29.12.2021

Der Kanton sucht nach Gift in Rheintaler Böden

Um die ARA Rosenbergsau in Au und um das Entsorgungsareal an der Hinterdammstrasse in Altstätten werden Bodenproben genommen, die dann auf Dioxine untersucht werden. An beiden Orten standen früher Kehrichtverbrennungsanlagen.

Von Max Tinner
aktualisiert am 02.11.2022
Das Amt für Umwelt des Kantons St. Gallen untersucht die Böden um die Kehrichtverbrennungsanlagen in Buchs und Bazenheid sowie ums Kehrichtheizkraftwerk im Sittertobel bei St. Gallen auf Dioxine im Boden. Die selben Untersuchungen werden auch in Au und in Altstätten gemacht. Denn auch hier standen früher Kehrichtverbrennungen, nämlich auf den Arealen der Entsorgungsanlagen in der Rosenbergsau und an der Hinterdammstrasse.Der Kanton hat die Untersuchung in die Wege geleitet, nachdem im Frühling in Lausanne auf einem grossen Teil des Stadtgebietes eine teils stark erhöhte Dioxin- und Furanbelastung der Böden festgestellt worden war. Die Kontaminierung dort wird auf eine im Jahr 2005 stillgelegte Kehrichtverbrennungsanlage zurückgeführt.Probenahme bis 450 Meter um die frühere VerbrennungBodenproben werden in Au im Abstand von 140 und 450 Metern vom Standort der früheren Kehrichtverbrennung genommen, in Altstätten im Abstand von 70 und 220 Metern, schreibt Marco Paganoni, Mediensprecher Bau- und Umweltdepartement, auf Nachfrage. Bei der Festlegung der Radien berücksichtigte man zum einen Wetter- und Luftdaten, zum anderen die Höhe der Kamine der damaligen Anlagen. Im engeren der genannten Umkreise dürften sich – dem Luftmodell für die Schadstoffausbreitung entsprechend – 80 Prozent der ausgestossenen Schadstoffpartikel niedergeschlagen haben. Im jeweils weiteren Umkreis dürfte sich der Grossteil des restlichen Materials abgelagert haben.Keine vorsorglichen Einschränkungen verfügtMit den laufenden Messungen werde gleichzeitig überprüft, wie genau das Modell die tatsächliche Schadstoffverbreitung abbilde, erklärt Paganoni. Sollte sich zeigen, dass man die Ausbreitung unterschätzt hat, müsste man das Modell anpassen und in einem noch einmal erweiterten Radius weitere Proben nehmen.Vorsorgliche Einschränkungen für die Bauern wurden keine verfügt. «Zuerst müssen wir wissen, ob überhaupt eine Belastung vorliegt und falls ja, wie hoch sie ist», hält Marco Paganoni fest.Sollte die Auswertung der Proben eine erhöhte Schadstoffbelastung ergeben, würde das Amt für Umwelt eine Gefährdungsabschätzung vornehmen. Abhängig vom festgestellten Schadstoff und von seiner Konzentration im Boden würde anhand der gesetzlich vorgegebenen Grenzwerte und Kennzahlen entschieden, ob die landwirtschaftliche Nutzung eingeschränkt werden muss. Das wäre etwa der Fall, wenn Tiere gefährdet sein sollten oder zu erwarten wäre, dass sich Schadstoffe in gewissen Pflanzenkulturen verstärkt anreichern.In Lausanne, wo auch viele Kleingärten betroffen sind, wurden laut Berichten in verschiedenen Medien die Einwohnerinnen und Einwohner im betroffenen Gebiet angehalten, keine Gurken, Zucchini oder Melonen  zu essen, die sie dort angebaut haben. Ebenso keine Eier von Hühnern, die in dem Gebiet gehalten werden. In Altstätten und Au sollen die Bodenproben so rasch wie möglich – und wie es die Witterung zulässt – entnommen werden. Danach werden Analyse und Auswertung eine gewisse Zeit dauern. Marco Paganoni geht davon aus, dass die Resultate der Untersuchungen bis Mitte 2022 vorliegen werden.Nebst den Arealen von heutigen und früheren Kehrichtverbrennungsanlagen untersucht der Kanton auch das Gebiet ums Krematorium in St. Gallen.

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