20.02.2019

Der Rekordfunken macht Ärger

Die Hofstalder Funkenzunft in Lustenau will mit einem 58,6-Meter-Feuer ins «Buch der Rekorde». Das stösst bei Umweltschützern unter anderem wegen des hohen Holzverbrauchs auf Kritik.

Von Klaus Hämmerle
aktualisiert am 03.11.2022
In Vorarlberg erregt derzeit ein Weltrekord-Versuch Aufmerksamkeit. Die Hof­stalder Funkenzunft aus Lustenau errichtet anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens den weltweit höchsten Funken. Am 16. März soll der fast 60 Meter hohe Holzturm abgebrannt werden – wir berichteten bereits. Umweltschützer sehen das Projekt wegen des hohen Holzverbrauchs und der Feinstaubbelastung kritisch.Das traditionelle Abbrennen von Funken am ersten Fastenwochenende als Teil der alemannischen Fasnacht soll den Winter austreiben. Dabei werden im Rahmen eines Volksfests meterhohe Holztürme entzündet. Die Idee zum Weltrekord-Funken entstand in Lustenau bereits um das Jahr 2000, als in Gaissau (Bezirk Bregenz) mit 41 Metern der bisher höchste Funken brannte. Den Weltrekord für das höchste Lagerfeuer hält laut Guinnessbuch seit 2016 das norwegische Alesund mit einem rund 47 Meter hohen Mittsommerfeuer (siehe Grafik).Fundament für Feuer errichtetFür den Weltrekord-Funken, der mit 58,6 Metern fast so hoch werden soll wie die Stiftskirche St. Gallen, musste die Zunft einiges auf sich nehmen. Um ausreichend Platz für den mit Stahlseilen abgespannten Holzriesen zu haben, wechselte man auf einen von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Grund. Der Boden dort wurde pilotiert, ein Fundament errichtet. Seit Anfang Jahr sind die Arbeiten im Gange. Ein Drittel sei geschafft, sagt Obmann Marco Hollenstein. Mit fünf Metern falle heuer auch die Hexe um rund einen Meter höher aus. Eine Baugenehmigung braucht ein Funken als temporäres Bauwerk nicht. Das Abbrennen von unbehandeltem Holz im Rahmen der Brauchtumspflege ist vom 1. Februar bis 15. März als Ausnahme vom Bundesluftreinhaltegesetz in der entsprechenden Verordnung ausserhalb von Anlagen gestattet – für 2019 wurde in einer Sonderbestimmung eine Verlängerung bis 17. März genehmigt. Lustenau arbeitet derzeit an einem Veranstaltungsbescheid, in dem Auflagen unter anderem in Fragen der allgemeinen Sicherheit oder der Fluchtwege gemacht werden. Noch befindet sich der Holzbau aber erst auf einer Höhe von 15 Metern. «Das ist erst ein Viertel», sagt Ralf Breiner, Vizeobmann der Hof-stalder Funkenzunft in Lustenau. Nicht geteilt werden die Rekord-Vorfreuden von Umweltaktivisten. Der Obmann des Alpenschutzvereins, Franz Ströhle, brachte bei der Bezirkshauptmannschaft Dornbirn gar eine Anzeige gegen den Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer ein. «Dieser Funken hat nichts mit einem Brauchtumsfeuer zu tun. Es fehlt ihm die gesetzliche Grundlage. Bürgermeister Fischer kommt seiner Verantwortung, für die Gesundheit der Bevölkerung Sorge zu tragen, nach dem Luftreinhaltegesetz nicht nach», formulierte Ströhle in seiner Anzeige. Die Gemeinde Lustenau habe keine Entscheidungsgewalt über den Bau des Funkens, sagt Bürgermeister Fischer. «Ich kann eine solche Brauchtumsveranstaltung gar nicht verbieten. Ich bin nur angehalten, die Sicherheitsrichtlinien zur Durchführung einzufordern und zu überwachen», erklärt Fischer.Einziger Funken am 16. MärzLaut Fischer sind die Reaktionen zum Funken mehrheitlich kritisch. Er selber möchte das Thema nicht überbewerten. «Egal wie man zu diesem Funken steht: Es wird eine einmalige Angelegenheit. Ich möchte nicht, dass man dieses Ereignis zur Projektionsfläche für alle Klimasünden macht.» Das Land räumt dem Funken jedenfalls eine besondere Stellung ein. Er wird an diesem Tag der einzige sei. Denn: Die Hofstalder wollen mit ihrem Rekordfunken anderen Zünften keine Zuschauer wegnehmen und sie zu ihrem Grossereignis anlässlich ihres 40-jährigen Bestehens einladen. Die Besucherzahl ist wegen des grossen Medieninteresses im Vorfeld schwer abschätzbar, man geht von 5000 bis 10000 Besuchern aus.Klaus Hämmerle

Abo Aktion schliessen
News aus der Region?

Alle Geschichten, alle Bilder

... für nur 12 Franken im Monat oder 132 Franken im Jahr.