22.02.2021

Der enttäuschte Basler Händler

Das Telefon klingelt am Montagvormittag. Ich nehme ab, ein unbekannter Mann mit Basler Dialekt meldet sich. Während er freundlich Begrüssungsfloskeln aufsagt, überlege ich automatisch, wie ich diesen Anruf möglichst rasch beenden könnte. Will er mir Wein andrehen oder wissen, bei welcher Krankenkasse ich versichert bin? Nein, er kommt ziemlich rasch zu seinem Anliegen: «Haben Sie alte Möbel, die sie verkaufen möchten?» Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet. Was ist das denn für ein Geschäftsmodell in der heutigen Zeit? Er sei in der Region unterwegs und auf der Suche nach Hausrat. Nein, ich hätte nichts, antworte ich. «Auch kein altes Silber, Uhren?» Nein. Er scheint enttäuscht zu sein. Statt das Gespräch abzukürzen, überlege ich nochmals, ob denn wirklich nichts im Keller Staub sammelt und abzugeben wäre. Da ist wirklich nichts und ich möchte auch nicht in einen Handel verwickelt werden. Ich frage, nach welchem Prinzip er Telefonnummern wählt. Alphabetisch? Er weicht aus. Manche Menschen seien froh, wenn man ihnen alte Gegenstände abkaufe. Zu dieser Zielgruppe gehöre ich nicht. Es ist nun definitiv an der Zeit, dieses Gespräch zu Ende zu bringen. Er bemüht sich, einen korrekten Eindruck zu hinterlassen, bleibt freundlich und verabschiedet sich – der Basler, der alte Möbel von Privaten abkaufen möchte. Ich kann es nicht lassen und suche nach einem Haken an der Sache. Eine Freundin, der ich davon erzähle, sieht es entspannter. Sie trauert einer Gelegenheit nach, den Estrich zu entrümpeln. «Hättest du ihm doch meine Nummer gegeben!»

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