11.06.2018

Der Gentleman gratuliert seinem Team

Der FC Rebstein siegt dank einer bewundernswerten Moral gegen ein starkes Rheineck mit 2:1 und steigt auf. Für Rebsteins Trainer Daniele Polverino ist klar: «Die Mannschaft hat diesen Erfolg verdient.» Auch, weil sie einfach nie aufgibt.

Von Beni Bruggmann
aktualisiert am 03.11.2022
Beni BruggmannDie Eltern Polverino sind vor Jahren aus Neapel nach Liechtenstein gezogen. Dort ist 1976 ihr Sohn Daniele zur Welt gekommen. Als Italiener. Vor zwei Jahren ist er Liechtensteiner Bürger geworden. Und im Fussball gilt er, weil das Ländle dem SFV angeschlossen ist, als Fussball-Schweizer. Liechtensteiner? Italiener? Schweizer? Oder gar Engländer?Die Engländer kennen den Gentleman. Anständig, korrekt, gefasst in jeder Lage. Diesem Profil entspricht Rebsteins Trainer an diesem Sonntagnachmittag im «Entscheidungsspiel» in jeder Beziehung – auch wenn er nach dem Schlusspfiff in bester Sprintermanier zu seinem Torhüter Jannes Zünd spurtet und ihn umarmt. Das ist die normale Explosion nach aufregenden 96 Minuten mit einem glücklichen Ende. Dann wird der Trainer von seinen Spielern zwei-, dreimal in die Höhe geschleudert, wie das so üblich ist.«Das ist ein stabiles Team, das nie aufgibt»Bald aber rückt er in den Hintergrund. Die ersten Jubelfotos werden ohne ihn geknipst. Er ist auf dem Weg zum gegnerischen Team, von dem er sich sportlich verabschiedet. Und er findet auch in der Siegesfreude die richtigen Worte: «Dass meine Mannschaft dieses Spiel mit einem Mann weniger gewonnen hat, ist kein Zufall. Sie hat während dieser Saison mehrfach gezeigt, wie man sich aus hoffnungslosen Situationen retten kann. Das ist ein stabiles Team, das nie aufgibt.»Er sagt nicht «Wir haben gut gekämpft», «wir haben nie aufgegeben», und «wir steigen verdient auf». Er formuliert ganz klar: «Die Mannschaft hat . . .» Diese Formulierung verrät eine Haltung, die man so in Worte fassen kann: Ich lege als Trainer mit gutem Training und geschickter Menschenführung den Grundstein, aber entschieden wird der Match immer noch von den Spielern auf dem Feld.Es ist nicht der erste Aufstieg, den Polverino feiert. Als Spieler ist er mit Vaduz in die NLB aufgestiegen, als Trainer mit Schaan in die 2. Liga Interregional und mit Vaduz U23 in die 2. Liga.Der erfolgreiche Trainer war auch ein guter Spieler. Er hat Anfang der Neunzigerjahre beim FC St. Gallen in der NLB gespielt, dann zehn Jahre beim FC Vaduz und zum Schluss seiner Karriere bei Chur 97 und Balzers. Immer als Stürmer. Immer am liebsten im gegnerischen Strafraum. Immer als Goalgetter.Mit Vaduz hat er auch europäische Fussballarenen kennengelernt, etwa im Europacup gegen Titelverteidiger Paris Saint Germain in der französischen Hauptstadt den Parc des Princes.Als Halbprofi Beruf und Fussball vereintProfi wollte er nicht werden. «Ich habe eine Superstelle bei der Bank LGT. Diese Stelle wollte ich nie aufgeben» LGT ist die vom Fürstenhaus geführte Bank. So spielt er halt einige Jahre lang als sogenannter Halbprofi. «Dafür, dass mir die Bank Beruf und Fussball gleichzeitig ermöglicht hat, bin sehr dankbar.» Seit kurzer Zeit wohnt er zusammen mit seiner Frau Nina und dem zweijährigen Sohn Noel in Au. Der Weg auf den Fussballplatz bleibt nächstes Jahr der gleiche: Er trainiert Rebstein auch in der 2. Liga.Dort treffen die «Rebster» nicht mehr auf ihre Angstgegner Rüthi und Balzers II. Nur gegen diese beiden Teams haben sie in der laufenden Saison verloren – gegen Balzers gar mit 0:7. Balzers rettete sich dank dieser sechs Punkte vor dem Abstieg, Rüthi liegt dank dieser sechs Zähler punktgleich mit Rebstein auf Platz zwei. Aber in der Fairnessrangliste liegt Rebstein ebenfalls auf einem Spitzenplatz. Die Strafpunkte haben letztlich den Ausschlag zum Aufstieg gegeben.Polverino ist in Rebstein glücklich: «Der FC Rebstein ist eine gute Adresse. Dieser Zusammenhalt! Wie da alle mitarbeiten! So etwas habe ich noch nie erlebt.»

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