Schon lange bevor der Startschuss fiel, waren sämtliche Startplätze vergeben. Mehr als 14000 Teilnehmer aus aller Herren Länder reisten ins Engadin, um den weltweit zweitgrössten Langlaufanlass nicht zu verpassen, ihr langläuferisches Können unter Beweis zu stellen und Teil eines Volksfestes zu sein. Wenn ich die Bilder vom Engadiner Skimarathon über den Fernsehbildschirm flimmern sehe, bin ich jedes Jahr wieder aufs Neue fasziniert. Da springen Langläufer im Startraum herum, wedeln mit ihren Stöcken durch die Luft, machen Kniebeugen und lockern ihre Muskeln. Dann der Startschuss – und wie eine Lawine pflügen sich Tausende von Läuferinnen und Läufern durch die idyllische Postkartenlandschaft des Engadins. Die Aufmerksamkeit der Kameras liegt dabei hauptsächlich bei denen, die an der Spitze um den Sieg und die besten Platzierungen kämpfen. Weit abseits dieses Kampfes um die Medaillenränge mühen sich die Letzten genauso mit ihren Skiern und mit sich selber ab. Alle wollen das Ziel in S-chanf erreichen. Aber haben Sie gewusst, dass nach Ablauf einer bestimmten Zeit das Ziel geschlossen, die Zeit nicht mehr gestoppt wird und der Marathon somit nicht geschafft ist? All jene, die nach Ablauf dieser Zeit noch unterwegs sind, werden von einem Besenwagen aufgesammelt. Der Besenwagen fragt nicht nach den Gründen für den zeitlichen Rückstand, dennoch ist dieser teilweise offensichtlich. Es sind ganz verschiedene Langlaufstile vorhanden, verschiedene Materialvoraussetzungen und verschiedene gesundheitliche Herausforderungen zu meistern. Und so verschieden die Voraussetzungen am «Engadiner» sind, so vielfältig und von unterschiedlichen Voraussetzungen geprägt zeigen sich auch die Lebenswege von uns Menschen. Eines allerdings haben alle gemeinsam: die Richtung und das Ziel!Meiner Überzeugung nach sind all unsere Lebenswege von Gott getragen und durch ihn begleitet – und zwar jeweils ganz persönlich, egal mit wie viel gefühltem Rückstand auf andere wir unterwegs sind. Einen kleinen Tipp, um den vermeintlichen Rückstand zu minimieren, gibt uns die Bibel im Hebräerbrief: Wir sollen alles ablegen, was uns beim Laufen behindert (Hebr 12, 1). So können wir uns befreit auf den Weg bzw. auf die Piste machen, weil wir den Ballast gleich am Start zurücklassen. Und sollte es trotzdem zäh werden und uns tatsächlich die Kraft ausgehen, dann dürfen wir Gott an unserer Seite wissen. Im Notfall – da bin ich mir sicher – würde er uns auch auf seinem Besenwagen mitnehmen. Ramona Casanova-BaumgartnerPastoralassistentin in Rebstein