1922, neun Jahre vor dem FC Widnau, wurde die Spielvereinigung Schaffhausen gegründet. Aus der Fusion von FC Hohlenbaum und Sportclub Schaffhausen entstand die SV Schaffhausen. Die «Spielvi» ist ein Traditionsverein und der grösste Sportverein im Kanton. Aktuell sind 733 Mitglieder eingeschrieben, 27 Teams nehmen an Meisterschaften teil.
Die «Spielvi» hat eine bewegte Geschichte. 1927 stiegen die Schaffhauser in die 2. Liga auf. Durch die Fusion mit dem FC Ceresio, einem Club, der vorwiegend aus italienischen Emigranten bestand und dem kurzzeitigen Namenwechsel auf Spielvereinigung Ceresio, schnupperten die Schaffhauser während zwei Saisons Erstligaluft. Nach dem Abstieg wurde der Club wieder in SV Schaffhausen umbenannt.
1997 stieg die «Spielvi» in die NLB auf
Ihre Blütezeit hatte die «Spielvi» zwischen 1994 und 1998. Diese ist eng mit Marco Filomeno verbunden. Unter dem damals erst 27-jährigen Trainer glückte 1994/95 der Aufstieg in die 1. Liga. Die Spielzeit 1996/97 mutet wie ein Märchen an. Die «Spielvi» zahlte den Akteuren auch in der dritthöchsten Liga kein Gehalt und nahm nur Auswärtige unter Vertrag, die dies akzeptierten. Dennoch klopften die Schwarz-Weissen an die Tür zur Nationalliga B: Im letzten Aufstiegsspiel drängten sich über 1800 Fans in die «Bühl», den Sportplatz des Clubs. Nach dem 1:0 gegen Serrières war der Aufstieg perfekt.
Innert nicht einmal zehn Jahren war aus dem Drittligisten ein NLB-Club geworden. Auch dort hielt der Club am Amateursystem fest. Der Bühl-Platz genügte den Anforderungen nicht, so musste die «Spielvi» ihre erste und einzige Saison in dieser Liga auf der Breite bestreiten. Trotz Herzblut erwiesen sich die Halbprofi- und Profiteams als zu stark und die SV musste nach einer Saison wieder runter.
Treffsicheres Schaffhauser Trio
Wie für Widnau, begann auch für die SV Schaffhausen die Saison mit einem Cup-Knaller. GC war in Schaffhausen zu Gast und gewann 4:0. Punktemässig sind die Schwarz-Weissen diese Saison das Mass aller Dinge. Nach 27 Spielen stehen die Schaffhauser 14 Längen vor den zweitplatzierten Frauenfeldern. Der Aufstieg stand fünf Runden vor Schluss rechnerisch fest. Bereits zur Winterpause betrug der Mindestabstand zur Konkurrenz zehn Punkte. In 15 Spielen gab es nur eine Niederlage, ein 1:2 in Chur. Dies setzte sich in der Rückrunde fort. In den bisherigen zwölf Spielen mussten die Schaffhauser nur einmal als Verlierer vom Platz – beim 1:5 in Thalwil.
In den Spieltelegrammen fallen immer wieder drei Namen auf: Lukas Zwahlen, Tim Bolli und Enrico de Nobile Berglas. Die drei Offensivkräfte haben diese Saison bislang 43-mal getroffen. Zwahlen liegt mit 18 Toren mit dem in der Winterpause von Wil II zu St. Gallen abgewanderten Metin Bahtiyari auf dem zweiten Platz der Torschützenliste. Nur der St. Margrether Erolind Sylaj, der kürzlich für die Profis des FC Wil sein Challenge-League-Debüt gab, steht um noch ein Tor besser da. Bolli hält bei 15 Treffern, de Nobile Berglas bei zehn.
Widnau glückte beinahe Punktgewinn
Das Hinrundenspiel verursacht bei Widnau gemischte Gefühle. Der FCW verlor 1:2, bot dem Favoriten aber über weite Strecken Paroli. Die Blau-Weissen forderten den souveränen Leader mehr, als diesem lieb war. Mit acht fehlenden Stammspielern hielten die Rheintaler auf dem Naturrasen der Berformance Arena, in der ausnahmsweise gespielt wurde, stark dagegen und mussten sich erst durch ein Gegentor in der 92. Minute beugen. «Wir haben in Schaffhausen ein Topspiel gezeigt, waren ebenbürtig und hatten den Gegner gut im Griff», sagte Widnaus Co-Trainer Daniel Lüchinger.
Die personelle Lage hat sich bei Widnau leicht entspannt. Zwar ist Lucas Barboza Maciel nach Brasilien zurückgekehrt und Ivan Ivic, Cristian Navarro, Noah Massari, Luca Giorlanda und Daniele Lamorte fehlen weiterhin verletzungsbedingt. Gegen Schaffhausen ist auch Timon Cabezas nicht dabei. Dafür sind Ilija Ivic, Timo Faleschini und die zuletzt gesperrten Helmar Andrade und Ceyhun Tüccar wieder dabei. «Wir erwarten den Aufsteiger voller Selbstvertrauen. Natürlich ist Favorit», sagt Lüchinger. «In den letzten Spielen waren die Schaffhauser allerdings nicht mehr so souverän wie im Herbst», so der Co-Trainer weiter. Er ist zufrieden mit den letzten Spielen gegen Frauenfeld (1:1) und Chur (3:0), obwohl da auch Stammspieler fehlten. «Ich denke, es könnte am Sonntag ein enges Spiel werden», so Lüchinger, «wir sind überzeugt, dass wir den Tabellenführer schlagen können und spielen daher voll auf Sieg. Die Stimmung in der Mannschaft ist sehr gut. In den letzten drei Spielen wollen wir drei Siege einfahren.»
Am Sonntag geht’s auf der Aegeten bereits um 12 Uhr los: Die Festwirtschaft und die Bar haben geöffnet. Zudem sind ein Güggeli-Grill und ein Glacestand vor Ort. Gute Vor-Match-Stimmung bringt der bewährte Alpen-DJ Heiner.
Kaderplanung ist in vollem Gang
Hinter den Kulissen läuft die Kaderplanung für die nächste Saison. Die Vertragsverlängerung mit den Trainern Andreas und Daniel Lüchinger ist seit zwei Wochen bekannt, nun geht’s an das Team selbst und da sind bisher vor allem Abgänge bekannt.
Bledi Shala kehrt im Sommer zu seinem Stammverein Au-Berneck zurück. Der technisch starke Daniele Lamorte hat sich nach längerer Verletzungspause entschieden, eine Fussballauszeit zu nehmen. Auch der Defensivallrounder Noah Massari legt eine fussballerische Pause ein. Den FC Widnau verlassen wird auch Helmar Andrade. Wohin es ihn zieht, ist noch ungewiss. Nach Bern zieht es den jungen Stürmer Samuel Stiendl, der dort sein Studium an der Universität beginnt.
Zurückkehren ins Rheintal wird nach einem Jahr im «Ländle» (USV Eschen/Mauren) der 31-jährige Torhüter Ilija Kovacic.