28.04.2020

«Der Heilige Vater muss auch jetzt beschützt werden»

Hellebardier Nino Thalparpan aus Au dient im Vatikan. Wegen der Coronapandemie darf er die Heilige Stadt zurzeit nicht verlassen.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
Eigentlich wäre seine 26-monatige Dienstzeit als Hellebardier bei der Schweizergarde letzten Herbst zu Ende gegangen. Aber Nino Thalparpan entschloss, die Ausbildung zum Fachmann für Sicherheit und Bewachung anzuhängen. Deshalb verweilt er immer noch im Vatikan und beschützt den Papst.«Seit dem 12. März habe ich den Vatikan nicht mehr verlassen», sagt er. «Die Woche zuvor konnte ich in der Schweiz noch einen Vorbereitungskurs für die eidgenössische Berufsprüfung zum Fachmann für Sicherheit und Bewachung besuchen und ein paar Tage Ski fahren.» Ein Kamerad hatte weniger Glück. Wegen der bundesrätlichen Verordnungen musste sein Kurs auf unbestimmte Zeit verschoben werden. Schon bei der Rückkehr nach Rom bot sich Nico Thalparpan ein surreales Bild: Die Strassen waren leer. «Wo sich normalerweise Roller durch den Stau schlängeln, gilt freie Fahrt», sagt der Gardist.Ausgangssperre kam im Vatikan vor ItalienIn der Woche, in der er weg war, habe sich auch im Gardequartier einiges getan. Distanz halten, häufiges Händewaschen und bei Grippesymptomen eine allfällige Quarantäne; die gängigen Massnahmen seien auch im Vatikanstaat zum Alltag geworden.«Unser Kommandant hat für uns schon vor den italienischen Behörden eine Ausgangssperre ausgesprochen», sagt der 25-Jährige. Weiter wurden alle Ausbildungen, wie etwa der Italienischunterricht, abgesagt. Dieser werde inzwischen über E-Learning fortgeführt. In der Mensa sitzen die Gardisten versetzt, die Küchenmannschaft achtet verschärft auf die Hygiene. «Mittlerweile wird auch unser Gottesdienst gestreamt. Sonst heisst es weiterarbeiten, denn der Heilige Vater, seine Residenz Santa Marta, der apostolische Palast und die Zugänge zum Vatikan müssen nach wie vor beschützt werden», sagt Nino Thalparpan.Er sei froh, arbeiten zu können. Weil die Einsätze an Grossanlässen und bei Besuchen von Staatsoberhäuptern ausbleiben, hätten die Gardisten zusätzliche Freizeit. Diese nutze er für den Frühjahrsputz, um zu lesen oder Sport zu treiben. «Wir Vatikanbürger haben derzeit das unvergleichliche Privileg, in den vatikanischen Gärten joggen, spazieren oder verweilen zu dürfen», sagt der Auer.Besonders schade sei, dass die Osterwoche nicht wie gewohnt stattfand. Der Höhepunkt wäre die Ehrenformation der Gardisten mit ihren Rüstungen während des Segens «Urbi et Orbi» gewesen. «Hier wäre ich gern dabei gewesen», sagt der Hellebardier. Doch gerade wegen der aussergewöhnlichen Lage war es ein Osterfest, das noch lange in Erinnerung bleiben werde.Was ihn nicht direkt betreffe sei, dass die Vereidigung der neuen Gardisten vom 6. Mai auf den 4. Oktober verschoben wurde. Das sei für die zu Vereidigenden eine Enttäuschung, weil sie ihre Familie nicht sehen und dem Papst vorstellen können. «Es gilt also abzuwarten und sich zu arrangieren», sagt Nino Thalparpan.

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