Den Bräuchen im Appenzellerland ist niemand so gründlich und liebevoll nachgegangen wie Alfred Tobler. Er widmete sich in seinem ganzen Leben der Volkskunde, um die er sich grosse Verdienste erwarb. Im Jahr 1914 zeichnete ihn die Universität Zürich mit dem Ehrendoktorat aus, schreibt Historiker Walter Schläpfer im Buch «Geschichte von Appenzell Ausserrhoden».
1845 in Teufen als Sohn eines Schulmeisters geboren, studierte Tobler in Basel Theologie. Als Prediger nicht gerade erfolgreich, wandte er sich der Musik zu, als er durch Heirat mit einer wohlhabenden Zürcherin Gesangsstudien in Stuttgart und Frankfurt absolvieren konnte.
Nach dem Tod seiner Frau zog Tobler nach Wolfhalden und später nach Heiden, wo er sich nun voll auf volkskundliche Studien konzentrierte.
Als erstes volkskundliches Buch erschien 1890 «Kühreihen, Jodel und Jodellied in Appenzell». Als Sänger kannte Tobler das Zauren und Rugguserle in allen seinen Versionen. Ebenfalls 1890 publizierte er das Werk «Sang und Klang aus Appenzell», und 1903 erschien die Abhandlung «Das Volkslied im Appenzellerland». Dazu Walter Schläpfer: «Tobler dürfte einer der ersten Volkskundler gewesen sein, der die Schönheiten der heute wieder so geschätzten Streichmusik erkannte.»
Intensiv befasste sich Tobler auch mit dem Appenzeller Witz. Das berühmteste, am häufigsten gelesene und am meisten geplünderte Buch Toblers ist jedoch die Sammlung «Der Appenzeller Witz». Das Buch erschien 1902 im Nebelspalter-Verlag und wurde mehrmals nachgedruckt.
Tobler begründete Heidens Ruf als Zentrum des guten Appenzeller Witzes. Er förderte mit dem Heidler Mundart-Dichter und Humoristen Jakob Hartmann alias «Chemifeger Bodemaa» (1876–1956) seinen Nachfolger. Mit Lehrer Ruedi Rohner (1923–2009) war ein weiterer Einwohner Heidens der von Tobler vorgegebenen Linie verpflichtet. Rohners Witzbücher sind nach wie vor erhältlich.