Erwin Steingruber wurde am 15. Mai 1954 geboren, im Jahr des letzten Bergrennens Rheineck –Walzenhausen – Lachen. Schon als Dreikäsehoch träumte Steingruber von einer eigenen Autogarage. Auf dem Schulweg ritzte er auf einem Stein «seine» Garage ein. Der unvergessene Kurt Kellenberger war das Idol der Walzenhausener Buben. Seine Slides auf dem Florett im Schnee in den zwei Haarnadeln auf der Strasse von St. Margrethen nach Walzenhausen haben Steingruber so beeindruckt, dass er auch Rennen fahren wollte.
Steingruber machte eine Lehre als Automechaniker
Er lernte Automechaniker bei der Zentralgarage Eggenberger in Heerbrugg. Und suchte einen Anhänger – für die Rennfahrerei und zur Bergung von Fahrzeugen. Kellenberger sagte, in Wolfhalden stehe ein Anhänger mit Formel-V-Rennwagen zu verkaufen. Steingruber schlug zu und bekam dazu einen Rennoverall. Für die Saison 1975 schrieb der Automobil Club Schweiz ein neues Reglement aus. Neu durfte man nach dem obligatorischen Fahrkurs mit einem Rennwagen in die Schweizer Meisterschaft eingreifen.
In die Formel V startete er mit dem Horag HAS 3 Hotz Sulgen mit selbst gebauten Scheibenbremsen. Er bestritt die Bergrennen Walzenhausen, Oberhallau und Hemberg – und war 1976 schnellster Rookie der Formel V. Seine Zeiten waren so erstaunlich, das ihm Konstrukteur und Rennstallbesitzer Markus Hotz von Horag Racing ein Angebot machte. Für 1000 Franken pro Rennen konnte Steingruber in dessen Team die Formel-Super-V-EM bestreiten, doch Steingruber lehnte ab. Er hatte das Geld nicht und wollte in Walzenhausen eine Garage eröffnen. Dies geschah am 1 April 1977 als Vertretung von VW und Audi. 1977 fuhr Steingruber keine Rennen.
Dreimal Schweizer Meister im Super-VW von Eberles
Für 1978 kaufte er den Eigenbau von Fritz Eberle. Der Thurgauer konstruierte mit seinem Bruder zwei Formel-Super-V-Fahrzeuge. Erstmals wurden Motoren mit Wasserkühlung zugelassen. Steingruber besorgte die Golf-Viergang-Motoren von Heidegger in Triesen – und dominierte von 1978 bis 1982.
Vom ehemaligen Formel-1-Teamchef Ron Denis kaufte er auf 1983 einen March Formel 2. Mit diesem errang Steingruber einige Tagessiege, als grössten Erfolg bezeichnet er den Sieg in Oberhallau 1990, als er Bergkönig Fredy Amweg bezwang. Da Steingruber auch die zwei Trainings dominierte, gewann er den «Grand Slam» von Oberhallau und sagte: «Jeder Mensch hat einmal im Leben seinen besonderen Tag». Ende 1992 hängte er den Helm an den Nagel, 1993 erweiterte er seine Garage. Am 1. Juli 2023 gab er diese an Daniel Schelling weiter.
Den Bergsprint würde es ohne ihn nicht geben
Steingruber träumte von einem Rennen in der Region. Von 1970 bis 1986 gab es das Bergrennen Walzenhausen – Lachen. Dieses «zu Hause» wieder aufleben zu lassen, wurde das Ziel, aber die Ausserrhoder Regierung sagte 2002 ab. Die Kantonspolizei könne eine solche Veranstaltung nicht bewältigen. Steingruber wusste, Polizist Dörig hatte auf dem Töff alles im Griff: «Er war eine richtige Autorität.»
Steingrubers Kollegen trennten sich vom Projekt, der Traum wurde zum Albtraum. Aber er gab nicht auf, zumal sich in einer Umfrage im Dorf 80 % der Abstimmenden für einen historischen Bergsprint aussprachen. Der ehemalige Kantonsrat Peter Hohl öffnete die Tür zur Regierung, Steingruber lud sie zum Oberhallauer Bergrennen ein. «Ein Rennwagen ist keine Waffe. Im Dorf wird im Schritttempo gefahren, die Strecke wird abgesperrt», sagte er. Die Regierung war von der Ambiance fasziniert, Steingrubers Traum wurde Realität. 2007 fand «sein» erster historischer Bergsprint statt, seither gab es ihn im Dreijahresrhythmus sechsmal. An der siebten Austragung von 2025 wird fleissig gearbeitet.