21.02.2019

Der nächste Schritt vorwärts

Der 20-jährige Rheinecker Patrick Sutter wechselt leihweise von der U21 St. Gallens zum FC Winterthur. Er schliesst sich einem Club an, der bekannt dafür ist, jungen Talenten eine Chance zu geben.

Von Remo Zollinger
aktualisiert am 03.11.2022
Remo ZollingerLetzte Woche verlor Borussia Dortmund das Champions-League-Spiel bei Tottenham 0:3. Schmerzlich vermisst haben die Westfalen Innenverteidiger Manuel Akanji. Der Schweizer hat sich beim BVB in kurzer Zeit zum unbestrittenen Stammspieler entwickelt und fehlte verletzt. Er gilt als der Senkrechtstarter im Schweizer Fussball.Auf den ersten Blick hat das wenig mit Patrick Sutter zu tun. Der 20-Jährige ist nicht Verteidiger, spielt nicht in der Champions League, auch nicht in der Nati. Doch auch er nimmt sich vor, bei Winterthur den nächsten Schritt in seiner Karriere zu tun. Wie es Manuel Akanji getan hat.Winterthur ist für Junge ein gutes PflasterDer FC Winterthur ist ein anderer Verein. Er kommt aus der sechstgrössten Stadt der Schweiz, spielt aber seit 1985 nicht mehr in der höchsten Liga. Trotzdem ist Winterthur nicht von der Fussballlandkarte verschwunden. Einerseits, weil der Verein erfolgreich versucht, sich als eine Art Schweizer St. Pauli zu etablieren. Das Stadionerlebnis auf der Schützenwiese ist anders als etwa im Zürcher Letzigrund, es hat viele Stehplätze, die Zuschauer sind nah am Spielfeld und es riecht nach Bratwurst und Bier.Andererseits aber auch, weil er – ebenfalls erfolgreich – im­-mer wieder junge Spieler ganz gross hervorbringen will. Manuel Akanji ist nicht das einzige Beispiel aus der jüngeren Geschichte. Da ist auch noch ein Remo Freuler, der für den Serie-A-Verein Atalanta mittlerweile 114 Spiele (14 Tore) bestritten hat. Oder ein Amir Abrashi, der es in die Bundesliga geschafft hat. Oder ein Luca Zuffi, ein Christian Fassnacht. Die Liste ist lang.Ob Patrick Sutter sich in diese Liste einreiht, zeigt die Zukunft. Sicher ist jedoch: Er hat die Chance dazu. «Das war einer der Hauptgründe, weshalb ich mich für den FC Winterthur entschieden habe», sagt der Rheinecker, dessen Manager Ex-St. Gallen-Profi Alberto Regazzoni ist.«Ich komme nicht mehr so weiter, wie ich das will»In der St. Galler U21 hat Flügelspieler Patrick Sutter in der Hinrunde in 14 Einsätzen sieben Tore erzielt. Das ist eine starke Bilanz, allerdings sagt auch Sutter, er sei mit 20 Jahren schon einer der Älteren der Mannschaft und habe sich Gedanken machen müssen, wie es weitergeht. «Ich habe gemerkt: Ich komme in der U21 nicht mehr so weiter, wie ich das will.» St. Gallens U21 spielt «nur» in der 1. Liga Classic, der vierthöchsten Spielklasse. Der Sprung in den Profibereich ist gross, direkt ins Profiteam schaffen es sehr wenige.Viele nehmen einen Umweg über die Challenge League, die zweithöchste Liga. In dieser ist Winterthur eine sehr gute Adresse – und es sei der Verein selbst gewesen, der bei Sutters und Regazzoni angeklopft habe. Das sagt René Sutter, der Vater des Talents, bekannt als Präsident des FC Rheineck. Auch ihm ist der FCW als Ausbildungsverein bekannt, auch er ist zufrieden, dass der Wechsel geklappt hat. St. Gallen verlängerte Patrick Sutters Vertrag bis Sommer 2021, bis Sommer 2020 dauert seine Leihe bei Winterthur.Ruhig aufbauen: «Es ist schon etwas anderes»Dort, sagt Patrick Sutter, habe er sich gut eingelebt. Es ist das erste Mal, dass er nicht mehr in der bekannten Umgebung der St. Galler Nachwuchsakademie ist. «Das ist nicht einfach, ich muss mich erst an alles gewöhnen», sagt er. Es gebe im Vergleich mit der U21 weniger Trainings, dafür seien sie deutlich intensiver. «Es ist schon etwas anderes, besonders von der Intensität her. Ich verbringe viel Zeit im Kraftraum», sagt Patrick Sutter. Er muss noch Muskelmasse zulegen, um in der Challenge League bestehen zu können.«Patrick wird wohl nicht heute oder morgen zum Einsatz kommen», sagt sein Vater René Sutter. Das sei auch nicht das Ziel, zuerst gehe es darum, den Rhythmus der Mitspieler zu erreichen. «Ich erhoffe diese Saison schon erste Einsatzminuten, dann mehr ab der nächsten Saison», sagt Patrick Sutter. Sein Fernziel ist es, es in die erste Mannschaft des FC St. Gallen zu schaffen.Sein U21-Trainer traut Sutter viel zuDass St. Gallen den Vertrag mit Sutter bis 2021 verlängert hat, zeigt: Er ist als Perspektivspieler im Blickfeld des Fanionteams. St. Gallens U21-Trainer Brunello Iacopetta traut ihm viel zu: «Er ist ein ruhiger, ehrgeiziger und disziplinierter Typ. Jetzt hat er die Möglichkeit, auf höherem Niveau zu spielen. Ich traue ihm zu, diese Chance zu packen und später für den FCSG zu spielen. Es kann aber viel passieren – und eine Glaskugel habe ich nicht.»Iacopetta beschreibt Sutter als schnellen, trickreichen Flügel mit viel Zug zum Tor und guter Schusstechnik. «Er ist zielstrebig und kaltblütig im Abschluss», sagt der U21-Trainer. Diese Qualitäten muss Sutter nun in der Challenge League beweisen.Begonnen hat seine Laufbahn bei den Junioren des FC Rhein­eck. Sutter kam zu den Rheintal-Bodensee-Auswahlen, dann zum FCSG. In seinem RB-Jahrgang waren viele, die heute in regionalen ersten Mannschaften spielen: Jarò Böhrer (Au-Berneck), Stefano D’Amico (St. Margrethen), Daniel De Almeida (Widnau) oder Nando Lüchinger (Montlingen). Sutters Weg ins St. Galler «Eins» ist noch länger – mit Winterthur (auch eine erste Mannschaft) geht’s aber in die gewünschte Richtung.

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