05.03.2019

«Der Herr nehme ihnen die Schirme»

In den Fasnachtszeitungen von Altstätten, Oberriet und Eichberg wurde auch dieses Jahr gehörig gelästert. Eine kleine, bei weitem nicht repräsentative fasnächtliche Presseschau.

Von Auswahl: Max Tinner
aktualisiert am 03.11.2022
Der Oberrieter «Dachspätzler» ist stets ein besonderes Lesevergnügen, weil er vierfarbig gedruckt daherkommt. Wesentlich ist aber natürlich der Inhalt. Berichtet wird über ein Jahr der Extreme. Extrem ruhig sei es etwa im Gemeindehaus gewesen, spöttelt die Fasnachtszeitung:Während der Umbauarbeiten war der Eingang zum Gemeindehaus bekanntlich ja gesperrt. Die Frequenz auf der Gemeindeverwaltung nahm schlagartig ab. Während dieser Zeit war wenig bis gar kein Betrieb in den Räumen des Rathauses. Die Beamtinnen und Beamten fanden zunehmend Gefallen daran und stellten dem Gemeinderat den Antrag, das Provisorium doch bitte zu belassen.Extrem solide seien dagegen die Mitglieder des Gewerbevereins der Gemeinde Oberriet. Jedenfalls manchmal.Extrem solide war der Grillhöck des Gewerbevereins in der Badi Oberriet. Zu feinen Grilladen und verschiedenen Salaten gab es alkoholfreies Bier und Mineral. Dafür war dann der Jahresausflug extrem beflügelnd: Er führte nach Steinach in die Fabrik, in der die (hanfhaltigen, Anm. d. Red.) «Heimat»-Zigaretten hergestellt werden.Der Eichberger «Eichi-Späher» hat seine Informanten nicht nur in den Vereinen, sondern offenbar auch in der Schule.Frau Lehrerin Baumgartner ist eine bemerkenswerte Frau. Doch wie ging dies mit den Samichläusen genau? Auf Weihnachten sollten die Dinger eigentlich fertig sein. Doch eine unvollendete Arbeit nach Hause, dies kann so nicht sein. Kurzerhand wird von Frau Baumgartner umdisponiert und der Samichlaus halt erst im Osternestli präsentiert.Die älteste Fasnachtszeitung im Oberrheintal ist die «Rätscha» der Altstätter Fasnachtmontag-Clique. Das Blatt ist heuer im 61. Jahrgang erschienen. Kritische Beiträge zur Arbeit des Stadtrats sind Tradition. Heuer etwa zum Breite-Kreisel:Im Waldpark draussen am Tobelbach, Millionen verbauen ist so ne Sach. In der Stadt aber – es ist nicht zum Lachen – gäbe es auch noch zum Pflegen Sachen. So sei hier erwähnt nur am äussersten Rande, der Breitekreisel ist doch eine Schande! Ich rate hiermit dem städtischen Gremium, schaut euch mal bei anderen Gemeinden um! Scheinbar dort kein Problem beim Planen, bei uns ist es eins – wir können es nur ahnen!Natürlich haben die Redaktoren der «Rätscha» auch stets ein Auge auf jeden Lapsus, den sich die Leute leisten. Etwa folgenden, der einem prominenten Altstätter an der eigenen Hochzeit widerfahren ist.Bei einer Trauung zwischen Frau und Maa, sagt man kurz und bündig «Jaa». Für Hampi Enderli, alt Lehrer pur, nun Altstätter Poet und Troubadour, war dieses Wort zu banal, als er in Zylinder und Schal seine Ludmyla auserkor und ihr ewige Treue schwor. «Jawoll», brüllte er zur Braut in Weiss. Der Pfarrer fand dies total scheiss und liess die Zeremonie unter Johlen gnadenlos und korrekt wiederholen.Die «Rätscha» mag dieses Jahr aber nicht nur lustig sein. Unfasnächtlich deutlich kritisiert sie in ihrem «Leidartikel» die sistierten Bauarbeiten am Spitalstandort Altstätten.Das Volk hat an der Urne einen klaren Entscheid gefällt. Aber es scheint Mode zu werden, den Souverän auszubremsen . . . Für 60000 Einwohner im Einzugsgebiet soll kein Regionalspital Altstätten mehr möglich sein?Das Fazit der «Rätscha» zum Spital Altstätten ist ein reimfreies Stossgebet gen Himmel.Herr, lass Weisheit regnen und nimm dem Regierungsrat und dem Spitalverwaltungsrat die Regenschirme weg.Auswahl: Max Tinner

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