06.10.2022

Der Europameister formt seine Nachfolger

In der Fight Industry Rheintal in Au hat Agron Azemi mit seinen Kickbox-Talenten Grosses vor. Drei Kämpfer starteten an einem Meeting.

Von ys
aktualisiert am 02.11.2022
Der 48-jährige Agron Azemi aus Heerbrugg war Profi-Europameister im Kickboxen, zu Beginn dieses Jahrhunderts war er der Beste in Europa, «obschon ich immer mit vollem Pensum gearbeitet habe», sagt er. Das macht er immer noch, inzwischen als Inhaber einer Auto-Werkstatt in Au. Dem Kickboxen blieb er als Ringrichter verbunden. Als Azemi und ein paar Kollegen vor eineinhalb Monaten einen Trainingsraum am Bahnhof in Au mieteten, wollten sie an ihrer Fitness feilen.Bashkim Azemi, Agrons Sohn, trainierte mit. Das frühere Box-Talent zog ebenso Kollegen und Bekannte an wie sein Vater. Schon ein halbes Jahr später hatte Azemi 60 Schülerinnen und Schüler (doppelt so viele, wie im Trainingsraum maximal Platz haben). Die Absicht, an der eigenen Fitness zu arbeiten, ist bei Agron Azemi in den Hintergrund gerückt: «Dafür fehlt mir die Zeit», sagt er, und schaut auf seinen Bauch.Agrons Sohn Bashkim Azemi ist das ZugpferdDie Trainings-Luft hat die Leidenschaft des Kickboxers jedoch wieder geweckt. «Ich wurde schon früher als Ringrichter regelmässig danach gefragt, ob ich Kämpfer für Meetings habe», sagt Agron Azemi. Dass in seinem neuen Gym auch Kämpfer ausgebildet werden sollten, war ihm deshalb schnell klar. Das Zugpferd ist sein Sohn Bashkim Azemi, 24-jährig. Er war als Junior mehrfacher Schweizer Meister im Boxen. Er ist der Erfahrenste von Agron Azemis Kämpfern, mehr als 50-mal stand er schon im Ring.Als Kickboxer hatte Bashkim Azemi am Samstag erst seinen dritten Einsatz. Allerdings hat er bei seinem Comeback im Ring nach fünf Jahren Abwesenheit bereits einen Schweizer Meister-Gürtel eines Verbandes (WKU) geholt. In Volketswil ZH kam Azemi junior zu einem leichten K.-o.-Sieg, der ihn allerdings nicht glücklich stimmte. «Schon nach zehn Sekunden sah ich, dass der Gegner weit von Bashkims Niveau entfernt ist», sagt Agron Azemi, nur rund 20 Sekunden später war der vorzeitige Sieg Tatsache.«Solche ungleichen Kämpfe bringen niemandem etwas», sagt Agron Azemi, «die Zuschauer kommen nicht auf ihre Kosten, und beide Kämpfer profitieren nicht.» Das Problem sei, dass viele Veranstalter Kickboxer engagieren, die Zuschauer bringen – oft auf Kosten von ausgeglichenen und daher auch weit sehenswerteren Kämpfen.Ein Sieg, ein Unentschieden und eine bittere NiederlageVier Kickboxer wollte Azemi in Volketswil in den Ring schicken. Einer musste aber schon vorher kapitulieren: Der 20-jährige Sirag Al Maliki wurde in der Woche vor der Fight Night krank. Der 20-Jährige war im Boxen ebenfalls Schweizer Meister im Nachwuchs. Nun möchte er im Kickboxen durchstarten, allerdings musste er sein Debüt noch verschieben. «Er ist ein erfahrener, physisch starker Kämpfer», sagt der Trainer über Sirag Al Maliki.Auch auf den 24-jährigen Arif Haliti hält Agron Azemi grosse Stücke: «Technisch muss er aber noch viel lernen.» Arif Haliti konnte in Volketswil so­gar um einen nationalen Gürtel kämpfen. Allerdings knallte er schon nach kurzer Zeit auf den Hinterkopf. «Danach war er so angeschlagen, dass ich den Kampf abbrechen musste», sagt Agron Azemi. Die Aktion des Gegners sei illegal gewesen, aber so könne es gehen im Kickboxen: «Der Gegner kommt mit einer Verwarnung davon, die dem kampfunfähigen Gegner nichts nützt.» Die Niederlage auf diese Weise sei sehr bedauerlich, denn Haliti sei topfit gewesen, «er hätte gewinnen können.»Azemis dritter Kämpfer in Volketswil, der 20-jährige Steven Knecht, erreichte in seinem ersten Wettkampf als Kickboxer ein Unentschieden: «Er hat hervorragend gekämpft und seine Haut gegen einen starken Gegner teuer verkauft.»Knecht soll im Dezember in Frauenfeld zu einem weiteren Einsatz kommen, vielleicht erlebt dann schon der nächste von Azemis Kickboxern seine Feuertaufe. Denn hinter den vier Kickboxern, die Agron Azemi schon an Turnieren einsetzt, lauern ein halbes Dutzend Kämpfer, die nach Aussage des Trainers bereit sind für den Gang in den Ring. «Mein Ziel ist es, dass ich zwölf Kämpfer habe, die ich überall einsetzen kann», sagt Agron Azemi. Aber die Talente aus der zweiten Reihe müssen sich noch ein wenig gedulden. «Sie wollen unbedingt kämpfen, aber die Zeit muss reif sein dafür», sagt Azemi. Er wolle die jungen Kämpfer behutsam aufbauen und sie keinesfalls zu früh auf Gegner loslassen.Bald wieder eine Fight Night im Rheintal?Vielleicht erleben einige der Kickboxer der Fight Industry Rheintal ihre Premiere vor heimischer Kulisse. Agron Azemi plant im nächsten Frühjahr nämlich, die Rheintaler Fight Night wieder mit Leben zu füllen. «Seit sieben, acht Jahren hat es keinen solchen Anlass mehr gegeben», sagt Azemi. Dabei hätten die Kampfnächte immer sehr viele Zuschauerinnen und Zuschauer angezogen. Gerade zu den Zeiten, in denen mit Agron Azemi und Blerim Rashiti zwei der europaweit besten Kickboxer, die Massen im Rheintal begeisterten.«Das Rheintal ist eine Hochburg im Schweizer Kickboxen», sagt Azemi. Zumindest gebe es in der Szene noch viele, die sich an die guten Kämpfer aus dem Rheintal erinnern. Agron Azemi hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Rheintal wieder prominent auf die Schweizer Kickbox-Karte zu setzen. 

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