13.01.2021

Der geheimnisvolle Eisenzaun

Die Absperrung beim Damm steht wieder. Aufgestellt haben will sie niemand – auch nicht Kanton oder Gemeinde.

Von Rudolf Hirtl
aktualisiert am 03.11.2022
Während über zehn Jahren konnte im Mündungsbereich des Alten Rheins eine Lücke im Hochwasserschutzdamm nicht geschlossen werden. Einsprachen von Besitzern von Ferienhäuschen zwischen der früheren Ausflugsbeiz Paradiesli und der Mennstrasse hatten die Fertigstellung verhindert. Im Februar des vergangenen Jahres kam dann Bewegung in die Angelegenheit. Das im Jahr 2012 eingeleitete Enteignungsverfahren konnte abgeschlossen und der Damm im 170 Meter langen Abschnitt gebaut werden. Das letzte Puzzleteil im Gestaltungsprojekt der Internationalen Rheinregulierung war damit sozusagen gesetzt.Geblieben waren einzig die Absperrgitter, die Fussgänger oder Jogger auf die asphaltierte Rheinhofstrasse zwangen. Im vergangenen Herbst wurde allerdings vom kantonalen Baudepartement verfügt, dass die Eisenzäune vom Rheinbaunternehmen entfernt werden müssen, was am 8. September 2020 auch geschehen ist.Selbstgemalte Verbotstafel wurde übermaltUnmittelbar nach der Entfernung der Absperrung wurden Seile über den Damm gespannt und Baumstämme darübergelegt, um Spaziergänger fernzuhalten. Thals Gemeindepräsident Felix Wüst betonte damals zwar, dass eine Absperrung, egal in welcher Form, an dieser Stelle bewilligungspflichtig und nicht bewilligungsfähig sei. Er sagte aber auch: «Es ist nicht erlaubt, die Dammkrone zu betreten, da der Damm im Privateigentum steht.»Mittlerweile sind die Eisenzäune auf beiden Zugangsseiten des Dammes wieder da. Stabil verankert und bis ins Flussbett des Alten Rheins reichend. Dies, obwohl sie im Gewässerraum gar nicht stehen dürften. Angebracht wurden auch handbemalte Verbotstafeln. Allerdings scheint deren künstlerischer Wert nicht überall auf Anerkennung zu stossen. Das Fussgängersymbol im roten Kreis wurde von Unbekannten nämlich ebenso schwarz übermalt wie der Schriftzug «Durchgang verboten».[caption_left: Die von Anrainern selbst gebastelte Verbotstafel wurde schwarz übermalt.]Doch wer hat die Eisenzäune wieder angebracht? «Die Gemeinde Thal hat die Absperrungen nicht aufgestellt», sagt Gemeindeschreiber Christoph Giger auf Anfrage. Er verweist auf das laufende Rechtsverfahren vor Verwaltungsgericht. Anwohner hätten ja gegen den Dammweg und auch gegen das Entfernen der Absperrungen Beschwerde eingereicht. «Wir haben das Verwaltungsgericht schriftlich gebeten, über die Absperrung zuerst und gesondert zu entscheiden, damit wir endlich Klarheit darüber haben, ob der Eisenzaun nun dort stehen darf oder nicht.»Einsprecher wehren sich gegen AnschuldigungDass die Eisenzäune, wie von einem Thaler Gemeindemitarbeiter vermutet, von einem der Einsprecher wieder aufgestellt wurden, bestätigt sich ebenfalls nicht. Auf Nachfrage heisst es von dieser Seite: «Nach unserer Auffassung handelt es sich bei der Verfügung des Baudepartements betreffend Entfernung der Sperren um eine noch nicht in Rechtskraft erwachsene Anordnung gegenüber dem Rheinunternehmen. Das Rheinunternehmen hat deshalb nach unserer Auffassung die Abschrankungen widerrechtlich entfernt. Mit dem eigenmächtigen Vorgehen betreffend Wiederanbringen haben wir aber nicht das Geringste zu tun.» Da sich die Sperren auf dem Grundstück des Rheinunternehmens befänden, seien diese vermutlich vom Unternehmen selbst angebracht worden.Beim Baudepartement will man davon allerdings nichts wissen. Daniel Dietsche, Leiter Rhein und Hydrometrie, sagt: «Ich kann nicht sagen, wer die Absperrung wieder angebracht hat. Sicher wurden die Gitter nicht durch den Kanton, also vom Rheinunternehmen, installiert.» So bleibt es momentan ein Rätsel, wer die Absperrungen wieder angebracht hat. Vorläufig werden diese stehen bleiben. Denn laut Gemeindepräsident Felix Wüst will Thal nun zuerst den Entscheid des Verwaltungsgerichtes abwarten und Rechtssicherheit haben, ehe etwas unternommen wird.

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