21.07.2022

Der Säntis verbindet die Länder

Vom Bodensee bis ins Appenzellerland nennen sie ihn ihren Hausberg: Die Säntisstrassen lassen sich auch ausserhalb der Schweiz in vielen am und um den Bodensee gelegenen Städten auffinden. Eine hat es sogar in die bayerische Landeshauptstadt geschafft.

Von Lilli Schreiber
aktualisiert am 02.11.2022
Lilli SchreiberDer Säntis ist mit seinen 2502 Metern über Meer der höchste Berg der Bodenseeregion und als solcher von nahezu überall am Bodensee zu sehen. So diente der Säntis Anfang dieses Jahres auch als Treffpunkt für das 50-Jahr-Jubiläum der Internationalen Bodensee-Konferenz (IBK). Am Gipfeltreffen der Vertreter der Mitgliedsländer und Kantone der IBK, Baden-Württemberg, Schaffhausen, Zürich, Thurgau, St.Gallen, Appenzell Ausserrhoden, Appenzell Innerrhoden, Fürstentum Liechtenstein, Vorarlberg und Bayern, war auch Geschäftsführer Klaus-Dieter Schnell dabei.Auf die Frage, welche Bedeutung Schnell in den Säntisstrassen sieht, antwortet er: «Da denke ich sofort an das Gipfeltreffen auf der Schwägalp und auf dem Säntis.» An jenem klaren Januarabend habe sich ihm vom Gipfel des Säntis ein Blick über den Bodensee bis im Südosten auf die Vogesen und im Nordwesten auf den Piz Buin erschlossen.Diese Weite habe ihn stark beeindruckt. Er sieht daher in den Säntisstrassen den Ausdruck eines besonderen Zeichens der Verbundenheit innerhalb des Vierländerecks.Weitherum sichtbare LandmarkeDiese besondere Verbundenheit, so meint Schnell, habe wohl vordergründig mit der Sichtbeziehung zu tun. Er sagt: «Es ist schon so, dass man den Säntis von den meisten Strassen in der Region, die nach ihm benannt sind, gut sehen kann.»Gerade vom Nordufer des Bodensees aus sei das markante Gesteinsmassiv des Alpsteins mit dem Säntis eine weithin sichtbare Landmarke, so Schnell. Auch in Konstanz, wo die IBK ihre Geschäftsstelle hat, gebe es mehrere Strassen, die nach Alpsteinbergen benannt seien. Säntisstrassen gebe es ausserdem in Überlingen, Lindau, Ravensburg, Bregenz und vielen anderen Städten und Gemeinden im Bodenseeraum.Die Säntisstrassen sind dennoch ein eigenes Phänomen. Eine hat es sogar bis in die bayerische Hauptstadt geschafft und liegt dort in München-Trudering gleich quer zur Matterhornstrasse. Auch im vorarlbergischen Bregenz findet sich der höchste Berg des Alpsteins in einem Strassennamen wieder, und im Landkreis Lindau gibt es gleich drei Säntisstrassen.Ein wichtigesIdentifikationsmerkmalSchnell glaube aber auch, dass die Säntisstrassen mehr als nur eine visuelle Verbundenheit aufweisen. Er sagt: «Ich glaube, sie sind ein wichtiges Identifikationsmerkmal der Bodenseeregion und deuten als solche auf die regionale Verbundenheit hin.» Dem landschaftsprägenden Element des Säntis komme insofern in ähnlicher Weise wie dem Bodensee eine bedeutende, das Vierländereck vereinende, symbolische Wirkung zu. So käme es, berichtet Schnell, dass die meisten Deutschen den Bodensee seiner speziellen Silhouette nach erkennen würden, wie eine deutsche Marktforschung zum Bodenseetourismus gezeigt habe. Den Säntis kenne man wohl nicht in ganz Deutschland, aber in der Bodenseeregion und in den umliegenden Regionen, so vor allem auch in Süddeutschland geniesse er einen grossen Bekanntheitsgrad, erklärt Schnell.