06.09.2021

Der Regenbogen ist rasch verblasst

In Balgach haben Unbekannte einen Fussgängerstreifen mit Regenbogenfarben bemalt. Er ist bereits wieder gelb.

Von Hildegard Bickel
aktualisiert am 03.11.2022
Hildegard BickelWegputzen genügte nicht. Mitarbeitende des kantonalen Tiefbauamtes mussten den Fussgängerstreifen beim Lichtsignal bei der Gerbe frisch übermalen. Sie standen kurz nach Montagmittag im Einsatz und gaben dem Streifen seine ursprüngliche Farbe zurück: ein leuchtendes Gelb.Übers Wochenende ist der Fussgängerstreifen wohl zahlreichen Verkehrsteilnehmenden aufgefallen und löste Verwunderung aus. Bei vielen sicher auch ein Lächeln. Er erschien in den Farben der Regenbogenfahne. Die Botschaft hinter der Aktion dürfte klar gewesen sein – eine Positionierung für die «Ehe für alle». Am 26. September stimmen die Schweizer Stimmbürgerinnen und Stimmbürger darüber ab, ob gleichgeschlechtliche Paare zivil heiraten dürfen. Einerseits ist die Aktion in Balgach ein kreativer Ausdruck, um sich für gleiche Rechte zu engagieren. Andererseits sind den Verursachern die Gesetze im Strassenverkehr nicht bekannt oder egal. Diese Form des politischen Aktivismus auf offener Strasse wird Folgen haben. Abstimmungskampf ja, aber nicht auf illegale ArtDie Kantonspolizei St. Gallen hat die Ermittlungen aufgenommen. «Eine solche Aktion ist verboten», sagt Mediensprecher Hanspeter Krüsi. Er zitiert Artikel 98 Ziffer b im Strassenverkehrsgesetz SVG: «Mit Busse wird bestraft, wer vorsätzlich ein Signal oder eine Markierung entfernt, unleserlich macht oder verändert.» Beim Fussgängerstreifen bei der Gerbe handle es sich um eine Veränderung, da die Streifen in grüner, blauer, violetter, roter und oranger Farbe bemalt wurden. Die Verantwortlichen haben mit einer Busse zu rechnen. Strassenkreisinspektor Titus Tobler vermutet, dass der Fussgängerstreifen mit Spraydosen gefärbt wurde. Er habe kein Verständnis für solche Aktionen, wenn sie zu Beschädigung an einem Sicherheitselement im Strassenverkehr führen. Der Fussgängerstreifen habe technische Normen zu erfüllen. Es gebe genügend andere Plattformen für den Abstimmungskampf. Wann genau der Fussgängerstreifen die Regenbogenfarben verpasst bekam, ist nicht bekannt. Am Freitag wurde die Gemeinde darauf aufmerksam und informierte den Kanton, der für den Unterhalt der Hauptstrasse, eine Kantonsstrasse, zuständig ist. In erster Linie gehe es um die Sicherheit, sagt Gemeindepräsidentin Silvia Troxler. Es müsse der ursprüngliche Zustand wieder hergestellt werden. Dies ist inzwischen geschehen. Doch wer für den Regenbogenfussgängerstreifen verantwortlich war, bleibt unklar. Ausgeschlossen wird ein Zusammenhang mit dem Schulweg. In nächster Nähe des Fussgängerstreifens befinden sich ein Kindergarten und ein Schulhaus. Eine Passantin fragte sich, ob die farbigen Streifen den Kindern beim Überqueren der Hauptstrasse eine Freude hätten machen sollen. So war das nicht gedacht. Die Schulkinder werden sich nach dem kurzzeitigen Farbenspiel auf der Strasse wieder auf das vertraute Rot, Orange und Grün der Ampel konzentrieren können.

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