03.06.2019

Der Rhein und die Lieder verbinden

Jedes Jahr lädt der Gemischte Chor Disentis einen am Rhein beheimateten Chor zum gemeinsamen Singen ein. Am Sonntag waren die Sängerinnen und Sänger aus der Surselva zu Gast im Musikzentrum Chunrat.

Von Max Pflüger
aktualisiert am 03.11.2022
«Chöre besuchen sich»: Da setzt Chorleiter Claudio Simonet mit seinem Gemischten Chor Disentis/Mustér «Las vuschs dil Rein – Stimmen vom Rhein» eine schöne Idee um: Jedes Jahr reisen die Sängerinnen und Sänger aus der obersten Surselva rheinabwärts und treten gemeinsam mit einem befreundeten Chor auf. Danach ist der besuchte Chor zu einem Gegenbesuch im romanischen Bündnerland eingeladen. 2018 war Landquart erster Gastort, dieses Jahr führte die zweite Begegnung am Rhein die Disentiser Rhein-Stimmen etwas weiter hinab zum Männerchor Altstätten (am Oberbüchel bei Lienz ist die Stadtgemeinde ja tatsächlich Rheinanstösserin). Am 14. September werden die Altstätter dann in Disentis singen.In je zwei Blöcken unterhielten die beiden Chöre am Be­gegnungskonzert im Altstätter «Chunrat» vorwiegend mit volkstümlichem Liedgut. Die «Vuschs» aus der Bündner Bergwelt begeisterten das Publikum durchwegs in ihrem rätoromanischen Idiom. Weil nicht allzu viele Lieder in Surselvisch gibt, meinte Chorleiter Simonet humorvoll, habe er einfach geeignete deutsche Lieder auf Romanisch übersetzt und angepasst.Eine alte Partnerschaft neu belebtDas hat er analog auch schon im Rheintal gemacht. Claudio Simonet war nämlich in den 1980er-Jahren hier tätig und leitete unter anderem den Männerchor Altstätten. In jener Zeit hat er das altbekannte und in der ganzen Schweiz gesungene Volkslied von den zwei Schätzeli «Dür ds Oberland uf, dür ds Oberland ab» adaptiert und als «Dör’s Rhintal döruf, dör’s Rhintal dörab» für den Männerchor in dessen Mundart neu arrangiert. Sein ehemaliger Männerchor interpretierte am Sonntagabend das stimmige Simonet-Arrangement in seinem Auftritt.Ebenfalls viel Applaus gab es für den heimischen Männerchor für das von Geny Rohner geschaffene «Am jungen Rhein». Der im Publikum sitzende 97-jährige Komponist wurde von Co-Präsident Josef Hutter mit einem Blumenstrauss begrüsst. Im bunten Reigen von Rheintaler Liedern fehlte auch nicht das 1926 von Josef «Schlyfertobelsepp» Schöbi (Berneck 1873 bis Altstätten 1936) getextete und vom damaligen Musikdirektor Karl Peissner vertonte Alt­stätter Lied «Trauter Winkel, lindes Nest». Schön, es einmal wiederzuhören.Einen besonderen Beitrag leistete Albert Schmid mit seiner rumänischen Panflöte. Im Duett mit Claudio Simonet am Akkordeon bestritt er das instrumentale Intermezzo, das zum zweiten Teil des Abends mit internationaler Folklore und witzigen romanischen Liedchen überleitete. Viel Applaus gab es etwa für die in Jägerlatein gesponnenen Versen von «Reto catschadur», von Reto, dem Jägersmann. Oder beim Männerchor für «Sierra Madre», «Irish Blessing» und den Heimweh-Ohrwurm «Green, Green Grass of Home».Als Zugabe erklang das Appenzeller Volkslied «Aade bin i loschtig gsi», das die beiden Chöre gemeinsam sangen und auch das Publikum zum Mitsingen aufgefordert war. Damit schloss ein abwechslungsreicher und gefälliger Liederabend und eine klanglich interessante Begegnung am Rhein.HinweisMehr zu den Chören im Internet: www.las-vuschs-dil-rein.ch bzw. www.männerchor-altstätten.ch

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