«Der Säntis ist der Gipfel der Region»Der Säntis spielt auch eine zentrale Rolle für den Tourismus und gilt nicht nur für die Ostschweiz als Besuchermagnet. Viele Bewohnerinnen und Bewohner der um den Bodensee gelegenen Regionen waren bereits im Alpstein oder sogar auf dem Säntisgipfel. Schnell sagt: «Der Säntis ist schon der Gipfel der Region.» Es komme auch nicht von ungefähr, dass der Kreistagssaal im Landratsamt Bodenseekreis im baden-württembergischen Friedrichshafen nach dem höchsten Appenzeller Berg benannt wurde.Anwohner geniesst Aussicht auf den Berg Unweit des Landratsamtes Bodensee liegt die knapp 200 Meter kurze Säntisstrasse. Sie führt durch ein ruhig gelegenes Wohngebiet am Stadtrand von Friedrichshafen. Drei blaue Strassenschilder weisen die Säntisstrasse aus. Darunter ist jeweils ein kleines Informationsschild angebracht, auf dem der Säntis mit seinen 2502 Metern über Meer als der höchste Berg des Appenzellerlandes ausgeschildert wird. Von der Strasse aus bleibt ein direkter Blick auf den Säntis zwar verwehrt, jedoch sei er von den meisten Obergeschossen der Wohnhäuser aus an klaren Tagen gut sichtbar, erklärt eine Anwohnerin, die gerade mit ihrem Hund spazieren geht. Mehr möchte sie aber nicht sagen, sie hat es offenbar eilig.Generell ist es an diesem sonnigen Samstagvormittag in der Säntisstrasse ruhig, kaum ein Spaziergänger ist auf den Trottoirs zu sehen. Hin und wieder nutzt ein Autofahrer die Säntisstrasse als Querverbindung, um von der stark befahrenen Albrechtstrasse in die parallel verlaufende Montafonstrasse zu gelangen. Eine ältere Dame berichtet auf die Frage, was sie mit dem Säntis verbinde, dass ihr Blick jeden Morgen nach dem Aufstehen zuerst auf den Alpstein und somit auf den Säntis falle. Es sei ihr wichtig, eine solche Aussicht geniessen zu können, erklärt sie. Auf dem Säntis sei sie selbst aber noch nie gewesen.Ein weiterer Bewohner der Säntisstrasse, der gerade die Post holt, antwortet auf die Frage, ob er den Säntis kenne und schon einmal dort gewesen sei, dass er mit seiner Familie einmal mit der Seilbahn von der Schwägalp aus auf den Säntis gefahren sei. Man wolle schliesslich auch mal von dort oben auf den Bodensee herunterblicken und nicht immer nur zum Säntis hinauf, meint er. Auf die Frage, welchen Bezug er zum Säntis habe, zuckt er mit den Schultern und sagt: «Ist eben ein Berg.»In einem Wohnquartier in Bregenz, unmittelbar am Fusse des Pfänders, findet sich die zirka 150 Meter kurze, von Einfamilienhäusern gesäumte Säntisstrasse. Das Strassenschild ist durch Gebüsche fast zugewachsen und kaum noch lesbar. Der Säntis scheint hier nicht mit dem Hausberg Pfänder konkurrieren zu können, schliesslich markiert dieser neben dem Festspielhaus und der Seebühne eines der Wahrzeichen der Stadt Bregenz.Im bayerischen Allgäu gibt es gleich drei davonIm Landkreis Lindau tragen ihn gleich drei. Den Strassennamen der Säntisstrasse findet man sowohl im Allgäuer Opfenbach, in Hergatz und in Hergensweiler. Die drei kleinen Ortschaften teilen sich ihren Bezug zum Säntis, und das, obwohl der Säntis von dort aus nur mit viel Fantasie zu sehen ist.Die knapp 1,2 Kilometer lange Säntisstrasse in Opfenbach ist die grösste von ihnen und führt direkt von der A32 in den Opfenbacher Vorort Göritz. An einem Samstagnachmittag ist es dennoch eher ruhig auf der Säntisstrasse. Stark befahren ist sie nicht. Einige Spaziergänger wagen sich trotz der heissen Temperaturen nach draussen.Auf die Frage, ob sie den Säntis schon einmal besucht hätten, antworten drei Jugendliche, dass sie den Säntis nur aus dem Geografieunterricht kennen würden. Sie sind auf dem Weg ins Schwimmbad, der Säntis interessiert sie eher weniger. Eine junge Familie aus Opfenbach erklärt hingegen, dass sie vor einigen Jahren vom Säntis herunter gewandert seien. Ihnen habe die Tour sehr gefallen.

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