20.10.2022

Der «Chindlistein» wird entmystifiziert

Laut einem neuen Buch war der magische Felsen nichts weiter als ein Steinbruch.

Von Peter Eggenberger
aktualisiert am 02.11.2022
Der Felsen mit seinen tiefen Längsrillen, den an Tritte eines Urtiers erinnernden Vertiefungen und natürlich den Malereien in den wiegengrossen Höhlen beflügelt die Fantasie. Der Kurverein Heiden hat mit dem «Chindlisteiweg» eine abwechslungsreiche Themenwanderroute geschaffen, die nicht zuletzt Kinder anspricht.Der Weg führt zum zerklüfteten Felskopf aus Sandstein, der an einen kleinen Berg erinnert und zum Klettern einlädt. Die abfallenden Längsrillen auf der Rückseite des Steins sollen von rutschenden Frauen verursacht worden sein, die so ihren Kinderwunsch zu erfüllen hofften. So erzählt man.«Die Bezeichnung ‹Chindli­stein› scheint vor 1950 nicht gebräuchlich oder sogar unbekannt gewesen zu sein. Weder tritt sie in der älteren Literatur noch in Kartenwerken in Erscheinung», heisst es nun im Buch «Geschichte von Heiden». Viel zum Namen und zur Mys­tifizierung dürfte die Malerei beigetragen haben, die eine Mutter und Kinder zeigt. Der Künstler war Ernst Rohner alias «Güügeli-Rohner» aus Heiden.«So oder so ein magisches Ziel»«Rohner hat in der heutigen Sefar AG gearbeitet und führte das Restaurant Säntis. Gleichzeitig betätigte er sich als Kunstmaler», erzählte jeweils der mittlerweile verstorbene, ebenfalls in Heiden wohnhaft gewesene Alois Eugster-Hugi. Als nach dem Heidler Dorfbrand von 1838 eine neue Kirche zu bauen war, könnte der «Chindlistein» als Steinbruch gedient haben. «Die zu Schalen ausgewitterten Löcher im Fels bildeten die Widerlager für Kräne, mit denen herausgebrochene Steine auf Transportkarren oder -schlitten verladen wurden. Die älteren Spuren am ‹Chindlistein› weisen deutlich auf Steinabbau hin», heisst es im Geschichtsbuch.«So oder so bleibt der ‹Chindlistein› ein sehenswertes Ziel, das viele Mutmassungen zulässt», sagt Max Frischknecht, Präsident des Kurvereins. Der im Dorfzentrum beginnende Themenrundweg erschliesst weitere spannende Plätze wie etwa das «Tüfelskänzeli» sowie die Aussichtsorte Bellevue und Säntisblick.Hinweis: Der Wanderführer «Mystischer Chindlistei» ist bei der Tourist Information im Bahnhof Heiden gratis erhältlich.

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