16.04.2019

Der erste Discounter-König

Der Name Eschenmoser steht nicht nur für feines Gebäck, sondern auch für den ersten Discounter-König der Schweiz. Am Dienstag erschien das Buch zu den zehn Stämmen der Eschenmoser und deren Nachkommen.

Von Benjamin Schmid
aktualisiert am 03.11.2022
«Es war eine riesige Büez», sagte der Verleger Felix Wüst-Bührer bei der Buchvorstellung. Schnell stellte sich heraus, dass von gewissen Stämmen kaum mehr Informationen vorhanden waren. «Ernüchternd war auch die Erkenntnis, dass ausser den Stämmen sechs und sieben die übrigen Stämme so gut wie nichts voneinander wussten», sagte Felix Wüst. Zusammen mit seinem Cousin Edgar Oehler veröffentlichte er 2018 eine umfangreiche Dokumentation und Chronik über Oehlers Ahnen väterlicherseits. Dabei erforschten die beiden auch den mütterlichen Stammbaum. Aus den Nachforschungen entstand das «Eschenmoser-Buch» mit informativem Inhalt, umfangreichen Stammtafeln und eindrücklichen Bildern. «Für mich ist es eine besondere Freude, mit der Dokumentation meiner Vorfahren mütterlicherseits unter anderem die Erinnerung an das Leben und Wirken meiner Mutter, Rosa Oehler-Eschenmoser von Balgach, wachzuhalten», sagte der Herausgeber Edgar Oehler.Bei den Vorfahren handelt es sich um Johann Justin (1850–1933) und Johanna Franziska (1853–1907) Eschenmoser-Rohner von Balgach. «Im ersten Teil des Buches werden Porträts der Stammeltern sowie ihrer zehn Kinder vermittelt», sagt Felix Wüst. Hauptanliegen des Buches sei es, die zehn Nachkommen und ihre Lebensgeschichte vorzustellen. «In einem zweiten Teil wird einiger verstorbener, verdienter und aussergewöhnlicher Eschenmoser gedacht», sagt der Herausgeber. Es handelt sich dabei um zwei geistliche Würdenträger und zwei Persönlichkeiten, die durch ihre Leistungen dem Namen Eschenmoser besonderes Gewicht verliehen haben.Das vorliegende Buch sei nicht in erster Linie für die derzeit in der Mitte des Lebens stehende dritte Generation der Nachkommen von Justin und Franziska aufgelegt. «Das Buch soll vielmehr dazu beitragen, das Leben der Kinder unserer Stammeltern vor weiterem Vergessen zu bewahren», sagte Edgar Oehler bei der Vernissage.Schweizer Pionier des Discount-Handels«Wir haben uns auf vier Namen beschränkt», sagt Felix Wüst, «wohlwissend, dass dieser Teil des Buches in keiner Weise Vollständigkeit beanspruchen kann.» Porträtiert werden die Pfarrer Gustav Eschenmoser und Pater Karl Hüppi sowie Jakob Eschenmoser-Müller und Alfons Eschenmoser-Olsen. Letzterer war der ältere Sohn von Alphons Otto und Maria Johanna Eschenmoser-Oesch. Während der jüngere Bruder, Albert Eschenmoser Baschnonga, noch lebt und massgeblichen Anteil am Buch hat, wird seinem älteren, bereits verstorbenen Bruder Alfons Eschenmoser-Olsen ein Porträt gewidmet. 1915 übernahm er die Generalvertretung von Füllhaltern der Marke Stratford für die Schweiz. Ab 1954 verkaufte er direkt importierte Radio- und Fotoapparate. Es folgte ein kometenhafter Aufstieg des Unternehmens, das sich in den 1970er-Jahren «Erstes Discounthaus der Schweiz» nannte. Es wird auch die Geschichte von Jakob Alphons Eschenmoser erzählt, der über ein Dutzend SAC-Hütten gebaut und viele Skizzenbücher angefertigt hat. «Er muss ein Lebemensch gewesen sein», sagte Hansjakob Eschenmoser-Willimann, «vier Ehefrauen und ein uneheliches Kind zeugen von einem sehr bewegten Leben.» Als Gegengewicht zum «Eschenmoser-Casanova» kann Pater Karl Hüppi gesehen werden. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnissen, wollte Karl in die weite Welt hinaus. «Stattdessen leistete er als Arbeiter-Seelsorger der Missionsgesellschaft Bethlehem viel Gutes. Ähnliches gilt es von Pfarrer Gustav Eschenmoser zu berichten: Er lebte die ländlich-katholischen Traditionen, wie sie in Balgach im 19. und frühen 20. Jahrhundert galten.

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