Es ist fast schon warm an diesem Samstag in Rheineck, neun Grad und heiter Sonnenschein erwarten die auffällig vielen Zuschauer. Sie wollen sehen, wie die einheimische Elf sich im Test gegen Neukirch-Egnach schlägt. Der Gast steht auf Rang drei in der 3. Liga, Gruppe 4, und wäre gemessen an der Punkteausbeute auch in der «Rheintaler» Gruppe Dritter. Rheineck ist dort mit nur vier Punkten Letzter.Das Spiel beginnt ganz nach Papierform. Die Gäste drücken, Rheinecks Goalie Petar Petrov, stets ein sicherer Wert und einer der Besten seines Fachs im ganzen Rheintal, pariert stark. Doch dann kommt Rheineck zur ersten Chance, Fabian Krämer trifft mit einem präzisen Linksschuss zum 1:0. Kurz später erhöht Zuzug Shaban Memishi nach Geschenk des Gäste-Torhüters auf 2:0. Viele staunen, Rheineck hat das Spiel jetzt im Griff.«Uns ist wichtig, mehr Breite im Kader zu haben»In der Hinrunde ging Rheineck auf dem Zahnfleisch. Bis kurz vor Saisonstart war noch unklar, wer zum Team gehört und wer es trainiert. Der FCR bediente sich in der zweiten Mannschaft, viele Spieler und Trainer Rupert Schuster kamen von dort ins Fanionteam. Das «Zwei» war im Sommer von der 5. in die 4. Liga aufgestiegen. Da überrascht es kaum, hatten einige Spieler, die eigentlich nur im «Eins» aushalfen, in der 3. Liga Mühe mitzuhalten. So reihte sich ausser zwei Punktgewinnen Pleite an Pleite, wobei Rheineck stets kämpferisch auftrat und sich nie «abschiessen» liess.Das grösste Problem war die Breite im Kader. Gespielt haben vom 41-jährigen Co-Trainer Bekim Izairi bis zum 17-jährigen Elvis Elezkurtaj 34 verschiedene Spieler, viele gehörten aber zu einer anderen Mannschaft und konnten nur bedingt helfen. Das ist jetzt anders. Rheineck hat in der Winterpause 13 Neue verpflichtet. «Uns ist wichtig, mehr Breite im Kader und somit mehr Einwechselmöglichkeiten zu haben», sagt der Sportchef Salvatore Alberio. Von der Bank, fügt er an, sei in der Hinrunde halt schon zu wenig gekommen.Er sagt dies, ohne jemandem Vorwürfe zu machen; wissend, dass Rheineck die Herbstrunde ohne die «Zwei»-Spieler kaum überhaupt überstanden hätte.Ganz nur mit Eigenen geht’s eben auch nichtNachdem im Sommer nach dem Abstieg 18 Spieler abgewandert waren, machte Rheineck die Erfahrung: Ganz nur mit Eigenen geht’s eben auch nicht. Vor allem, weil einige starke Rheinecker wie Stefano D’Amico, Noah Massari oder Raoul Marino bei anderen Vereinen spielen. Das Team braucht Verstärkung, will es die Klasse halten. Und man will es dem «Zwei» ermöglichen, wieder das «Zwei» zu sein, ohne dass die Spieler jedes Wochenende Doppeleinsätze haben.Einige Neue sind bekannte Spieler. So Taras Zinko, Stürmer, früher schon fünf Jahre lang beim FCR. Er wird spielen, aber auch den Sportchef bei seiner Arbeit unterstützen. Oder Senad Krasniqi, 36-jähriger Allrounder, bekannt von seinen Engagements bei Altstätten, Rebstein, Widnau und St. Margrethen. Dazu kommen mit Manuel Baumann (von Au-Berneck) und Andy Rodrigues (von Au-Berneck III) zwei Rheinecker zurück. Der routinierte, stets abgeklärt spielende Innenverteidiger Rodrigues zeigt im Test, dass er in der Rückrunde, in der Mission Ligaerhalt, ein Schlüsselspieler sein kann. Dass er ein Rheinecker ist, freut den Sportchef. «Wir versuchen, auch Einheimische zurückzuholen», sagt Salvatore Alberio.Das grössere Kader zeigt sich im Test sofortEin Einheimischer ist es dann, der Rheinecks dritten Treffer erzielt: Christian Sutter. Er spielte zuletzt auch im «Zwei», bleibt aber wie Luca Müller und Fabian Krämer im Fanionteam. Krämer ist es dann, der das sehenswerte 4:0 folgen lässt, ehe dem FCR ein Eigentor unterläuft, das den Schlussstand von 4:1 besiegelt. Rheineck hat stark gespielt, Yannik Zellweger, Fahro Cejvanovic, Senad Krasniqi und die anderen Neuen haben gezeigt, dass sie eine Verstärkung sind.Dem im Herbst arg gebeutelten FC Rheineck tut der Sieg gut, es ist eine Aufbruchstimmung zu spüren. Obwohl die Mannschaft bunt zusammengewürfelt ist, scheinen der Teamgeist intakt, die Motivation sehr präsent. Und doch wartet in der Rückrunde eine Mammutaufgabe. Ein Problem wird sein, dass die beiden Hauptkonkurrenten Reserveteams ambitionierter Vereine sind. Aber auch abgesehen davon braucht Rheineck mehrere Erfolgserlebnisse, um in der Liga zu bleiben. Die Basis dazu legt das Team jetzt, und der Einsatz stimmt schon mal positiv.