Fussball 13.08.2023

Der FC Widnau verliert im Cup einen 120-Minuten-Krimi

Emotionen, Zweikämpfe, fünf Tore, ein Aluminiumtreffer, sieben gelbe und drei rote Karten: Das Cupspiel Widnau gegen Old Boys Basel zeigte alle Facetten eines Abnützungskampfes – mit besserem Ende für die Gäste.

Von Hansueli Steiger
aktualisiert am 13.08.2023

Widnau, das für dieses Spiel wegen des Grenzlandturniers in Diepoldsau spielte, ist in der ersten Qualifikationsrunde für den Schweizer Cup 2024/25 ausgeschieden. «Wir hatten genügend Chancen, um das Spiel für uns zu entscheiden», sagte Timon Cabezas. Widnau betrieb einen grossen Aufwand, zeigte kämpferisch und läuferisch eine starke Leistung. Mit den Old Boys gewann nicht die bessere, sondern die effizientere Mannschaft. Auch weil sie mit Stürmer Karim Barry, der zweimal traf, den auffälligsten Spieler auf dem Platz besassen.

Chancen auf den Sieg waren vorhanden

Es gibt Spiele, die plätschern dahin und man ist froh, sind sie vorbei. Widnau gegen die Old Boys gehört nicht dazu – zumindest nicht die ersten 105 Minuten. OB legte los, nach 34 Sekunden musste Widnau-Goalie Maximilian Lang schon eingreifen. Dies war für über 30 Minuten die einzige Offensivaktion der Gäste. Widnau war tonangebend und gestand den Baslern praktisch nichts zu. Der ballführende Gegner wurde sofort angegriffen, die Spieler standen nahe beim Mann und verlorenen Bällen wurde sofort nachgesetzt. In Minute zehn belohnten sich die Rheintaler. Nach einem Fehler in der Basler Abwehr gelangte der Ball über Daniel Lässer und Noah Thönig zu Tobia Walt, der das 1:0 erzielte.

Thönig zog nach einem weiteren Fehler in der Gäste-Abwehr in Minute 26 alleine auf Fidan zu, doch der Gäste-Torhüter blieb Sieger. Ein offensives Lebenszeichen der Gäste gab es in der 34. Minute, als Barry allein vor Lang knapp verzog. Eine Minute später lief Luftetar Mushkolaj in den Strafraum. Ein Schubser, ein Fall und ein Pfiff: Elfmeter. Captain Akbulut verwertete souverän zum Ausgleich, der den Baslern schmeichelte.

Old Boys traf – dann doch wieder Widnau

Der in der Pause eingewechselte Naim Djaoudi kam in der 48. Minute frei zum Schuss, Verteidiger Cristian Navarro rettete jedoch mit einer sehenswerten Befreiungsaktion. Nach einer knappen Stunde überbrückte OB das Mittelfeld für einmal schnell, Barry umspielte Lang und hatte keine Mühe, den Ball ins Tor zu schieben. Widnau reagierte, brachte mit Kevin Egbon und Timon Cabezas frische Kräfte. Dies wirkte. Ceyhun Tüccar spielte einen Freistoss direkt auf den Kopf von Egbon, der den Ausgleich markierte.

Wurden die Gäste gefährlich, war Barry daran beteiligt. So auch in Minute 78, als er Lang zu einer starken Parade zwang. Das Spiel war ein richtiger Cupfight, mal war Widnau am Drücker, dann wieder OB. Vier Minuten vor Schluss hätte Lucas Barboza das Spiel für den FCW entscheiden müssen. Nach Zuspiel von Balzers-Zuzug Luca Giorlando, der sich nahtlos ins Widnauer Ensemble einreihte, kam der Brasilianer von Halblinks aus fünf Metern zum Abschluss, brachte den Ball aber nicht an Fidan vorbei. Widnau drückte, doch als Cabezas in den Schlusssekunden mit einem Flugkopfball nicht traf, war die Verlängerung perfekt.

Der Trainer der Old Boys, Gilles Yapi, dirigierte sein Team lautstark, mal in Deutsch, dann wieder in Französisch. Er stand 2006 im WM-Kader der Elfenbeinküste. Einen WM-Teilnehmer an einem Spiel im Rheintal: Auch nicht alltäglich.

In der 97. Minute schepperte das Aluminium nach Tüccar-Eckball und Thönig-Ablenker. Die Entscheidung fiel in der 105. Minute: Reda Taqtak flankte in den Strafraum, wo Barry ein bisschen zu viel Platz zugestanden wurde. Platz, den ein Topstürmer zum Torerfolg nützt. Widnau hatte viel Aufwand betrieben, waren nie das schlechtere Team, lag nun aber mit 2:3 in Rückstand.

Drei rote Karten in den letzten fünf Minuten

Noch war eine Viertelstunde zu spielen, aber die zweite Hälfte der Verlängerung war keine für Fussballästheten. Schiedsrichter Matteo Gesualdo zog sich den Unmut des Publikums zu. Zuerst stellte er Mushkolaj nach einer Tätlichkeit an Navarro vom Platz. Aber nicht nur der Basler sah die rote Karte, sondern auch Navarro, der damit im Spiel gegen den FC St. Gallen gesperrt ist. Und noch nicht genug der schlechten Nachrichten: Auch Co-Trainer Daniel Lüchinger sah die rote Karte. Diese Aktionen raubten Akteuren und Spiel buchstäblich die Luft.

«Abhaken» sagte Trainer Andreas Lüchinger nach dem Spiel. Dies dürfte Widnau etwas leichter fallen als auch schon. Der Gegner vom nächsten Sonntag ist ja hinlänglich bekannt.

Cup-Qualifikation 2. Liga inter
Widnau – Old Boys 2:3 n.V. (1:1, 1:1)
Rheinauen, Diepoldsau – 160 Zuschauer – SR: Gesualdo; Ferreira Borges, Mihajlovic.
Tore: 9. Walt 1:0, 35. Akbulut (Penalty) 1:1, 57. Barry 1:2, 67. Egbon 2:2, 104. Barry 2:3.
Widnau: Lang; Faleschini (60. Giorlando), Liechti, Navarro, De Almeida (110. Stiendl); D’Amico; Tüccar, Andrade (64. Cabezas), Lässer (82. Barboza), Walt (64. Egbon); N. Thönig.
Old Boys: Fidan; Gashi (46. Djaoudi), Sylla, Top, Ari (96. Findik); Ademi (60. Soumah), Akbulut, Muslija (70. Yapi), Taqtak; Mushkolaj, Barry.
Gelbe Karten: 13. Gashi, 49. Tüccar, 64. D’Amico, 66. Top, 79. Navarro, 84. Sylla, 94. Ari, 112. Cabezas.
Rote Karten: 115. Navarro, 115. Mushkolaj, 116. D. Lüchinger (Co-Trainer Widnau).


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