Grundsätzlich spricht vieles für die Modernisierung der Alpkäserei auf dem «Chäbig», wie man in Oberriet und Umgebung dem Kienberg sagt: Alpkäse ist gefragt wie nie zuvor, und jener, den Gebi Hutter die letzten 26 Jahre hier produziert hatte, wurde mehrfach prämiert. Letztes Jahr verarbeitete er an die 54000 Kilo Milch zu 4810 Kilo Käse und 394 Kilo Butter.Hutter hat jetzt allerdings das Pensionsalter erreicht und hat der Ortsgemeinde Oberriet, der die Kuhalp Kienberg gehört, nach dem letzten Alpsommer gekündigt. Im 43-jährigen Martin Lutz aus Dornbirn hat die Ortsgemeinde einen erfahrenen Senn gewinnen können, der zugesagt hat, auf dem Kienberg langfristig zu käsen – vorausgesetzt, die Käserei wird modernisiert.Dies bestärkt den Ortsverwaltungsrat, in sie zu investieren. Konkret sollen die hygienischen Bedingungen verbessert werden, indem Holzwände durch geplättelte ersetzt werden. Ausserdem will man dem Senn das Käsen mit einem grösseren Käsekessi und zeitgemässer Technik einfacher und effizienter machen. 150000 Franken kostet das. «Die Alp hat aber Potenzial», versicherte Ortsgemeindepräsident Michael Kolb den Ortsbürgern an ihrer Bürgerversammlung am Mittwoch in der Oberstufen-Aula.Allein auf den Glauben des Ortsverwaltungsrates in die Zukunft der Alpkäserei wollen sich die Ortsbürger allerdings nicht verlassen. Sie strichen den Posten aus dem Budget. «Wir dürfen die Wirtschaftlichkeit nicht ausser Acht lassen», appellierte Hans Graf und forderte eine fundierte Entscheidungsgrundlage, sprich ein Abstimmungsgutachten, das darlegt, was für und was gegen eine Modernisierung der Alpkäserei spricht und wie sie rentabel betrieben werden kann.Graf hatte bereits an der Vorversammlung am Montag zu bedenken gegeben, dass viele Bauern ihr Vieh nicht gerne auf diese Alp geben. Und tatsächlich zeigten sich am Mittwoch ausgerechnet sie skeptisch.Die Probleme der Alp: Weidepause und ZeckenFelix Zäch, der für seine Kühe an den Viehschauen immer wieder mit Zuchtpreisen ausgezeichnet wird, nannte die Probleme beim Namen: Die Alp ist zu klein, als dass das Vieh den ganzen Sommer über dort bleiben kann. In vielen Jahren kommt es zu einer Weidepause, während der das Vieh auf den Heimbetrieb zurück muss, bis auf der Alp wieder Gras nachgewachsen ist, oder in besonders nassen Sommern der Boden ausreichend trocken ist. Nach jeder Verlegung geben die Kühe aber eine Zeit lang weniger Milch, bis sie sich an das neue Futter gewöhnt haben. Bei einer Alpung mit Weidepause demnach in einem einzigen Sommer gleich viermal. Vermeiden liesse sich dies womöglich, fände man zu einer Zusammenarbeit mit den benachbarten Alpen der Rhode Kienberg-Holzrhode. Gespräche dazu hat es angeblich schon gegeben. Sie führten aber nicht zum Ziel.Zäch bemängelte weiter, dass oft die Zellzahl nicht mehr stimme, wenn die Kühe von der Alp kommen. Der Wert für die Anzahl Keime in der Milch ist ein Indikator für die Eutergesundheit. Alpmeister Thomas Wüst hielt dem entgegen, dass die Alpung diesbezüglich grundsätzlich ein gewisses Risiko bedeute, unabhängig davon, auf welcher Alp die Tiere gesömmert werden, und dass es auch an den Bauern liege, gesunde Tiere auf die Alp zu geben.Die Alp Kienberg hat noch ein weiteres Problem, das Felix Zäch ebenfalls ansprach: In vielen Sommern gibt es hier aussergewöhnlich viele Zecken, unter deren Befall die Tiere dann leiden. Es sei schon vorgekommen, dass er eine deswegen erkrankte Kuh nach der Alpzeit habe schlachten lassen müssen.«Klappt alles, geht die Rechnung für die Bauern auf»Dennoch sei er nicht grundsätzlich dagegen, weiterhin Kühe auf die Alp zu geben, betonte Felix Zäch: «Wenn alles klappt, geht die Rechnung für den Bauern nicht schlecht auf.»Ortsgemeindepräsident Michael Kolb wiederholte seine Bemerkung von der Vorversammlung, dass die Ortsgemeinde auch schon angefragt wurde, ob sie die Alp verpachten würde. «Wenn andere glauben, die Alp rentabel bewirtschaften zu können, weshalb sollten wir es selbst nicht auch können?», argumentierte er.Alt-Ortsgemeindepräsident Elmar Lüchinger und das frühere Verwaltungsratsmitglied Bruno Weder verlangten dennoch gewisse Garantien, dass die Investition in die Käserei langfristig nützt, sprich die Bauern bereit sind, weiterhin Kühe auf dem Kienberg zu alpen.Hans Graf erklärte sich bereit, eine Gruppe aus Bauern zusammenzustellen, die dies mit dem Verwaltungsrat klärt. Sein Antrag, das Budget ohne den Posten für die Käserei zu genehmigen, wurde zwar nicht einstimmig gutgeheissen, aber doch deutlich, mit 35 Stimmen. 16 Ortsbürger stimmten für die Käsereimodernisierung. Anwesend waren 55 Stimmberechtigte.Selbst wenn die Käserei nun auf den kommenden Alpsommer (noch) nicht erneuert werden kann, so wird die Alp dennoch nicht brach liegen. Sollte der neue Senn nämlich die Stelle in der Käserei in ihrem heutigen Zustand nicht antreten wollen, so habe er von Gebi Hutter zugesichert bekommen, dass er einspringen und diesen einen Sommer noch einmal auf dem «Chäbig» verbringen würde, gab Hans Graf bekannt.Unbestritten waren die weiteren Investitionen, die in den Mehrfamilienhäusern der Ortsgemeinde vorgesehen sind. An der Staatsstrasse 105 werden die Elektroinstallationen erneuert sowie ein Badezimmer und die Balkonböden. An der Neudorfstrasse 23 ist eine neue Heizung nötig.