14.03.2019

Der Rhesi-Rhein im Kleinformat

In einer früheren Textilfabrik in Dornbirn haben Wasserbauingenieure einen Abschnitt des Rheins nachgebaut. Die nun angelaufenen Modellversuche dienen der vertieften Planung des Hochwasserschutzprojekts Rhesi.

Von Marcel Elsener
aktualisiert am 03.11.2022
Die Spielzeugbagger bleiben trocken, doch das Vorland vor der Eisenbahnbrücke ist schon bald überflutet. Ein ungewollter Effekt, der die Gemeindepräsidenten mit ihren heiklen Trinkwasserbrunnen auf Schweizer Seite nicht irritieren sollte: Ein kleines Stück ist schlicht nicht rechtzeitig fertig geworden, und auch die Autobrücke Lustenau-Au fehlt, da stehen erst die Pfeiler. Aber sonst ist das 105 Meter lange und bis zu 8 Meter breite Riesenmodell fertig, ein prächtiges Modellbauwerk mit Dimensionen, die weitherum ihresgleichen suchen. Urs Kost sagt:Der Präsident der Gemeinsamen Rheinkommission staunt an der Seite von Wissenschaftern, Ingenieuren und Politikern aus den beiden Ländern am Rhein, die ihr Jahrhundertprojekt für den Hochwasserschutz wieder einen «wichtigen Meilenstein» vorangetrieben haben, wie es zur Eröffnung am Mittwoch in Dornbirn heisst. Im September 2018 ist das Generelle Projekt vorgelegt worden, nun starten die wasserbaulichen Versuche zur Optimierung der Pläne und der Kosten, konzentriert zunächst auf den Projektabschnitt Widnau bis Höchst – die sogenannte «Engstelle» – und in einem zweiten Schritt auf den Abschnitt Oberriet bis Koblach mit der Frutzmündung.Millimetergenaue HandarbeitWie viel im Rheintal auf dem Spiel steht, betonten nochmals der St. Galler Regierungsrat Marc Mächler und der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner: Der Rhein birgt im dichtbesiedelten Wohn- und Wirtschaftsraum mit 300'000 betroffenen Leuten das grösste Schadenpotenzial der Region, das auf 8 bis 10 Milliarden Franken beziffert wird.Der Aufbau und die Versuchsreihen der Internationalen Rheinregulierung werden von der Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologe der ETH Zürich begleitet und durchgeführt. Wie diese «Wasserbauforschung auf Weltniveau» (Wallner) in den nächsten Monaten aussieht, erläuterte Wasserbauprofessor Robert Boes, dessen Projektingenieure zusammen mit Verantwortlichen der Rheinregulierung und einer lokalen Baufirma das Modell innert vier Monaten aufgebaut haben – in aufwendiger und millimetergenauer Handarbeit, die nun diversen Simulationen dient.Anhand des Modells der «stärksten Rechtskurve» des Rheins werde man beispielsweise untersuchen, wie die Erosion das Ufer prägt, wo Kiesbänke entstehen und welche Risiken Schwemmholz-Ansammlungen bergen, sagte Boes.Hochwassersimulation mit Lasermessung und DrohneMit computergesteuerten Wellen und unter Beigabe von Sand werden Jahrhunderthochwasser simuliert. «Die geplante Verbreiterung eines so grossen Flusses ist auch für uns eine einmalige Sache», erklärte der ETH-Professor, der bei den Messungen auch Lasertechnik und wahrscheinlich sogar eine Drohne einsetzen will.Die Rheinkommission hat die 4700 Quadratmeter grosse Indus­triehalle für fünf Jahre gemietet, was günstiger kommt als geprüfte Varianten wie der Bau einer eigenen Halle. Die Halle in Nachbarschaft der Fachhochschule Vorarlberg war einst ein Teil der FM Hämmerle, des grössten Textilunternehmens in Dornbirn, vergleichbar mit Saurer in Arbon oder der Feldmühle Rorschach. Bis die Modellversuchshalle im Sommer für die Öffentlichkeit zugänglich ist, wird der Schauwert noch gesteigert: Szenograf Alain Rappaport, der bereits die Rheinschauen gestaltet hat, setzt das Modell mit Plattformen und Effekten publikumsfreundlich in Szene.

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