12.11.2019

Der Nachwuchs übernimmt den Ball

Zita und Hansjörg Keel stehen am nächsten «Rebstock»-Ball nicht mehr hinter der Theke. Der Nachwuchs ersetzt sie.

Von Gert Bruderer
aktualisiert am 03.11.2022
Fasnächtliche Tradition kann jäh enden. Was während Jahrzehnten Anziehungskraft hatte, war plötzlich abgeschafft – in Berneck der Mumaball, in Altstätten der Cliquenball. Geblieben ist die fasnächtliche Vorherrschaft des oberen Rheintals, wo die Fasnacht mit laufend gesteigerter Intensität zelebriert wird.Eine ganze Reihe grosser Maskenbälle sind in Mode. Aber von charmanten Sälen alter Beizen ist das Publikum weitgehend in Mehrzweck- und Turnhallen umgesiedelt worden. Einstige Maskenball-Hochburgen haben ausgedient oder sind ganz verschwunden.Charmanter Hort der AusgelassenheitIn Rebstein war das «Rössli» eine solche Hochburg. Bei der Lichtsignalanlage stand es einst im Eck, wo Bahnhof- und Staatsstrasse zusammentreffen. Ein anderer Raum hat seine Bedeutung bis heute gewahrt: der «Rebstock»-Saal. Er ist Fasnächtlern ein Hort der Ausgelassenheit geblieben.Die Wirtsleute Zita und Hansjörg Keel frönen angesichts ihres fortgeschrittenen Alters heute eher ruhigerer Leidenschaften und räumen nun erstmals den Platz hinter der «Rebstock»- Ball- Theke.An ihrer Stelle lassen Tochter Karin mit ihrem Mann Peter sowie einer der beiden Söhne, Sandro Keel, zusammen mit Gattin Aline den beliebten Anlass fortbestehen – aus Sicht der Nachwuchsmannschaft gern auch dauerhaft, wobei noch offen ist, was die Ortsgemeinde mit dem «Rebstock» machen wird. Sie hat ihn Keels vor einem knappen Jahr ja abgekauft.Hansjörg Keel, inzwischen 68, weiss noch gut, wie er um 1960 mit dem Umzug mitmarschierte; damals war die Zahl der Gruppen klein und der Umzug führte vom Dorfplatz den Berg hoch, bis zum Kindergarten Isenbühl, die Jungwacht leistete die Vorbereitungsarbeit.Die Dorffasnacht ist stark gewachsenSeither ist die Fasnacht in Rebstein ausserordentlich gewachsen, woran die Familie Keel ihren Anteil hat.Alle drei Kinder der Wirtsleute waren Mitinitianten der bald 20-jährigen einheimischen Gugge Burgtätscher, Roger Keel war sogar Präsident, ist heute aber kein Aktiver mehr, sondern «Burgruine», wie der Vater scherzhaft meint. Die Tochter Karin ist als einziges weibliches Guggenmitglied noch immer dabei, ihr Bruder Sandro ebenfalls.Hansjörg Keel wiederum kommt die besondere Aufgabe zu, am Tag des «Rebstock»-Maskenballs jeweils um Punkt 13 Uhr 51 den Böller krachen zu lassen, der den Beginn des Umzugs bedeutet.Am nächsten «Rebstock»-Ball werden Zita und Hansjörg Keel im Hintergrund zwar noch mithelfen und Nachschub gewährleisten, aber die Hauptarbeit leisten die mit dem Ball aufgewachsenen Jungen, denen daran liegt, die schöne Tradition zu bewahren.Immer Hand in Handmit dem OK gewirktDer eigentliche Maskenball mit DJ findet jeweils in der Progy- Mehrzweckhalle statt. Parallel dazu gibt es den «Rebstock»- Ball, der eher die nicht mehr ganz jungen Fasnachtsbegeisterten anspricht – Tanzfreudige, von denen jemand Hansjörg Keel mal sagte, für die Progyhalle sei er mittlerweile doch zu alt.Keels legten stets Wert darauf, dem einheimischen Fasnachts-OK keine Konkurrenz zu machen, sondern Hand in Hand mit den Veranstaltern zu wirken. Anfangs diente der Saal zur Verpflegung der Guggen, später erfuhr er die Aufwertung zum Ball-Lokal. Schon vor dem Bau der Progy-Halle fand der Maskenball hier einmal oder zweimal statt.Fürs Zusammenwirken ist Rebsteins Fasnacht ein vorzügliches Beispiel.Aus der einst kleinen Dorffasnacht ist im fruchtbaren Zusammenspiel verschiedener Vereine ein immer grösserer Anlass geworden, der letztes Jahr in die Gründung eines neuen, für die Fasnacht zuständigen Vereins mündete – den Verein Räbschter Dorffasnacht.Neben Umzug und Maskenball sind die Obervogelpräsentation sowie der Kindermaskenball und der noch recht junge Maskenball für Menschen mit Behinderung weitere Beispiele für das immer reich befrachtete Programm.

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