Die Challenge «everesting.cc» – 8848 Höhenmeter in 24 Stunden – lockte Noé Dürr schon im letzten Sommer, wegen einer Fussverletzung musste der Mountainbiker das mit zwei Kollegen gestartete Unterfangen damals aber aufgeben.Dass er nochmals versucht, mit Pedaltritten so viele Höhenmeter zu meistern, wie die höchste Erhebung der Welt über dem Meeresspiegel liegt, war für Noé Dürr gleich nach seiner Aufgabe klar. Dass er den Mount Everest kürzlich «erklomm», entsprang dann aber einer spontanen Idee. «Eine Woche vor meinem Geburtstag sagte ich, dass ich als noch nicht 17-Jähriger die 8848 Höhenmeter schaffen werde», sagt Noé Dürr. Den Entschluss fasste er erst einen Tag vor dem Start.Der Zeitpunkt für eine Challenge ist ideal: Wegen der Coronakrise kann der Marathonspezialist des Teams Ostschweiz Druck bis auf weiteres keine Rennen bestreiten. Gleichzeitig hat er in den letzten zwei Monaten praktisch ohne Einschränkungen trainiert. Die Form wäre vorhanden, um Rennen zu fahren. Weil diese nicht stattfinden, ist der Energiespeicher ausreichend gefüllt, um sich einer zweifellos harten Herausforderung zu stellen.Mountainbike für steile Anstiege besser geeignetNoé Dürrs Kollegen Gabriel Kuster und Peter Inauen waren im Sommer mit Rennvelos 18 Mal über den Ruppen bis zur Landmark gefahren. Der Eichberger fuhr von seinem Wohnort auf den Hölzlisberg. Das sind 330 Höhenmeter, also musste Dürr die Strecke 27 Mal bewältigen. Das Gefälle ist grösser als am Ruppen, bis zu 16 Steigungsprozent. Deshalb wählte Dürr ein Mountainbike als Untersatz: «Es ist zwar schwerer als das Rennvelo, hat aber eine leichtere Übersetzung für die steilsten Passagen.»Der Everesting-Jäger startete am Morgen um 2.30 Uhr zur Tour. Dürrs Plan war es, die ersten Steigungen zu fahren, solange die Temperaturen noch ordentlich frisch sind. Aber er hatte die Rechnung ohne den Regen gemacht, der nicht wie vom Wetterbericht vorausgesagt bis zum Abend warten wollte: «Deshalb musste ich ziemlich früh zwei Stunden Pause machen», sagt Noé Dürr. Mit weiteren Pausen wurde es 20 Uhr, bis Noé Dürr das volle Programm absolviert hatte. Die Rennzeit betrug 14 Stunden. Nur er meisterte den Hölzlisberg 27 Mal, zum Teil wurde Noé Dürr aber von seinem Vater sowie von Kollegen begleitet. Unterstützt wurde der Hochbauzeichnerlehrling auch von vielen Eichbergern, die am Samstag vom Versuch erfahren hatten.«Nach 4500 Höhenmetern hatte ich keine Kraft mehr, ab diesem Zeitpunkt war es eine reine Kopfsache», sagt er. Dürr verscheuchte negative Gedanken und hielt durch: «Nach gut 6500 Höhenmetern, also etwa 20 Aufstiegen, merkte ich, dass das Vorhaben gelingen kann.»Sieben Bewältigungen der Hölzlisberg-Strecke später hatte sich Noé Dürr seinen Geburtstagswunsch erarbeitet. Er gehört zu knapp 6000 Sportlerinnen und Sportlern, die 8848 Höhenmeter in 24 Stunden mit dem Velo bezwungen haben. Der Eichberger, inzwischen 17-jährig, ist einer der Jüngsten.Ob Noé Dürr seine Trainingskilometer noch in diesem Jahr an Rennen nutzen kann, ist noch ungewiss. «Am Sonntag hätte der erste Marathon der Saison stattfinden sollen», sinniert er. Vielleicht nimmt Noé Dürr eine weitere Challenge in Angriff. Aber kaum mehr auf dem Hölzlisberg: «Von dieser Strecke habe ich genug.»