Der Vater von vier Kindern im Alter von sechs bis elf Jahren ist seit zehn Jahren hauptamtlicher Richter am Kreisgericht Rheintal. Er ist hier Vizepräsident der 3. Abteilung und befasst sich zum Beispiel mit erb-, miet- und arbeitsrechtlichen Streitigkeiten. Sein Metier ist das Zivil-, exklusive Familienrecht.Seit diesem Montag ist bekannt: Der 46-Jährige wurde in stiller Wahl zum neuen Gerichtspräsidenten gewählt. In dieser neuen Funktion wird er zu 80 Prozent die bisherige Tätigkeit ausüben, daneben wird er fürs Personal und die Verbindung des Kreisgerichts zum Kantonsgericht zuständig sein.Pfadileiter und Klarinettist gewesenDer neue Präsident entstammt einer einfachen Familie. Vater Emil war Spengler, der gleichnamige Grossvater Landwirt im Unterlitten.Die aktive Teilnahme am gesellschaftlichen Leben hat Familientradition. Der ältere Bruder Markus dirigierte lange Zeit die Jungmusik, Roland Eugster selbst spielt Klarinette und gehörte sowohl der Jugendmusik, als auch der Stadtmusik an. Er war Pfadileiter und betätigte sich später im Kirchverwaltungsrat und im Vorstand der CVP-Ortspartei.Aktuell ist er GPK-Mitglied der Primarschule Lüchingen, Vorstandsmitglied des Vereins Familien- und Paarberatung Rheintal sowie Ersatzmitglied der kantonalen Prüfungskommission für Rechtsagenten.Nach dem Studium an der Uni Fribourg (mit einer Zusatzausbildung in Europarecht) wirkte Roland Eugster bald einmal als Gerichtsschreiber, ehe er kurz als Untersuchungsrichter in Gossau tätig war, in einem Advokaturbüro in St.Gallen arbeitete und – ab Juli 2006 – als Staatsanwalt wirkte, zuletzt als Leiter in einem achtköpfigen Team. Richter am Kreisgericht Rheintal wurde er in einer Kampfwahl im Jahr 2011.Der FC Liverpool hat es ihm früh angetanSchon als Bub interessierte sich Roland Eugster für Fussball. Im Alter von zehn oder elf wurde er auf englische Cupspiele aufmerksam, die damals das Schweizer Fernsehen ab den Halbfinalpartien zeigte, wie Eugster sich zu erinnern meint. Der Altstätter begeisterte sich für den FC Liverpool, dessen Spielqualität und Kampfgeist gefielen ihm. Seither war er gut ein halbes Dutzend Mal in England, um sich ein Heimspiel der Liverpool-Elf anzusehen.Roland Eugster wuchs mit zwei Brüdern und zwei Schwestern auf. Die eine, Susanne Frei, wirkt heute als Sekretärin der katholischen Kirchgemeinde.Auch Roland Eugsters eigene Familie ist kinderreich. Mit der aus Rorschach stammenden Gattin Tamara (geb. Kuster), einer Primarlehrerin, hat er zwei Mädchen (Lara und Gulia) sowie zwei Buben (Yann Elias und Mattia). Es kommt öfter vor, dass die Familie zusammen unterwegs ist, etwa mit dem Velo. Roland Eugster kocht als Familienmensch nicht nur gern, sondern tut es auch fleissig. Am Wochenende wird die Familie in aller Regel an beiden Tagen von ihm kulinarisch verwöhnt.Der Gerichtspräsident mag KrimisMit 18 trat Roland Eugster der Samichlausgruppe bei. An einem Tag pro Jahr ist er als Klaus unterwegs. Auch die eigenen Kinder kamen schon in den Genuss seines Besuchs, doch inzwischen würden sie ihn leicht erkennen.Hat Roland Eugster ausserhalb seines Berufs- und Familienlebens freie Zeit, stehen zwei Dinge im Vordergrund: Er jasst und liest sehr gern. Als vielseitig interessierter Leser bewegt er sich querbeet, allerdings doch auch mit Vorlieben. Er nennt Science-Fiction-Literatur, Biografien und - an erster Stelle - Krimis. Dass sie ihm gestatten, einfach die Geschichten zu geniessen und sich der Entspannung hinzugeben, liegt vielleicht auch daran, dass er sich als Richter nicht mit Strafrecht und somit beruflich nie mit Mord und Totschlag zu befassen hat. CVP hat das Präsidium zurückgeholtStill gewählt Es kommt zu keiner Kampfwahl ums Gerichtspräsidium. Der bisherige Kreisrichter Roland Eugster war der einzige Kandidat. Somit ist er nun in stiller Wahl gewählt. Es ist im Amtsblatt des Kantons St.Gallen publiziert, das am Montag, 12. April erschien.Roland Eugster (CVP) ersetzt als Präsident Caroline Gstöhl (FDP), die das Kreisgericht Rheintal Ende Juni verlässt und ans Kantonsgericht wechselt. Somit wird das Präsidium wieder von der CVP besetzt. Bis Ende 2015 war Eugsters Parteikollege Urs Peter Cavelti Gerichtsvorsitzender, auf Cavelti folgte Caroline Gstöhl.Die FDP verzichtete auf eine eigene Kandidatur fürs Präsidium. Die Freisinnigen sind aber bestrebt, Caroline Gstöhls Kreisrichtersitz zu behalten. Peter Nüesch, der Vizepräsident der FDP-Kreispartei, sagt, ein Gespräch mit der politischen Konkurrenz zu diesem Thema folge erst.Natürlich hegt die FDP aber die Hoffnung, bei den nächsten Wahlen von der CVP unterstützt zu werden.Weil das Gerichtspräsidium in stiller Wahl neu besetzt wurde, entfällt der 13. Juni als vorsorglich angesetzter Kampfwahltermin. Das bedeutet, dass die bevorstehende Wahl zweier Kreisgerichtsmitglieder aller Voraussicht nach gleichzeitig erfolgen kann. Nicht nur für Caroline Gstöhl ist eine Kreisrichterin oder ein Kreisrichter zu wählen, sondern auch für Caroline Reiter (Grüne) ist ein Ersatz zu bestimmen. Caroline Reiter verlässt das Kreisgericht bekanntlich per Ende August.In der CVP gab es nicht nur einen InteressentenDer stillen Wahl zum Trotz, hatte es innerhalb der CVP nicht nur einen Interessenten fürs Präsidium gegeben. Anstelle der (wegen Corona nicht durchgeführten) Delegiertenversammlung wurde brieflich nominiert. Das Ergebnis sei klar zugunsten von Roland Eugster ausgefallen, sagt CVP-Kreisparteipräsident Sandro Hess. Eugster habe rund zwei Drittel der Stimmen erhalten.