Hildegard Bickel«Wir sind zufrieden», sagt Urs Majer, Gastgeber im Hotel Hecht, Rheineck. Der Trend des letzten Jahres bestätige sich. Viele Schweizer, vor allem Welsche, verbringen die Ferien im eigenen Land. Der Eindruck, dass oft Französisch gesprochen wird, verstärken auch Touristen aus Frankreich und erstaunlich viele belgische Gäste. «Kürzlich waren rund zehn Zimmer von Belgiern belegt», sagt Urs Majer. Sie müssen die Schweiz entdeckt haben, schätzt er, wohl auch weil die Einreise trotz Corona einfach ist und keine Tests an der Grenze verlangt werden. Bei Schweizer Gästen dominiert Aktivtourismus. Viele kommen mit dem Velo in die Ostschweiz oder unternehmen Wanderausflüge. Wegen des durchzogenen Wetters mit viel Regen gab es aber auch Absagen, sagt Majer, wenn zum Beispiel eine Velotour um den Bodensee geplant gewesen wäre.Erfreulich bei Schweizer Gästen sei die Tatsache, dass sie nicht nur übernachten, sondern auch im Restaurant essen. Bei ausländischen Gästen sei ein anderes Verhalten zu beobachten. Da diese Zielgruppe die Preise in der Schweiz als verhältnismässig hoch empfinde, würde sie zum Essen oft eine Adresse im nahen Vorarlberg wählen. Statistiken belegen AufwärtstrendDie aktuellen Statistiken von St. Gallen-Bodensee Tourismus unterstreichen diese Erfahrungen der Hotellerie und zeigen eine erfreuliche Entwicklung und Steigerung der Gästezahlen gegenüber 2020. Doch sei man noch weit entfernt von den Zahlen vor Corona aus dem Jahr 2019, sagt Thomas Kirchhofer, Direktor St. Gallen-Bodensee Tourismus. «Das Rheintal jedoch sticht positiv hervor.» Per Ende Juni sind 88 Prozent der Logiernächte im Vergleich zu 2019 erreicht. Insgesamt herrsche in der Branche verhaltener Optimismus. Mit einem grossen Aber: Schweizer reisen vermehrt wieder ins Ausland. Auch das nasse Sommerwetter verleite zu kurzfristigen Ferien am Meer und an der Wärme. Dieser wegfallende Anteil potenzieller Gäste lasse sich nicht mit internationalen Gästen kompensieren, sagt Thomas Kirchhofer, auch wenn wieder mehr Touristen aus dem EU-Raum anreisen würden. Es falle auf, dass in den Statistiken ländliche Gebiete besser abschneiden als städtische. «Gäste suchen Naturerlebnisse und Erholung», sagt Thomas Kirchhofer. Letztes Jahr besuchten vor allem Besucher aus der französischsprachigen Schweiz die für sie eher unbekannte Ostschweiz. Davon profitiere auch der Sommer 2021. Über Mund- zu-Mund-Propaganda werden Tipps und Empfehlungen weitergegeben, was erneut Gäste aus anderen Kantonen anlocke. An der Vielfalt bestehender Angebote mangle es nicht, ebenso wenig an alternativen Logiermöglichkeiten wie beispielsweise Ferien auf dem Bauernhof. Der Geschäftstourismus in der Stadt hingegen leidet.Ein Publikumsmagnet auch bei unsicherer Prognose Sehr gut besucht unter den lokalen Ausflugszielen ist derzeit die Kristallhöhle Kobelwald. Wie bereits letztes Jahr würde man zu den Corona-Profiteuren gehören, sagt Michael Graf, Präsident Verkehrsverein Kobelwald. Obwohl die Pandemie Einschränkungen mit sich brachte.Auch der neue Panoramaraum trage zum Besucherinteresse bei, das vor allem unter Einheimischen ausgeprägt sei. Die unsichere und durchzogene Wetterlage dieses Sommers spiele dem Höhlenbetrieb grundsätzlich in die Hände. Die Höhle kann auch bei Regen besichtigt werden. Kritisch wird es bei Naturgewalten wie Hochwasser im Juli, wenn das Wasser im Höhlenbach steigt. An vereinzelten Tagen war die Kristallhöhle nur zur Hälfte begehbar. «Regenwetter ist Museumswetter»Auch bei der Festung Heldsberg in St. Margrethen möchte man annehmen, dass sie vom trüben Sommerwetter eher profitieren sollte. «Regenwetter ist Museumswetter», sagt Angelika Pötzsch, die das Sekretariat führt. Tatsächlich verzeichnete das Festungsmuseum während der Sommeröffnungszeiten Ende Juli eine tiefere Gästezahl als noch im Vorjahr. 445 Gäste besuchten das Festungsmuseum. 2020 waren es 560 Gäste. Die Zahl der Eintritte schwankte in diesen Ferien stark. Manchmal seien über 100 Personen an einem Tag gekommen, dann wieder nur eine Handvoll.Die Mehrheit der Gäste stamme aus der Deutschschweiz, aus dem Ausland kamen weniger als zehn Prozent. Auch hier bestätigt sich der Trend des letzten Jahres deutlich, dass Schweizerinnen und Schweizer Ausflugsziele in der Heimat besuchen.