15.07.2018

Der Mann hinter den Politstars

Als OK-Präsident der grössten Rheintaler Bundesfeier hat Karl Schönenberger schon viele ­bekannte Referenten ins Dorf geholt. Im Interview spricht er über die Zusammenarbeit mit den Politikern.

Von Anina Gächter
aktualisiert am 03.11.2022
Anina GächterSeit 15 Jahren organisiert Karl Schönenberger die Bundesfeier seiner Wahlheimat St.Margrethen. In dieser Zeit hat sich der Anlass als grösste 1.-August-Feier im Rheintal etabliert. Etwa tausend Feiernde besuchen ihn jeweils. Eines der Hauptmerkmale der Feier sind die bedeutenden Politiker, die Schönenberger als Referenten gewinnt.An der St.Margrether Bundesfeier sprach Gerhard Pfister über Schweizer Werte und Qualitäten, drückte aber auch kritische Gedanken aus. Wir würden in einer gewissen Wohlstandsverwahrlosung ohne wirkliche Probleme leben. Wie denken Sie darüber?Karl Schönenberger: Ich sehe das genauso. In der Schweiz wird über belanglose Dinge wie den Text des Schweizer Psalms diskutiert, obwohl es weitaus Wichtigeres gäbe. Die Konsequenzen der Volksentscheide über die EU werden immer weiter herausgezögert. Da besteht für mich eine gewisse Diskrepanz, die Gerhard Pfister in seiner Ansprache ebenfalls erwähnt hat.Es hiess, es sei noch eine lange Nacht für den CVP-­Präsidenten geworden.Eigentlich hatte er mir im Voraus mitgeteilt, dass er um elf Uhr in Luzern sein müsse, um dem Schweizer Fernsehen eine Stellungnahme zu Doris Leuthards Rücktritt zu geben. Stattdessen wurde die Liveschaltung über­raschend aus St. Margrethen vorgenommen. Dies erlaubte ihm, nicht nur vor, sondern auch nach seiner Ansprache den Kontakt mit den Leuten zu pflegen.Wie lief die Zusammenarbeit mit Gerhard Pfister hinter den Kulissen?Herr Pfister war äussert freundlich und ein sehr angenehmer Verhandlungspartner. Egal, ob ich ihn telefonisch zu erreichen versuchte oder ihm ein Mail schrieb, es kam immer prompt eine Antwort. Dies, obwohl er zeitweise in den Ferien war und sein Anrufbeantworter nicht funktioniert. Das habe ich sehr geschätzt, denn es ist in seiner Branche nicht unbedingt üblich. Ich würde jederzeit wieder mit ihm zusammenarbeiten.Wie Gemeindepräsident Reto Friedauer am vergangenen Montag sagte, haben Sie «ein gutes Händchen», wenn es um das Engagieren attraktiver Festtagsredner geht. Immer wieder holen Sie nationale Grössen aus der Politik in die Gemeinde. Wie gelingt es Ihnen, St. Margrethen jeweils so gut zu vermarkten?Natürlich ist es nicht ganz so leicht, wie es von aussen scheinen mag. Meistens habe ich etwa vier bis sechs potenzielle Referenten, die für mich in Frage kommen. Diese wähle ich mit der Unterstützung von Albert Steiner aus, der durch seine langjährige journalistische Tätigkeit viele Politiker persönlich kennt. Das nutzen wir aus und so stellt er ­jeweils einen ersten Kontakt her. Danach melde ich mich selbst und versuche durch Bild und Text einen Eindruck von unserer Gemeinde und den vergangenen Bundesfeiern zu vermitteln. Mittlerweile hat sich der Anlass in Politikerkreisen auch etwas herumgesprochen und so ist es heute etwas leichter als noch vor ein paar Jahren. Trotzdem darf man nicht vergessen, dass ich einige der Redner, wie beispielsweise Karin Keller-Sutter, bis zu drei Jahre hintereinander anfragen musste, bis ich eine Zusage bekam.Worauf achten Sie bei der Auswahl der Referenten?Ein Kriterium ist die politische Vielfalt. Ich versuche stets, mich nicht nur auf ein Lager zu