Fussball 21.03.2024

Der FC Widnau empfängt am Sonntag einen starken Aufsteiger

Es gibt nicht allzu viele Teams, die es schaffen, innerhalb zweier Jahre zweimal aufzusteigen. Dem FC Bülach, Widnaus Gegner am Sonntag um 13.30 Uhr, ist dieses Kunststück gelungen. Auf die Rheintaler wartet im ersten Heimspiel 2024 ein harter Brocken.

Von Hansueli Steiger
aktualisiert am 21.03.2024

In der Drittliga-Saison 2021/22 war das Team aus dem Zürcher Unterland seiner Konkurrenz überlegen und stieg souverän auf. Der Lauf der Bülacher ging dann in der regionalen 2. Liga weiter: 19 Siege aus 26 Spielen und ein Torverhältnis von 71:30 sind für einen Aufsteiger nicht unbedingt typisch. Der Spielplan wollte, dass sich die beiden punktgleichen Tabellenersten Bülach und Horgen in einer «Finalissima» am 11. Juni 2023 gegenüberstanden. Auf dem heimischen Erachfeld gewann Bülach 2:1, der Durchmarsch der Roten in die Interregio war perfekt.

Auch in dieser Liga machen die Bülacher eine gute Figur. Bereits 28 Punkte haben sie auf ihrem Konto und liegen aktuell, mit einem Spiel mehr als Widnau, auf dem vierten Tabellenplatz. Die letzte Meisterschaftsniederlage der Bülacher datiert vom 14. Oktober; sie fiel mit 0:7 gegen Uster allerdings heftig aus. Dass der FCB damals einfach einen schlechten Tag bezog, bewiesen die folgenden Spiele. Eine Woche später wurde Dardania St. Gallen mit 7:0 nach Hause geschickt, es folgten fünf weitere Spiele ohne Niederlage.

Aufstiegen folgten rasch wieder Abstiege

Der FC Bülach wurde am 23. März 1917 gegründet. Schnell wuchs der Verein zu einem der bedeutendsten Clubs des Zürcher Unterlandes heran, aktuell zählt er 857 Mitglieder. Über 300 Kids haben sich in der Juniorenabteilung eingeschrieben. Die A- und die B-Junioren spielen beide in der Promotion League, was die starke Nachwuchsarbeit unterstreicht. Es erstaunt nicht, dass im Kader der ersten Mannschaft viele Eigengewächse stehen.

Seine sportlich erfolgreichste Zeit hatte der FC Bülach in den Jahren 1985 bis 2003. Sechsmal in Folge wurde er Gruppensieger in der 2. Liga, 1993 gelang der Aufstieg in die 1. Liga, in der die Zürcher vier Jahre blieben. Seit der Jahrtausendwende war der FCB ein typischer Liftclub. 2010 mussten die Fans zwei Abstiege in Folge verdauen, das Fanionteam wurde in die 3. Liga durchgereicht.

Bester Torschütze der Gäste ist der 22-jährige Agon Morina, der bereits achtmal traf. Auch Leandro Miguel Teixeira und der 19-jährige Jamie Klay tragen sich immer wieder in die Skorerliste ein. Boluwatife Ayomikum Dosunmu, ein nigerianisch-schweizerischer Doppelbürger, der in seiner Jugend bei GC und Winterthur spielte, ist ein spielstarker Innenverteidiger. Ein interessanter Spieler ist auch Angelo Willi. Wie sein Nachname verrät, stammt er aus dem St. Galler Oberland. Er war Junior beim USV Eschen/Mauren und spielte Aktivfussball beim FC Mels, bevor er für drei Jahre in den USA bei den Bluefield Rams im Bundesstaat Virginia College-Fussball spielte. Seit September 2022 ist er bei Bülach.

Widnau will Thalwil-Schlappe korrigieren

Widnau ist der Start in den Frühling mit der 0:5-Niederlage in Thalwil tüchtig misslungen. «Wir haben in den ersten 15 Minuten nicht gut gespielt, sind immer einen Schritt zu spät gekommen», sagt Co-Trainer Daniel Lüchinger. Den schlechten Platz lässt er nicht als Ausrede gelten: «Kuhacker hin oder her – das darf uns nicht passieren.» Nachdem ein Zürcher nach einem Freistoss auf der Linie gerettet hatte und ein Penaltypfiff nach einem wahrscheinlichen Foul an Tobia Walt ausblieb, erzielte Thalwil in der Nachspielzeit der ersten Hälfte das 2:0. «Danach probierten wir, Druck auszuüben, was aber auf dem Boden sehr schwierig war», sagt Lüchinger und fügt an, dass fünf Tore Differenz zu hoch gewesen seien. Die letzten zwei Tore erzielten die Thalwiler erst kurz vor Schluss.

«Wir werden versuchen, gegen Bülach ein anderes Gesicht zu zeigen und von Anfang an dagegenzuhalten», so Lüchinger. Wichtig sei, die individuellen Fehler, die in Thalwil zu Gegentoren führten, abzustellen. Gegen den Aufsteiger fehlen die Langzeitverletzten Samuel Thönig, Noah Massari, Luca Giorlando und Daniele Lamorte weiterhin. Ebenfalls fehlen wird nach der vierten gelben Karte Carlos Giovetti de Almeida. «Die Langzeitverletzten können erst im Sommer wieder mitmachen», so der Co-Trainer. Dafür kommt Diego Liechti nach der Knieverletzung zurück, auch Daniel Lässer wird in der Startelf erwartet. Lüchinger: «Diese routinierten Spieler sind enorm wichtig für uns. Sie bringen Ruhe und Übersicht.» Diese habe gegen Thalwil zeitweise gefehlt.

Widnau liegt in der Tabelle auf Platz sieben. Weil die Teams eng zusammen sind, fehlen auf den ersten Abstiegsplatz aber nur vier Punkte. Die Vorbereitung ist für Widnau alles andere als optimal verlaufen. «Wir hatten für mehrere Wochen nur 14 Feldspieler im Training, darunter vier B-Junioren», sagt Lüchinger. Ein Glücksfall sei, dass der Brasilianer Lucas Barboza Maciel aus seiner Heimat auf die Aegeten zurückgekehrt ist. Lüchinger: «Er wollte die Saison unbedingt mit uns fertig spielen». Auch Ceyhun Tüccar ist nach seiner Knieverletzung seit drei Wochen wieder dabei, verpasste aber praktisch die gesamte Vorbereitung.

Im August in Bülach bekundete Widnau viel Mühe. Sechs Tage nach dem Jahrhundertspiel gegen St. Gallen trat der FCW auf dem Bülacher Erachfeld an. Kevin Egbon brachte die Rheintaler in der 32. Minute in Führung, Leandro Miguel Teixeira (67.) und Lorenzo Galati (84.) kehrten das Spiel. Mit dem Rücken zur Wand glich Widnau durch Tüccar in der vierten Minute der Nachspielzeit aber doch noch aus. «Jetzt müssen wir schauen, dass wir langsam in Fahrt kommen», sagte Lüchinger. Das Spiel gegen Bülach soll der Auftakt für die Wende sein. Von der individuellen Klasse her haben die Widnauer das nötige Rüstzeug dazu.


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