1993 qualifizierte sich Balzers als erstes Team aus dem Fürstentum für den Europacup. Und prompt gelang die Sensation, als der albanische Cupsieger Albpetrol Patos in der ersten Runde ausgebootet wurde. Vier Jahre später wartete erneut der Europacup als Belohnung für den bislang letzten Cupsieg. Gegen Vasas Budapest zog sich der krasse Aussenseiter äusserst gut aus der Affäre. Beim 1:3 im Heimspiel ging Balzers durch ein Tor des Montlingers Urs Wörnhard sogar in Führung.
In den letzten Jahren war Balzers eine Liftmannschaft zwischen der ersten Liga und der interregionalen zweiten Liga. Am Ende der letzten Saison mussten die Balzner erneut den Weg in die Interregio antreten. Diese Saison dürfte der Lift das Team wieder eine Etage höher bringen.
Balzers wird von den beiden Brüdern Michele und Daniele Polverino trainiert. Nach dem 5:0-Startsieg gegen Bazenheid folgte im ersten Heimspiel gegen Widnau ein Dämpfer. Die Gäste spielten ab der 55. Minute nach zwei Platzverweisen nur noch mit acht Feldspielern, gewannen aber trotzdem 4:3. «Widnau war an diesem Abend einfach besser und stellte sich auch in doppelter Unterzahl äusserst clever an», sagt Co-Trainer Daniele Polverino. Es sollte die einzige Niederlage in der gesamten Vorrunde bleiben. Nach dem 0:0 in Chur nahm der Balzers-Express mit zehn Siegen in Folge definitiv Fahrt auf. Dieser Lauf wurde erst im letzten Vorrundenmatch (1:1 gegen Thalwil) abgebremst.
Balzers verfügt über äusserst treffsichere Stürmer
Weil sich die Konkurrenten die Punkte gegenseitig abjagten, enteilte Balzers der Konkurrenz. Der Punkteabstand vom Ersten zum Zweiten ist aktuell grösser als jener vom Zweiten zum Drittletzten. Zugute kommt den Gästen auch, dass sie bei ihren 3:2-Siegen gegen Adliswil, den SV Schaffhausen und Uster die drei Punkte jeweils erst mit Toren in der Nachspielzeit einfuhren. Zwei Spieler des FC Balzers erwiesen sich diese Saison bislang als äusserst treffsicher. Villiam Pizzi traf bereits 16-mal und führt die Ligatorschützenliste klar an. Auch Alejandro Muñoz Caballe gehört mit neun Saisontoren zu den besten Schützen der Liga. Gegen Widnau ist er wegen Knieproblemen allerdings fraglich. Mit insgesamt 123 A-Länderspielen hat das Kader genug Qualität, dass ein anderer Spieler in die Bresche springen kann. Zum Team gehört auch der inzwischen 39-jährige Stéphane Nater. Zwischen 2012 und 2014 absolvierte der ehemalige tunesische Internationale 63 Ligaspiele für den FC St. Gallen. In der Winterpause zum Team gestossen ist Emir Murati, der einen Teil seiner Juniorenzeit bei der AC-Milan-Akademie verbrachte.
Der Balzner Co-Trainer erwartet am Sonntag, 13.30 Uhr, ein Kampfspiel. «Die Vorbereitung verlief sehr gut, die Spieler sind topfit. Und unser Punktepolster wollen wir so lange wie möglich verteidigen», sagt Polverino. «Wir freuen uns auf das Spiel in Widnau.» Und augenzwinkernd fügt er an: «Wir haben ja noch eine sportliche Rechnung offen.»
Gute Widnauer Leistungen gegen spielstarke Erstligisten
Nach dem letzten Spiel im November (1:2 in Thalwil) zogen die beiden Widnauer Übungsleiter Bilanz. Einer der wenigen Wermutstropfen ist, dass einige Punkte unnötig verschenkt wurden. Co-Trainer Daniel Lüchinger ist mit der Vorbereitung sehr zufrieden. Bereits Ende Januar beim Test gegen den Erstligisten Kreuzlingen (1:3) präsentierte sich die Mannschaft in guter Verfassung. Auch Weesen, einem anderen Erstligisten, boten die Blau-Weissen beim 1:2 Paroli. «Gegen solche spielstarken Teams muss Jeder ans Limit gehen. Diese Spiele bringen uns weiter», sagt Lüchinger. In diese Kategorie gehört auch das Spiel am letzten Samstag beim SV Dornbirn, dem Team von Trainer Erik Regtop. Trotz einigen krankheitsbedingten Absenzen gewann Widnau 3:2. Noah Thönig erzielte alle drei Treffer.
Den Alpha-Cup gewann Widnau souverän. Der Final gegen Altstätten war spätestens nach dem 4:0 nach 28 Minuten entschieden. Ende Februar ging es für eine Woche an die Algarve. Lüchinger sagt über das Trainingslager: «Die Trainingsbedingungen waren hervorragend. Ich denke, dass wir auf und neben dem Platz als Einheit nochmals einen Schritt nach vorne gemacht haben.»
Die Probe aufs Exempel machten die Rheintaler mit einem Testspiel gegen das U23-Team des portugiesischen Erstligisten SC Portimonense. Das Spiel endete mit einem erstaunlichen Resultat. Ein Grossteil der U23-Akteure aus Portimão wird in den nächsten Jahren in den obersten Ligen des Landes spielen. Widnau liess sich nicht beeindrucken und führte nach einer halben Stunde 3:0. Zweimal Noah Thönig und Daniel Lässer trafen. Nach der Pause kamen die Portugiesen zum 3:1 und waren bis zum Schlusspfiff spielbestimmend. Einen weiteren Gegentreffer liess die Widnauer Defensive aber nicht mehr zu. «Das Niveau dieses Testspiels war sehr hoch», sagt Lüchinger.
«Wie Tagesform wird entscheidend sein»
Für Sonntag sind vier Spieler fraglich: Lässer, Egbon, Barbosa und Massari. «Balzers ist für mich Favorit. Die Heimniederlage gegen uns ist sicher noch nicht vergessen. Die Liechtensteiner sind eine Klassemannschaft mit starken Einzelspielern», sagt Lüchinger. «Aber wir spielen auf der Aegeten und werden uns bestmöglich präsentieren. Die Tagesform wird entscheidend sein.»
Angesprochen auf die Rückrunde, sagt Lüchinger: «Wir wollen so viele Punkte sammeln wie möglich.» Das primäre Ziel sei, unter die ersten Vier zu kommen. «Die Tabelle ist aber ab Platz zwei sehr eng. Ein oder zwei Siege und du bist ganz vorne mit dabei, ein oder zwei Niederlagen und schon bist du unten drin. Es wird bestimmt eine spannende Rückrunde.» Die Fans wird’s freuen.