beschränken. Zudem finde ich es wichtig, Personen zu wählen, die noch nie in St.Margrethen waren. So gibt man den Einwohnern die Möglichkeit, wichtige Persönlichkeiten, die man sonst vielleicht nur vom Fernsehen kennt, auch mal live zu erleben.Welche Ansprache ist Ihnen am besten im Gedächtnis geblieben?Das ist schwer zu sagen. Wir hatten so viele grossartige Referenten und jeder hat die Ansprache auf seine ganz eigene Art präsentiert. Blochers Rede war beispielsweise rhetorisch sehr gut, Roger Köppel hielt eine eher witzige Ansprache und Gerhard Pfister wurde in seinem Vortrag politisch sehr konkret. So ist es mir unmöglich, eine auszuwählen.Der wohl bekannteste Referent war Christoph Blocher. Ein Politiker, der polarisiert wie kaum ein anderer in der Schweiz. Wie haben Sie ihn als Mensch erlebt?Christoph Blocher lernte ich als einen sehr interessierten Menschen kennen. Er hatte sich im Vornherein gut über die Ge­meinde und ihre Geschichte informiert und zeigte grosses In­teresse an der Umgebung. Er wollte beispielsweise wissen, wie das Naherholungsgebiet Eselschwanz entstanden ist. Über Politik sprachen wir kaum. Er witzelte lediglich, dass er als ­Bundesrat gesetzlich gesehen nur Geschenke annehmen dürfe, die er innerhalb eines Tages konsumieren könne. Deshalb seien die drei Flaschen Wein, die wir ihm schenkten, in Ordnung.Wen würden Sie sich noch als Referenten für die St.Margrether Feier wünschen?Ich habe bereits einen potenziellen Kandidaten für nächstes Jahr im Kopf, aber wer es ist,möchte ich noch nicht sagen. Man darf sich aber auf jeden Fall auf die Feier freuen.Dieses Jahr haben Sie bereits zum 15. Mal die Bundesfeier organisiert. Wie kamen Sie zu dieser Aufgabe?Bevor ich OK-Präsident wurde, war ich etwa fünf Jahre lang ­Aktuar und Vizepräsident des Verkehrsvereins St.Margrethen. Dieser organisierte jedes Jahr die Bundesfeier und irgendwann fragte man mich, ob ich die Rolle des Hauptverantwortlichen übernehmen würde. Als sich der Verkehrsverein auflöste, beschloss ich, der Tätigkeit weiterhin nachzugehen, da ich sowieso schon alle Unterlagen hatte.Wie hat sich die Bundesfeier seit Beginn Ihrer Tätigkeit verändert?Als ich die Organisation vor 15 Jahren übernahm, feierten wir mit etwa 500 Gästen. Seither stieg die Besucherzahl stetig, weshalb wir in den Schulhausanlagen Wiesenau ein zweites Zelt zumieten mussten. Dieses Jahr hatten wir über 1000 Besucherinnen und Besucher, viele davon aus anderen Gemeinden.Was schätzen Sie am meisten an der St.Margrether Feier?Am meisten schätze ich den ­grossen Aufmarsch der Festgemeinde. Ich finde es auch immer wieder schön zu sehen, wie sehr sich die Gäste auf das Feuerwerk freuen. Organisatorisch gesehen schätze ich die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde, die mir relativ freie Hand in der Planung lässt. Natürlich ist auch die Mithilfe der Schulbehörde, des Bauamts, der technischen Betriebe und der freiwilligen Helfer sehr wertvoll.Wurde der 1. August in Ihrer Familie schon immer gross zelebriert?Für mich war der Nationalfeiertag schon immer ein Highlight. Ich wuchs in Winterthur auf, einer Stadt, die durch ihre ein­gekesselte Lage ideal war, um Höhenfeuer zu bestaunen. Diese waren das damalige Pendant zum heutigen Feuerwerk und faszinierten mich als Kind ungemein. Schon mittags schaute ich zu, wie sie aufgebaut wurden. Ich denke, diese Freude am 1. August ist bis heute geblieben.

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