Der zwischenzeitliche sportliche Abstieg beim FC Altstätten ging einher mit einem Machtvakuum: Der stolze FC Altstätten, mit über 500 Mitgliedern grösster Verein im Städtli, hatte seit rund fünf Jahren nur noch interimistische Vorsitzende. Seit Freitag ist beim FCA wieder ein gewählter Präsident in Amt und Würden. Andreas Broger wurde im Restaurant Lindenhof, soweit ersichtlich, von allen 118 anwesenden Mitgliedern zum Präsidenten gewählt.Ewig-Interimspräsident verlässt den VorstandInterimistisch hat Broger das Amt bereits seit März ausgefüllt. Er folgte auf den 71-jährigen Ewig-Interimspräsidenten Georg Bucher, der an der 78. HV aus dem Vorstand verabschiedet wurde. «Schorsch ist der FC Altstätten, Schorsch lebt für den FCA», verabschiedete der neue Präsident seinen Vorgänger.Georg Bucher kam zu Beginn der 1990er-Jahre erstmals in den Vorstand. Danach war er während fast zehn Jahren Präsident. «Ausser als Kassier war ich schon in allen Funktionen im Vorstand tätig», sagt Bucher. Die schönsten Fussballerinnerungen hat er aber an seine Zeit als Trainer der dritten Mannschaft, die damals direkt von der 5. in die 3. Liga aufstieg: «Unvergessen sind vor allem die Reisen ans Pfingstturnier nach Berlin.» Auch Senioren- und Juniorenteams hat der pensionierte Lehrer in seiner langen FCA-Laufbahn trainiert.Als tatkräftiger Mitarbeiter im Clublokal Grüntal wird Georg Bucher ebenso wenig aus dem Vereinsumfeld verschwinden wie die anderen verabschiedeten Vorstandsmitglieder: Der langjährige Erst-Mannschaft-Spieler Dionys Wyss trat als Aktuar zurück, und Patrick Thürs Aufgabe im Vorstand umschrieb Broger mit «Mädchen für alles: Zu Beginn habe ich oft Paddy gefragt, wenn ich eine Auskunft über den Verein brauchte». Seit 16 Jahren war Thür im Vorstand, immer mit vollem (Körper-)Einsatz: Beim letzten Mal Linienzeichnen verletzte er sich am Knie.Zu neuen Ehrenmitgliedern gewählt wurden Jörg Keller und Stefan Sonderegger. Beide sind ebenfalls seit Jahrzehnten hinter den Kulissen für den FCA tätig: Jörg Keller war im Team Bau eine treibende Kraft, Stefan Sonderegger vor allem als Platzwart nicht wegzudenken. Und ganz speziell ist auch der Grund für das Geschenk, das Judith Baumgartner erhält: Sie wirtet seit sage und schreibe 30 Jahren im Grüntal. Sie ist weiterhin tätig im nun von Yvonne Haldner geleiteten Gastroteam im Grüntal .Das Herzblut und Engagement der Mitglieder war für Broger auch ein Argument dafür, den Vereinsvorsitz zu übernehmen. Der Mitte-Politiker, der seit neun Jahren Stadtrat und seit sieben Jahren Kantonsrat ist, sagt selbst: «Fast alle Anwesenden an dieser HV kennen den Verein schon länger als ich.» Vor rund 15 Jahren kam er erstmals in Kontakt mit dem FCA als Gründungsmitglied der damaligen dritten Mannschaft. «Ich habe gerne Fussball gespielt, war aber kein Leistungsträger», sagt Broger, «aber vermutlich suchte der Verein auch nicht einen Präsidenten, der 50-mal den Ball jonglieren kann.»Später fand der dreifache Familienvater Broger über seinen Sohn wieder zum Verein. Er wurde Juniorentrainer, dort lernte er die Strukturen des Vereins etwas besser kennen. Die interimistische Amtszeit gab Andreas Broger die Möglichkeit, im Vorstand vorzuspuren: Sein Team umfasst neun Namen, zwei mehr als bisher. «Die einzelnen Funktionen werden entlastet, indem wir sie auf mehrere Köpfe verteilen», sagt Broger. Damit möchte er die Ehrenamtlichkeit attraktiver machen: «Es ist gut, einen Präsidenten zu haben, aber der Verein benötigt vor allem das Engagement der Mitglieder.»Höhere Ziele? Nur auf der Basis soliden WirtschaftensFinanziell ist der Verein auch dank Buchers Vorarbeit kerngesund: Das Eigenkapital beträgt 129 000 Franken, trotz Rückstellungen erarbeitete der FCA einen kleinen Gewinn (2250 Franken). Das nächste Budget sieht einen «verschmerzbaren» Verlust von 5000 Franken vor. Die Zahlen im Lot zu halten, ist die Basis von Brogers Amtsverständnis. Aber seine Wahl bietet dem Verein auch eine langfristige Perspektive.Dazu gehören Projekte wie die wieder aufgenommene Erweiterung der Sportanlage Grüntal. Aber auch sportlicher Erfolg. Nichts wäre vielen FCA-Fans lieber, als sich wieder auf Augenhöhe mit dem FC Widnau zu messen. «Ich möchte auch lieber 2. Liga interregional als 2. Liga spielen», sagt Andreas Broger, «aber nur mit weiterhin vernünftigem finanziellen Einsatz: Das Gros der ersten Mannschaft muss aus eigenen Spielern bestehen.»