Bei der Tiziani Haustechnik GmbH in Montlingen sind Vater Benno und Sohn Damian voll des Lobes für ihren afghanischen Lehrling. Nicht einmal fünf Jahre nach der Ankunft in der Schweiz ist der 18-Jährige in der Gemeinde Oberriet daheim, als lebte er schon immer hier.Der angehende Sanitärin-stallateur, der die ersten zwölf Lebensjahre im Iran verbrachte, flüchtete als Jugendlicher allein in die Türkei und von hier nach Griechenland. Über den Balkan und Österreich gelangte er in die Schweiz, wo er zunächst einen Monat in Rheineck verbrachte und drei weitere in Zürich-Altstetten. Im Rheintal ist er mit seiner Familie wieder vereint, nur seine Schwester lebt noch im Iran.Tizianis lernte er als Fussballer kennenIn Montlingen, wo Reza Heidari zuerst lebte, trat er gleich dem FC bei. Hier lernte er die Tizianis kennen, eine Familie, die dem Club sehr verbunden ist. Der junge Afghane lernte rasch Deutsch, auch dank zusätzlicher Sprachkurse, beeindruckte durch sein sympathisches Auftreten und nach einer Schnupperlehre war die Sache klar: Die Haustechnik-Firma war gern bereit, Reza Heidari zum Haustechnikpraktiker EBA auszubilden.Allerdings erwies sich diese Lehre bald als Unterforderung, und auf das zweite Jahr hin wechselte der junge Mann in eine Lehre als Sanitärinstallateur mit eidgenössischen Fachausweis.Es war der richtige Entscheid, noch immer zählt der 18-Jährige zu den guten Schülern. In beiden berufskundlichen Fächern steht im aktuellen Zeugnis eine Fünf und bei Themen wie Staatskunde, Recht oder Bildungssystem hat der Afghane eine Fünfeinhalb.«Sehr zuverlässig,sehr diszipliniert»Im siebenköpfigen Tiziani-Team ist Reza Heidari ein geschätzter Kollege. «Sehr zuverlässig», sagt Benno Tiziani mit anerkennender Miene, «sehr diszipliniert beim Lernen», urteilt Sohn Damian, der den Lehrling als eidgenössisch diplomierter Sanitärmeister betreut und selbstkritisch hinzufügt, er selbst hätte da früher nicht mithalten können. Was ihn überdies erstaunt, ist, dass sein Lehrling niemals fluche. Ganz gleich, ob etwas nicht wunschgemäss klappe oder er mit dem Hammer daneben haue, Reza bleibe immer ruhig, was dem Schweizer einigen Respekt abnötigt. Reza ist für ihn ein gutes Beispiel, dass man stets auch von den andern etwas lernen kann.Es hat jedereine Chance verdientDamian Tiziani bringt eine Haltung zum Ausdruck, die auch sein Vater schon durchblicken liess: Es habe jeder eine Chance verdient, ganz gleich, woher er komme. Selbstverständlich seien die Erwartungen jedoch dieselben wie bei einem Schweizer.Weil Reza Heidari einsatzfreudig und strebsam ist, bezahlt das Unternehmen ihm die Fahrschule. Das habe den schönen Nebeneffekt, dass die ganze Familie ihres Lehrlings ein bisschen mobiler werde, sagt Damian Tiziani. Entgegen kommt den Heidaris auch, dass sie den beantragten afghanischen Pass vor ein paar Wochen tatsächlich erhielten.Als Kind träumte Reza Heidari davon, Profifussballer zu werden. Heute spricht er davon, einmal selbstständig zu werden, selbst eine Firma zu haben. Dass er nach der Lehre bei den Tizianis bleiben kann, ist jetzt schon klar. Hier wäre eine Zusatzlehre als Heizungsinstallateur eine Möglichkeit. Reza Heidari, der gern Velo fährt und sich fit hält, ist sehr sprachbegabt. Er spricht nicht nur Farsi, sondern kann zudem auf Arabisch schreiben und lesen. Auch seine Brüder sprächen sehr gut Deutsch, sogar noch besser als er selbst. Der 16-jährige Taghi beginnt im Sommer eine Lehre als Elektromonteur, und Bruder Hossein, der in der sechsten Klasse ist, teilt Rezas Kindheitstraum vom Fussballerleben.Erst kürzlich kehrte Hossein aus Spanien zurück – von einem Trainingslager mit dem Fussballnachwuchs vom Team Rheintal-Bodensee.Gert Bruderer