Etwas mehr als ein Jahr ist es her, als der FC Widnau fast den grossen FC St. Gallen aus dem Schweizer Cup geworfen hätte. Damals stand der gerade mal 17 Jahre junge Leo Hetzel im Tor des Vereins aus der 2. Liga interregional. Er trug mit seinen Paraden, die es schweizweit im TV zu sehen gab, massgeblich zum Beinahe-Coup gegen den Superligisten bei. Jetzt läuft der mittlerweile 18-Jährige für einen anderen Club auf.
«Der FC Wil kam auf mich zu und ich wollte diese Chance nutzen. Es gibt dort einen starken Nachwuchs und Talente werden gefördert», sagt Hetzel dazu, weshalb er nun für einen Ligakonkurrenten aufläuft. Es sei ihm schwergefallen, seinen Stammverein zu verlassen: Die Mannschaft sei super gewesen und es habe nicht an den Mitspielern gelegen, dass er gewechselt sei.
Wil II spielt in der gleichen Liga ebenfalls vorne mit
Vielmehr wollte er von den besseren Chancen in Wil und der Nähe zum Profifussball profitieren. Zumal der FCW mit Ilija Kovacic einen weiteren Torhüter verpflichtet hatte, worunter Hetzels Einsatzzeit vielleicht gelitten hätte. «Mir war es wichtiger, Spielpraxis zu sammeln. Wil II spielt in der gleichen Liga in der oberen Tabellenhälfte mit», sagt Hetzel.
Neben ihm spielen drei andere Rheintaler in der U20 des FC Wil: der Diepoldsauer Mika Metzler, Andi Aliu aus Rebstein und der St. Margrether Erolind Sylaj. Zur Frage, ob dies seine Entscheidung begünstigt hat, sagt Hetzel:
Es war auf jeden Fall schön, weil ich Mika bereits kannte, es hatte aber keinen massgeblichen Einfluss.
Einen Vorteil hat es aber auf jeden Fall: Hetzel, Metzler und Aliu pendeln zusammen ins Training, die Kosten für den Weg mit dem Auto teilen sie durch drei.
Auf dem Plan stehen vier Trainingseinheiten pro Woche, dafür fahren die drei jeden Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag nach Wil und zurück. Das Training dauert jeweils von 19 bis 21 Uhr. Nebst dem Fussballspielen in Wil arbeitet Leo im Zwischenjahr bei Heule Gartenbau in Diepoldsau und Hongler Kerzen in Altstätten, nachdem er im Juni seine Matura an der Kantonsschule Heerbrugg gemacht hat. Mit der Arbeit finanziert er unter anderem auch den Weg ins Training.
Umgewöhnung – aber doch ein Spiel wie jedes andere
Das erste Spiel im Dress des FC Wil bestritt Hetzel am 28. August gegen Schaffhausen II. Er habe sich von Anfang an sehr wohlgefühlt, obwohl er sich zuerst an die etwas spezielle Taktik und die neue Formation habe gewöhnen müssen. «Wils Fussball ist sehr auf Technik ausgelegt, mehr als in Widnau», sagt Hetzel. Dann lief es aber ganz gut für ihn, er habe sich schnell daran gewöhnt und es sei danach wie jedes andere Fussballspiel gewesen.
Die Zukunftswünsche formuliert er so:
Ich würde sehr gern für die erste Mannschaft des FC Wil auflaufen.
In ihm lebt der Traum weiter, Profifussballer zu werden. In Wil kommt er dem Traum ein Stück näher, auch aufgrund der Nähe zu den Profis. Wie es dann in der Realität mit seinen Zukunftsplänen aussieht und wie er den Traum vielleicht mit dem Studium verbinden kann, darüber ist sich Hetzel doch noch unsicher.