen offen.» Zu den Gründen für den Abbruch der Verhandlungen wollen weder Baumgartner noch Meier etwas sagen. An der Liegenschaft interessiert ist Robert Zellweger, der in der ehemaligen Post Wienacht-Tobel die Firma Hoewa betreibt. Im Bahnhofsgebäude möchte er im Erdgeschoss seine Geschäftsräume einrichten, die Wohnung darüber bliebe bestehen, die Mieter könnten bleiben. Am Montag führte er zusammen mit einem Fachmann eine Hausbesichtigung durch, die zufriedenstellend ausfiel. «Das Gebäude hat zwar grossen Investitionsbedarf, aber die Substanz ist gut.» Die Absicht sei, den Charakter des an sich schönen Hauses zu erhalten. «Bis Ende 2018 wollen wir Kauf und Sanierung über die Bühne bringen.» Zellweger will nicht unnötig Zeit verstreichen lassen. «Denn AB will wissen, was aus dem Haus wird. Wir werden vom Denkmalschützer Fredi Altherr unterstützt und begleitet. Es gibt keine bessere Garantie, dass wir nichts verpfuschen werden.»Monika Egli